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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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seine Augen nicht genau darauf ausrichten; er blieb verschwommen; hatte nie mit Ross darüber gesprochen, es nie wissen wollen - bis es zu spät war und Ross niemals wieder auf das Schiff zurückkehrte...).
    Einen Tag lang hatte er auf Pell daran geglaubt, frei und darüber hinweg zu sein. Aber es war immer noch da. Er flog neben ihnen her, dieser Alptraum, der die Lucy seit siebzehn Jahren verfolgte.
    Über eine Zwölf-Stunden-Wache hinweg lösten sie und Curran sich alle drei Stunden ab; sie hatten es von sich aus so eingeteilt. Allison saß während ihrer Freizeit im Sitz Zwei oder wanderte still durch die Brücke und untersuchte dabei dies und das, während ihre militärische Eskorte die Position hielt und das Schweigen wahrte.
    Von Sandor/Stevens, der sich achtern der Brücke im Indock-Salon sein Bett aufgestellt hatte - war kein Ton zu hören, obwohl sie den Verdacht hegte, dass er von Zeit zu Zeit aufwachte, ein stilles und heimliches Erwachen, als wenn er den Schlaf nur streifte und schon wieder daraus hervorkäme. Und von Neill und Deirdre, die in den Kabinen Vier beziehungsweise Fünf schliefen, regte sich nichts. Das machte die Erschöpfung; keiner von ihnen war hieran gewöhnt, und was Stevens in Gang hielt...
    Was ihn in Gang hielt, machte ihr Sorgen, beunruhigte sie tief und bei jedem Blick dorthin, wo er lag. Etwas drückte ihre Eingeweide - die Erinnerung an eine Anziehung; das unbestimmbare Etwas, das sie auf Viking verrückt gemacht hatte, zu Beginn dafür verantwortlich gewesen war, dass sie sich an ein namenloses Nichts band. Besitzer seines Schiffes, hatte er in jener Bar gesagt, und vielleicht hatte das schon gereicht, wo es ja auch genug zu trinken gegeben hatte und sie in der Stimmung gewesen war, Risiken einzugehen.
    Es war noch nicht ganz erstorben, dieses im Bauch rumorende Gefühl. Und sie hatte beobachtet, wie dieser Mann immer dünner wurde, sich von abgezehrt zu gehetzt entwickelte... und jetzt auch nicht schlief, dessen war sie sicher. Nicht schlafen konnte.
    Dieses Schiff dort draußen war ein guter Grund dafür. Oder die kumulative Auswirkung aller Geschehnisse.
    Und er hatte bestimmt nicht vor, sich mit Drogen zu betäuben, nein, nicht, solange der Computer gesichert war und ihnen ein Kriegsschiff im Nacken saß; mit zwei Reillys an den Kontrollen.
    Sie und Curran redeten miteinander, wenn sie nebeneinander vor dem Hauptpult saßen, sprachen mit leisen Stimmen, die von den Ventilatoren und der Rotation übertönt werden konnten. Sie unterhielten sich über Unternehmungen und Ausrüstungen und darüber, wie ein Mann allein ein Schiff geflogen haben konnte, welche hundertprozentigen Sicherungen man dazu umgehen musste und wie man sich an jedem Stationsrecht vorbeischwatzen konnte.
    Die ganze Zeit überlegte sie, ob sie vielleicht gehört wurden. Sei ruhig, gab sie Curran ein Zeichen, als er mit seinen Bemerkungen zu leichtfertig wurde. Curran ließ die Augen zu den reflektierenden Schirmen und wieder zurück schweifen, gab damit dieselbe Überlegung kund wie sie.
    +Schläft nicht, signalisierte er ihr in der Art von Sprache, die über die Jahre hinweg auf der Dublin entstanden war, benutzt von Crews, die im Lärm arbeiten mussten, ausgeschmückt von erfinderischen Jugendlichen und für Außenseiter kaum verständlich.
    +Beobachtet uns.
+Ja.
+ Verrückt.
    Sie zuckte die Achseln. Ein Vielleicht.
+ Berührt es dich? Berührung der Herzgegend, rascher Wechsel der Hand zum Kopf - eine sarkastische Geste.
    Sie preßte die Kiefer zusammen, ein angedeuteter Hinweis mit dem Kinn auf das Schiff, das sie begleitete.
    +Das da. Das macht mir Sorgen.
+Er behält die Computerschlüssel für sich.
+Er hat Angst.
+Er ist verrückt.
    Sie runzelte die Stirn +Wahrscheinlich, stimmte sie zu.
+Tu etwas!
    Ein Schweigen gab es in der Zeichensprache nicht, sondern es übersetzte sich mit›werde ich nicht‹. Sie drehte sich ein kleines Stück weit um und blickte Curran in die Augen.
    Er war ihr Rivale, dieser Vetter von ihr, war derjenige, der immer antrieb, über all die Jahre hinweg. Sie beide waren das Yang und Yin, das die Dritte vom Wechseltag zu dem machte, was sie war, und dabei Neill und Deirdre mitzog. Curran hielt nie inne und ließ niemals locker. Sie schätzte ihn dafür, wusste, wie er auszurechnen war, wie sehr er den ersten Sitz haben wollte, wie er immer danach strebte. Es war eine Sache wenn noch zwanzig vor ihm kamen, aber eine andere, wenn sie beide ein Kommando teilten. +Paß bloß auf!

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