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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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führte. Dock Blau. Dort musste er hin. Stationen waren universell in dieser Anordnung, wenn nicht in ihrer ganzen inneren Struktur. Er befand sich jetzt in Grün. Es konnte nicht mehr weit sein. Er versuchte sich an die Docks zu erinnern, wie sie vor Jahren gewesen waren - er war elf gewesen - und Ross und Mitri bei ihm...
    »Wie heißt sie, Käpt‘n? Ist da mehr dran?«
»Entschuldigen Sie mich, bitte! Ich bin müde. Ich möchte nur zur Bank. Ich habe nichts getan.«
    »Sie sind innerhalb eines Monates mit einem Schiff dieser Größe allein von Viking nach Pell gelangt? Wie ist es ausgerüstet?«
    »Entschuldigen Sie mich. Bitte!«
»Würden Sie das, was Sie gemacht haben, nicht als bemerkenswert bezeichnen?«
»Ich bezeichne es als dumm. Bitte!«
    Er schob sich einen Weg frei, während überall um ihn herum Leute wogten und sein Herz in Panik hämmerte. Menschen - Menschen, soweit er blicken konnte. Und auf einmal:
Sie
war da. Allison Reilly stand direkt vor ihm, ihre Auge so geweitet wie bei allen anderen in dieser Menge.
    Er drängte sich an den überraschten Neugierigen vorbei und nahm im letzten Moment davon Abstand, Allison anzufassen - stand schwankend auf den Füßen und sah den Zorn auf ihrem Gesicht.
    »Du bist verrückt! Du bist vollkommen verrückt!« sagte sie. »Ich habe dir gesagt, ich würde dich hier treffen. Ich bin müde. Können wir uns unterhalten... wenn ich von der Bank zurückkomme?«
    Sie packte ihn am Ellbogen und führte ihn durch die Menge. Das Mikrophon holte ihn wieder ein. Die Journalistin schrie Fragen, die er kaum hörte, und Allison Reilly ignorierte sie, zog ihn über das Dock auf die Reihe der Kneipen zu, auf eine ruhigere Versammlung zu, eine Reihe von Raumfahrern. Immer weniger Stationsleute verfolgten sie, und dann überhaupt keiner mehr... Die Reihe der Raumfahrer umringte sie und wandte den eindringenden Stationsleuten finstere und abweisende Gesichter zu. Er achtete überhaupt nicht mehr darauf, wohin sie ihn führte - durch den dunkle Eingang einer Kneipe und zu einem Sessel am erstbesten Tisch, in den er sich hineinfallen ließ. Er sackte über seinen verschränkten Armen zusammen und versank in einer gesegneten Stille; kämpfte sich wieder daraus hervor, als ihm jemand an der Schulter schüttelte.
    Allison Reilly drückte ihm ein Glas in die Hand. Er nippt daran und würgte, denn er hatte mit einem harten Drink gerechnet und nun Obstsaft und süßen Schaum erhalten. Aber es nährte. Es half, und er blickte benommen auf zu Allisons Gesicht, während er trank. Ein Ring weiterer Gesichter hatte sich um sie gebildet, männliche und weibliche, silbergekleidete Raumfahrer rings um den Tisch, außerdem solche in Weiß, Grün und Gold und die buntscheckigen Systeminternen, die alle bloß starrten - alle Sorten von Aufnähern, alle mit derselben ruhigen Beobachtung.
    »Ein Sandwich«, sagte jemand, und Sandor blickte nach links, als eine Männerhand einen Teller vor ihn hinstellte. Er verdrückte so viel, wie er mit einigen würdelosen Bissen schaffte, stopfte dann den Rest, mit Servietten umwickelt, in seine Jackentasche, eine Überlebensgewohnheit und noch dazu eine, die ihn plötzlich verlegen machte angesichts all dieser Leute, die wussten, wie die Gewinnchancen standen und welche Armut einen Mann dazu zu treiben vermochte, ein Schiff dermaßen zu prügeln. Auf der
Dublin
wussten sie, was er getan hatte. Jemand auf der
Dublin
hatte geredet, und sie wussten, dass er geradewegs hindurchgegangen war, einen Sprung nach dem anderen durchgeführt hatte, dicht hintereinander, die einzige Möglichkeit, mit der ein Schiff wie die
Lucy
es hatte schaffen können, der
Dublin
zu folgen. Bald würden sie ihn verhaften; jemand würde mit einem Beamten in der Stationszentrale darüber reden, und dann würden sie damit anfangen, Kontrollen durchzuführen und auf der ganzen Station mit Kauffahrern zu sprechen, und bei irgendeinem von ihnen konnten Erinnerungen geweckt werden; sein jetzt berüchtigtes Schiff, sein Gesicht, seine Stimme - alles über offenen Bildschirm auf der ganzen Station verbreitet. Er konnte keine heimlichen Geschäfte mehr abschließen, nicht mehr diese Vierzehntausend in Gold von seinem Schiff holen und heimliche Geschäfte machen, wie er sie gewohnt war, in aller Stille auf den Docks. Jetzt nicht mehr. Er war zu Tode verängstigt.
    Allison Reilly war da, und der Ausdruck in ihrem Gesicht war genau der, den er gewollt hatte, aber jetzt sah er sich den wirklichen Kosten

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