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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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dichtesten bei ihm stand. Der Soldat hatte kein Gesicht, nur reflektierendes Plastik, das Sandors verkleinerte Gestalt zurückwarf - ein blonder Mann mit dem Rücken an der Wand. Dahinter Currans Spiegelbild mit dem Rücken eines weiteren Soldaten. Auf sie beide wurden Gewehre gerichtet. Australia bedeutete auch Tom Edger, bedeutete den Stellvertreter Mazians, einen Mann, der keinen guten Ruf hatte.
    Und Sandor sah die Brücke immer noch so wie bei jenem ersten Angriff- spürte den Geist des Schmerzes in der Narbe an seiner Seite, und die vielen Toten um sich herum. Er hatte sie an Bord gelassen, er, obwohl sein ganzes Wissen dagegen gestanden hatte. Endlich begriff er jenen Tag, in einer Weise wie nie zuvor. Er saß wie gelähmt da und versuchte zu denken, und sein Verstand wanderte immer wieder zurück... während er in einen auf sein Gesicht gezielten Gewehrlauf starrte.
    Keine Schüsse waren bis jetzt gefallen. Kein Schaden war entstanden. Sie hingen am Bauch eines Monsters, Hülle an Hülle, und nie zuvor hatte er die Kraft in den riesigen Trägern so zu würdigen verstanden wie jetzt, wo er gespürt hatte, wie einer die Masse eines beladenen Frachters in einer Beschleunigung mit mehreren G mit sich gerissen hatte. Nie hätten sie diesem Schiff entkommen können.., die meiste Zeit, die sie gewonnen hatten, war bei den delikaten Manövern angefallen, mit denen die Luftschleusen synchronisiert worden waren. Und vielleicht waren die Mazianer so geduldig gewesen, weil er kooperiert hatte.
    Aber ein solches Denken führte zu einem falschen Gefühl von Sicherheit. Eine Gewehrmündung vor dem Gesicht widerlegte es. Er hatte genug Zeit, um genaue Einzelheiten der Ausrüstung zu erkennen, und er wusste immer noch nicht, ob es dieses Schiff oder die Norway oder noch ein anderes gewesen war, das die Lucy/Le Cygne damals überfallen hatte. Er witterte Verrat und verspürte Empörung. Venture-Station tat nichts um das aufzuhalten, was geschah; die Station gehörte also den Mazianern, befand sich in ihren Händen. Ein gewaltiges Grauen lauerte in den Ritzen dieser Logik, der Argwohn, dass es Dinge gab, von denen auch die Allianz nichts wusste, wenn sie eine Ex-Mazianerin wie Mallory zum Chef ihrer Verteidigung gemacht hatte.
    Militärische Fracht, hatte Mallory gesagt. Eine Lieferung an Venture, wo die Australia wartete? Nachschub... für Verbündete? Ihm kam der Gedanke, dass eine Macht wie die Allianz, die aus einer Welt und einer Station bestand - abgesehen von den Hinteren Sternen und den Kauffahrern selbst -, durch eine Macht vom Umfang der Mazianer bedroht werden konnte... durch eine Handvoll Träger, die jetzt wie Geister an Nullpunkten auftauchten, zuschlugen und wieder verschwanden. Die Mazianer waren in der Lage, Pell einzunehmen.
    Besonders, wenn Mallory ihre Optionen noch einmal durchdacht und beschlossen hatte, den anderen Weg einzuschlagen.
    Einer Handvoll unabhängiger Kauffahrer, überlegte er, würde es nicht gestattet werden, ihren eigenen Weg zu gehen. In dieser Richtung bestand überhaupt keine Hoffnung. Und möglicherweise hatten die Mazianer Verwendung für ein Kauffahrerschiff, das planmäßig nach Pell zurückkehren sollte.
    Der Brennpunkt seines Blickes wechselte rasch zwischen dem Gewehr und den an den Kontrollen arbeitenden Mazianern hin und her. Und als der Offizier den Sessel herumdrehte und aufstand, bekam Sandor eine angstvolle Vorstellung davon, worum es ging.
    Der Offizier kam herbei und blieb neben dem Soldaten stehen... für einen Moment schwenkte das Gewehr zur Seite, wurde dann wieder aufs Ziel gerichtet. »Ich brauche Zugang zum Computer«, sagte der Offizier. »Wollen Sie ihn mir gutwillig geben?«
    »Nein«, erwiderte Sandor ruhig. Und so etwas wie eine alte Gewohnheit nahm ihren Platz wieder ein. Er atmete tiefer und stellte fest, dass sein Verstand wieder funktionierte. »Ich treibe Handel. Vielleicht ein wenig Schmuggelware hier und dort. Ich habe mich schon vor dem hier auf der falschen Seite des Rechts herumgetrieben. Und bevor ich meinen besten Trumpf abtrete, spreche ich mit Edger selbst.«
    »Wissen Sie, das würde ich nicht empfehlen.«
»Hören Sie! Ich bin nicht töricht. Ich habe nicht vor, wegen einer Fracht zu sterben. Ich schätze, wir werden auf Venture ausladen. Sie glauben vielleicht, sie hätten das sicher unter Dach und Fach. Fein. Sie wollen die Fracht - fein. Ich bin nicht irgend jemandes Held. Mein Partner ebenfalls nicht. Ich werde mit Edger reden, und ich bin

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