Kau Dich gesund
Bakterien töten«
»Krebserregende Arznei – trotz Verbot – im Schnitzel!«
Solche Schlagzeilen zeigen Wirkung beim Verbraucher. Und er tut was – schon aus Vermeidung von Unlust. Das Problem beim Fleischverzehr ist vor allem das Übermaß, das Zuviel, das Exzessive, die Überdosis. Was durchs hastige Hinunterschlingen noch gefördert wird.
»Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, daß ein Ding kein Gift ist.«
Paracelsus
Seit gut neun Jahren bin ich nicht mehr auf die Idee gekommen, mir Wurst und Fleisch zu kaufen. Ich esse höchstens mal bei Partys und Einladungen etwas mit, aber mein Appetit richtet sich dann sofort wieder auf Speisen, die sich im Mund richtig auflösen lassen und während des Kauens den guten Geschmack beibehalten, ja das Geschmackserlebnis noch erhöhen. So hat meine Vorliebe zum Fleischgenuß von selbst aufgehört.
Der Grund: Unser Appetit wird beeinflußt vom »Ersehnen einer Nahrung«, bzw. von der Vorstellung einer Speise, die uns (noch) etwas bedeutet. »Dies geschieht in der Weise, daß durch diese Gefühlsäußerungdie sekretorischen Gehirnzentren beeinflußt werden, welche durch die Vagusnerven die Impulse in den Magen senden und dadurch das Fließen des Magensaftes verursachen.« (Dr. von Borosini)
Alles für die Saliva (Mundspeichel) Gesagte gilt auch für die Magen- und Darmsekretion. Da ich den Fleisch- und Wurstgenuß (durch richtiges Ausschmecken!) nicht mehr »ersehne«, werden auch nicht mehr die Mundsäfte frei, die mich früher gnadenlos dem Heißhunger ausgeliefert haben.
Übrigens: Auch der Amerikaner Horace Fletcher (»Wie ich mich selbst wieder jung kaute – im Alter von 60 Jahren«) aß bis zu seiner Kauentdeckung Fleisch, ist dann aber durch das Erwachen seines Geschmacksinnes und auf Grund eingehender Studien seines Nahrungsbedürfnisses und seines Appetits zu der Ansicht gekommen, daß er jetzt andere Dinge lieber haben würde als ein »Stück totes Schwein zwischen zwei Scheiben herrlich schmeckender Semmel«.
Auch sein Übersetzer, Dr. von Borosini, den das richtige Kauen nach schwerem Leiden wieder zu einem gesunden, begeisterten Menschen und Arzt gemacht hat, schreibt:
»Ich bin beileibe kein extremer Vegetarier, habe aber die Überzeugung gewonnen, daß einige Aufmerksamkeit auf die Winke der Natur mithin des normalen Appetites, den Menschen nach und nach vom Fleischgenuß immer mehr abbringen, um sein Augenmerk auf solche Nahrungselemente zu richten, welche direkt vom Herzen der Natur kommen, und diejenigen zweiter Hand, die schon einmal verdauten und in Fäulnis übergehenden, welche den Karnivoren (Fleischfressern) zur Nahrung dienen, zu vermeiden und nur im Notfalle sich ihrer zu bedienen. Viel Fleisch erzeugt Gelüste, macht intemperent, gierig und verleiht wohl augenblicklich, aber keine ausdauernde Kraft. Es wirft sich also die Frage auf, ob wir im 20. Jahrhundert derartige Kraft benötigen, vor allem wenn wir wissen, daß dadurch unser Leben verkürzt und der Krankheit Tür und Tor geöffnet wird.«
Der oben schon erwähnte Dr. van Someren, den das richtige Kauen ebenfalls von einer schweren Krankheit befreit hat, berichtet von einer ähnlichen Wandlung seines Appetits:
»Wenn auch nicht in Abrede gestellt werden darf, daß die Einnahme von Nahrung, sowohl schwer- als leichtverdaulicher und vor allen Dingen gute Weine zu trinken eine Freude ist, so sind die Mengen, welche von diesen Speisen und Getränken genügen, um den Appetit vollkommen zu befriedigen, viel geringer als früher, während der Organismus ganz augenscheinlich einfachere Nahrung bevorzugt. Ich kann mir keine schönere Mahlzeit vorstellen, als die aus gutem Schwarzbrot, Eiern, Butter, Käse und Sahne zusammengesetzte. Diese mit frischen Gemüsen und wenigen Früchten machen meine Speisekarte aus.«
Eine solche Tendenz des Vorziehens einfacher Speisen ist allgemein die Erfahrung derjenigen, die wieder in den Besitz des richtigen Schluckreflexes gelangen.
Gerade für unsere »Justintime-Generation« erweist sich die neue Kaulust als ein Fels in der Brandung. Denn: Der falsche Umgang mit dem Gaumen ist bestimmt auch schuld an der permanenten Ablenkung vom Wesentlichen: »Wir denken selten an das, was wir haben, jedoch immer an das, was uns fehlt.« (Schopenhauer)
Schmauen heißt die Formel für Glück und Gesundheit: Den Bissen ausschmecken, und Du denkst freiwillig an das, was Du hast, (den Bissen im Mund!), Deine Gedanken sind dann nicht
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