Kauffahrers Glück
blinzelte. Sie wünschte sich plötzlich, sie hätte das nicht gesagt, nicht hier, wo sie mit dem Rücken zum Schott stand und den halben Ring weit von Curran entfernt war. »Ich mache es schon«, sagte er. »Ich mache es sofort, wenn du möchtest.«
»Du hast doch frei. Musst du mir nachschnüffeln?«
Wieder ein langsames Blinzeln. »Bin aufgestanden, um mir eine Kleinigkeit zu besorgen.
Dachte, du seiest in der Kombüse.«
»Ich habe Wache.« Sie ging auf ihn zu und an ihm vorbei, und er schloss sich an, ging neben ihr her durch den Korridor und in die Kombüse. Sie blieb dort stehen, und er tat desgleichen. »Ich dachte, du wolltest dir etwas besorgen.«
Er nickte, ging hinüber zum Trockenfach, stöberte darin herum und brachte ein Päckchen zum Vorschein, riss es mit den Zähnen auf und nahm sich ein Glas. Seine Hände zitterten, als er es am Hahn für heiße Schnellgetränke füllte.
»Himmel«, murmelte Allison, »dein Magen. Du solltest dieses Zeug nicht trinken, solange du die Wahl hast.«
»Ich mag es.« Er schnitt eine Grimasse und trank, schluckte, als kämpfe er gegen Übelkeit.
»Du bist total fertig, Stevens.«
»Mit mir ist alles in Ordnung.« Seine Augen wirkten mitgenommen, seine Gesichtsfarbe war fahl. Er nahm noch einen Schluck, zwang ihn herunter. »Ich brauche nur etwas im Magen.«
»Behältst du uns im Auge, Stevens? Du möchtest nicht, dass wir unbeobachtet umherstreifen? Ich glaube, du hast überhaupt nicht geschlafen. Wie lange willst du so weitermachen?«
Er nahm wieder einen Schluck. »Ich habe dir schon gesagt, wie es laufen wird.« Er drehte sich um, schüttete den Rest des braunen Zeugs in den Müllschlucker und stellte das Glas in die Spülmaschine. »Nacht, Reilly. Dein Mittag, meine Mitternacht.«
Warum legst du dich nicht in ein richtiges Bett, Stevens, eine hübsche Kabine, drehst das Licht ab, streckst dich aus und verschaffst dir etwas Schlaf?«
Er zuckte die Achseln. Ging hinaus.
1158. Sie musste zurück. Sie folgte ihm, sah zu, wie er barfuss und schwankend durch den Korridor schritt, betrat hinter ihm die Brücke, blieb stehen und beobachtete, wie er wieder zu seiner Couch im Salon ging. Er legte sich darauf, auf die Seite, zog sich steif und elend die Decken bis ans Kinn hinauf.
Das Gefühl machte sich wieder in ihr breit, als sie diese Auflösung sah, die Beobachtung machte, wie ein Mann zerfiel, wie biologische Monate zu Tagen komprimiert wurden - die Hölle eines Ein-Mann-Fluges, während die Reillys an Cyteen-Brandy nippten.
Sie blickte zu Curran, dessen Augen eine Botschaft durch die Brücke schickten - Ungeduld, glaubte sie darin zu erkennen. Sie hatte sich verspätet. Curran hatte sicher gesehen, wie Stevens gegangen war. Sie konnte sich vorstellen, wie es an ihm genagt hatte.
»Dein Turn«, sagte sie, als sie zu ihm trat, um ihn auf dem Nummer-Eins-Sitz abzulösen.
»Irgendwas passiert?«
»Nichts. Alles wie gehabt.«
Sie nahm in dem Sessel Platz. Curran blieb noch, tätschelte ihr den Arm und machte, abgeschirmt durch die Rückenlehne, das Handzeichen für Frage.
+Keine Probleme, signalisierte sie zurück. Und dann eine rasche Berührung von Currans Hand, bevor er sich entfernen konnte.
+Wir zwei sprechen miteinander, teilte sie ihm zusätzlich mit.
+Während unserer Nacht.
+Verstanden. Er zögerte noch einen Moment lang - wusste also, dass sie etwas im Sinn hatte. Sie deutete mit einer Kopfbewegung zum zur Kombüse führenden Korridor.
+Hinaus, besagte es, und er ging.
Von Wache zu Wache... es war gegen Ende ihrer zweiten, um 1442, als Neill vom Korridor zu den Kabinen aus eintrat, rasiert und gekämmt und frisch aussehend. Eine bleiche und nüchterne Deirdre folgte, betrachtete schweigend den schlafenden Stevens.
+Alles klar? Der nach oben gerichtete Daumen. Es war eine Frage.
Allison nickte, und die beiden trollten sich wieder, um das geringe Maß an Zeit für sich selbst, das in ihren Plänen Raum hatte, auszunutzen. Allison flog das Schiff über Autopilot, während ihre Eskorte gelassen daneben ihre Bahn zog. Sie beobachtete, wie Curran am Computer herumfuhrwerkte, in aller Stille rechnete und Notizen machte. Er hatte nicht die geringste Chance, ihn zu knacken. Nicht die geringste.
Eine Sirene heulte los, laut und plötzlich, und sie kam aus den Korridoren, in denen Neill und Deirdre verschwunden waren. Allisons Herz verkrampfte sich dabei, und sie blickte auf, sah eine rote Lampe auf den Kontrollen für das Lebenserhaltungssystem
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