Kau Dich gesund
Umständen der Sinn des Lebens. Davon kriegt ihn keiner weg. Es sei denn, er selbst verändert seine »Symbole«. Daß er z. B. einen Teil seines Lustempfindens nicht mehr mit Kaffee oder Zigaretten befriedigt und kompensiert, sondern dafür ein anderes größeres Lustgefühl entdeckt. Zum Beispiel eine neue Liebe, für die man Zigaretten oder Kaffee gerne aufgibt.
Auf diese Weise übertrifft auch das neue Lustgefühl beim richtigen Kauen das alte Lustgefühl des Runterschlingens. Nicht mehr das gierige Reinstopfen von Riesenmengen bereitet jetzt den gewünschten Eßgenuß, sondern das Auskosten und Ausschmecken eines jeden Bissens.
Es besteht ein regelrechtes Unvermögen, wieder zur alten Eßweise zurückzukehren.
Daher glaube ich fest daran, daß diese so einfache Kunst des richtigen Kauens und Ausschmeckens noch viel Gutes bewirken kann, wenn die Menschen erst mal auf den richtigen Geschmack gekommen sind. Kein Food-Designer und keine (Industrie-)Macht der Welt wird uns dann je noch mal von der rechten Eßweise abbringen. Weil wie bei jeder anderen erfolgreichen positiven Verhaltensänderung das Lustgefühl Zünglein (hier im wahrsten Sinne des Wortes) an der Waage gespielt hat.
Schon Goethe hat gesagt:
»Die Kraft ist schwach, allein die Lust ist groß.«
Und von Kaiserin Maria Theresia, einer klugen Frau der Geschichte, gibt es eine herrliche Anekdote, die das Lustprinzip veranschaulicht. Es wird berichtet, daß Kaiserin Maria Theresia ihrem Leibarzt van Swieten keine gehorsame Patientin war. Alle Mahnungen, bescheidener zu essen, hatten wenig Erfolg, obwohl es der Kaiserin fortlaufend schlechter ging. Da ließ sich der Arzt bei einem Festmahl einen Kübel bringen und warf in diesen von jeder Speise und jedem Getränk so viel hinein, wie die Kaiserin zu sich nahm. Zu später Nachtstunde fragte sie ihn, was er da eigentlich mache. Da nahmvan Swieten den Kübel, in dem sich aus Suppe, Fisch- und Fleischteilen, Soßen, Torten, Schlagrahm und Getränken eine widerwärtige Brühe gebildet hatte, und hielt ihn der erstaunten Kaiserin unter die Nase:
»Um zu zeigen, wie es in Eurer Majestät Magen jetzt aussieht!«
Da erst verstand die Kaiserin, daß eine so zersetzte Brühe im Leib eine Krankheitsquelle ist. Sie vergiftet das Blut, verdirbt die übrigen Säfte und erzeugt Leiden. Maria Theresia befolgte ab nun alle Vorschriften und wurde wieder gesund. Der Beweis, wie auch Ekel prompte Umkehr ermöglichen kann. Das neue Verhalten von Maria Theresia war inspiriert von der Lust, Unlust zu vermeiden.
Viele Menschen haben ihr Eßverhalten aus Unlust geändert und ernähren sich nach dem Prinzip der Trennkost.
Der Sinn der Trenndiät besteht in der vernünftigen Kombination von Lebensmitteln. Manche Menschen tun sich damit etwas schwer, weil sie auf eine beliebte Kombination bei einer Mahlzeit verzichten müssen (zum Beispiel auf Nudeln zum Fleischgericht). Durchs richtige Ausschmecken erübrigt sich Trenndiät. Die wieder intakten Sinnesorgane Appetit und Geschmack trennen, führen und beschützen auf natürlichste Weise. Das, was dem gereinigten Gaumen gut schmeckt, ist von Haus aus die richtige Lebensmittelkombination. Nicht aus der Vielfalt, sondern aus der Einfachheit gewinnt ein Schmauer die Delikatesse. Vielfalt verwirrt, weil es den Wohlgeschmack der Einfachheit verzerrt. Du trennst daher die Nahrung instinktiv richtig. Fast vier Millionen Menschen haben sich das Trennkost-Buch »Fit for life« gekauft. Ich bin überzeugt, daß sich diese verliebten Trennköstler und potentiellen Säftetrinker ebenso schlagartig in potentielle Ausschmecker verwandeln, wenn sie herausfinden, daß ihr kostbarster Saft noch brachliegt: die Saliva, die größte aller ungenutzten Kapitalreserven. Wozu Trennung von außen, wenn doch Saliva von innen trennt!
Übrigens: Kinder sind von Natur aus Trennköstler. Man kann häufig beobachten, daß sie mit ihren noch intakten Sinnen, den Käse oder die Wurst vom Brot nehmen und das Brot oder nur Käse und Wurst allein essen. Perfekt! Leider sind diese Naturinstinkte durch Erziehung und gesellschaftliche Einflüsse schnell verbogen.
Ausschmecken bewirkt, daß die Kindheit neu erwacht. Und dieursprünglichen Instinkte wieder ausbrechen. Von Kaubewegungzu Kaubewegung wächst die Sensibilisierung des Geschmacksinnesund erhebt uns zu einer Erlebnisfähigkeit, die sich auf alle anderen Lebensbereiche überträgt: auf unser geistiges, seelisches und körperliches Erleben.
Eine positive
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