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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Ross, es gibt einfach zuviel davon. Überall, alles. Die ganze Sorge - und Handhabung an meiner Stelle -, und ich kann es nicht mehr entwirren. Man kann auf dieser Ebene nicht löschen, nicht ohne in die Systeme zu gehen und Einheiten herauszuziehen... Und die Lucy kann auf diese Funktionen nicht verzichten...) »Wir sind fertig.« Neill lehnte an der Rückseite des Sessels und überraschte ihn mit der plötzlichen Anrede. »Wir haben es geschafft. Gibt es hier ein Problem?«
    »Ich überprüfe alles.«
»Kann ich Ihnen helfen?«
»Warum verschaffen Sie sich nicht auch etwas Schlaf?«
»Sie sind in schlechterer Verfassung.«
»Es geht schon in Ordnung.« Eine glatte Stimme, eine beiläufige Stimme. Seine Hände wollten zittern, und er versuchte, es zu unterbinden. »Ich bin schon dabei, Schluss zu machen.«
    »Schauen Sie, wir kennen unsere Aufgaben. Wir beherrschen sie gut.«
    »Das bestreite ich nicht.«
    Deirdre lehnte sich an die andere Seite des Sessels. »Nehmen Sie etwas Hilfe an«, sagte sie. »Sie können sie gebrauchen. «
    »Ich schaffe es schon.«
»Wie lange haben Sie vor, so weiterzumachen?« fragte Neill.
    »Das hier ist doch kein Solo- Unternehmen.«
    »Wenn Sie mir helfen wollen, dann überprüfen Sie mal die Tranquilizerdosierungen für den Sprung.«
    »Stimmt damit etwas nicht?«
»Nein.«
»Die Tranquilizer sind direkt dort drüben im Fach«, sagte Neill. »Da sehe ich keine Probleme.«
    »Dann lassen Sie es!«
»Stevens, Sie sind so müde, dass Ihre Hände zittern.«
    Er starrte auf die Bildschirme. Streckte die Hand aus und löschte alles, was er abgerufen hatte. Das lautlose Kommando verschwand gleichzeitig. Würde es immer. So war es eingerichtet.
    »Warum gehen Sie nicht nach hinten und ruhen sich etwas aus?«
    »Ich habe den Sprung geplant«, sagte er. Er streckte die Hand aus und sicherte das System. Das zumindest konnte er noch tun. »Sie beide übernehmen, okay?« Er stand auf und taumelte, und Neill hielt ihn am Arm fest. Benommen schüttelte er die hilfreiche Hand ab und ging hinüber zu den Liegen, um sich auf einer davon auszustrecken.
    Sie würden bestimmt lachen, dachte er; er stellte sich vor, wie sie die Stimme hörten, die einen Jungen ansprach, der er selbst war, und sie würden dann diese elektronische Privatsphäre durchkämmen wie all die Dinge in den Kabinen.
    Er hätte überhaupt nicht reagieren, sondern einfach die Sicherung abschalten und Allison und den anderen alles als eine natürliche Sache vorführen sollen. Aber sie planten Veränderungen auf der Lucy; planten Dinge, die das Schiff von innen her zerstören würden.
    Das spürte er. Und er konnte es nicht ertragen, wenn sie mit Ross anfingen.
    Vielleicht war er verrückt, wie es andere schon behauptet hatten. Einsamkeit konnte dazu führen, und möglicherweise hatte es sich schon vor langer Zeit bei ihm so ergeben.
    Und er vermisste Ross‘ Stimme, selbst jetzt, wo er sich zum Schlafen niederlegte. Was er entdeckte, machte ihm Angst, dass seine Sorgen nämlich nicht darauf zielten, die Dubliner könnten die Stimmen in der Lucy hören, sondern vielmehr, dass sie die Bedeutung dieser Stimmen für ihn herausfanden. Er war nicht heil und ganz; und das war bislang nicht zutage getreten, nicht einmal für ihn selbst.
    Er schlief nicht. Er lag einfach nur da, fror in der kalten Luft und war doch zu müde, um aufzustehen und sich eine Decke zu holen; war angespannt und versuchte vergeblich, sich zu entspannen. Er lauschte den Stimmen zweier Dubliner an den Kontrollen; zweier Menschen, die miteinander heimliche Witze und das Vergnügen des Augenblicks teilten. Die heil und gesund waren. Niemand auf der Dublin war gezeichnet wie Sandor, aber der Krieg hatte sie auch nie berührt. Er wusste von Dingen, die er Mallory leichter sagen konnte als ihnen, ihnen in ihrer leichtlebigen Trivialität.
    Mallory wusste nicht, wie man lachte.
    Sie erlangten ihre Geschwindigkeit, und der systeminterne Antrieb wurde abgeschaltet.
    Allison spürte es, kuschelte sich noch behaglicher in ihr Bett und schlief wieder ein.
    Und erwachte später mit genau jenem Gefühl, das man oft beim Erwachen in Schlafheimen hatte, dass man an einem falschen Platz war und die Geräusche und Gerüche seltsam waren.
    Lucy. Nicht die Dublin, sondern die Lucy. Unwiderrufliche Dinge waren geschehen. Sie tastete nach dem Lichtschalter auf der Bettkonsole und erhellte die Lampen gerade so weit, wie sie es ertragen konnte, bewegte die Augen, um die ganze Kabine zu

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