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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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betrachten, diesen Zweimal-Vier-Meter-Raum, den sie sich ausgesucht hatte.., aber in Schrank und Fächern lag noch einiger Kram, ein Kamm und eine Bürste mit darin verwickelten blonden Haaren, ein paar Sweater, Unterwäsche, ein altes Paar Stiefel und noch einige Sachen - einfach liegengelassen. Und kalt... - seit letzter Nacht war möglicherweise schon die Heizung an, aber sie hatte die Schrankfächer noch nicht mit Wärme durchdrungen. Die Kabine einer Frau. Hier war alles neuer und sauberer als im übrigen Schiff, als habe es einer Abnutzung unterlegen, diese Kabine allein jedoch nicht.
    Piraten, hatte Stevens gesagt; Piraten sollten sie alle getötet haben. Falls es eine jener gelegentlichen Stunden gewesen war, in denen er die Wahrheit sagte.
    Nichts war übriggeblieben, worauf ein Name stand, von dem man hätte erfahren können, wer diese Frau gewesen war, welcher Name, welches Alter - nicht verjüngt; das Haar war blond. Wie das von Stevens.
    Oder wie der Name auch sonst lautete.
    Und wie war dieser eine Mann dem Schicksal der anderen entgangen? Diese Frage machte ihr Sorgen; wieso war er am Leben geblieben, wenn Piraten die anderen erwischt hatten, oder wie lange es schon her war, dass ein Schiff sich überall abgenutzt hatte, außer in diesen verschlossenen Kabinen.
    Fragen und nochmals Fragen. Dieser Mann war ein Rätsel. Sie räkelte sich im Bett, dachte an Schlafheimnächte, fragte sich, ob Stevens wohl vor hatte, damit auch auf dem Schiff weiterzumachen, in Kabinen, die nicht dafür gedacht waren.
    Jetzt nicht, dachte sie, nicht hier. Nicht im Bett einer toten Frau und auf einem Schiff voller Täuschungen. Nicht, solange nicht klar war, in was für eine Lage sie ihre Leute gebracht hatte. Sie war verpflichtet, geradlinig zu denken und alle Möglichkeiten offen zu halten. Und dafür zu sorgen, dass Stevens sein Gleichgewicht nicht wiederfand, schien eine gute Idee zu sein.
    Abgesehen davon gab es Aufgaben an Bord. Und sie hatte keine Zeit dafür, persönlichen Überlegungen nachzuhängen, keine Zeit für Streitigkeiten oder irgend etwas anderes außer dem Schiff unter ihren Händen.
    Das Schiff, lieber Gott, das Schiff; jeder Knochen tat ihr weh, und sie hatte Blasen an den Händen, aber sie hatte einen Sitz innegehabt und die Kontrollen in den Händen - und was auch immer an Bord vorgegangen war, wer die Frau auch gewesen war, der diese Kabine gehört hatte und die auf diesem Schiff gestorben war - was auch immer geschehen war, das blieb bestehen; und obendrein hatte sie ihre Verwandten bei sich, die ihre Seelen verschachert hätten, um auch nur eine Stunde lang an den Konsolen der Dublin zu sitzen, und die alles, was sie besaßen, für diese langerwartete Chance aufgegeben hatten. Sie konnte jetzt nicht mehr zurückkehren und auf der Dublin den Rest eines nutzlosen Lebens lang nur warten.
    Ihr Posten. Ihrer. Auch für die anderen hatte sie das erreicht, hatte mehr für sie getan, als für sie in ihrem Leben zu erhoffen gewesen war. Und es waren ihre Leute, in einem umfassenderen Sinn als Verwandtschaft oder Schiffsfamilie. Wenn sie sagte, geht zur Schleuse hinaus, würden sie gehen; wenn sie sagte, Hände weg, dann würden sie die Hände wegnehmen und still sein - und das war eine Bürde auf ihren Schultern, dieser Stevens, der sich ausrechnete, eine besondere Rolle bei ihr zu spielen. Vielleicht missdeuteten ihre Verwandten einmal Zeichen, gingen Risiken mit diesem Mann ein. Nein, an Bord würde es keine gemeinsamen Übernachtungen geben, kein Kopfzerbrechen über solche Sachen, keine Zugeständnisse, wenn es nicht angebracht war, welche zu machen.
    Sie waren jetzt nicht mehr im Dock, wo der Ruf eines Dubliners tausend Verwandte herbeirufen konnte, die alle erpicht auf schwere Körperverletzung waren. Hier herrschten andere Regeln, existierten andere Risiken. Vorher hatte sie sich das nicht überlegt gehabt, nicht bis zu einem Blick in die Schränke. Aber gar nicht so weit entfernt, überlegte sie, schlief auch Curran in jemandes verlassenem Bett und verwandte einiges an Sorge darauf.
    Und die anderen..
    Sie wälzte sich auf den Bauch, fummelte auf der unvertrauten Konsole herum und schaltete die Verbindung zum Computer ein.
    Nichts. Der Kabinenbildschirm blieb leer.
    Sie schaltete Kom Eins ein, was die Verbindung zur Brücke sein sollte. »Allison in Kabine Zwei. Ich komme nicht an den Computer.«
    Lange andauerndes Schweigen.
    Alles löste sich auf, die angenommene Sicherheit, noch im Pell-System zu

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