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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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besoffen
nachhause
kommst, dann hab ich auch ein Problem!«

14
    Christian und Terese stiegen vor einem unbewohnt aussehenden Gebäude aus dem Taxi aus. Er hatte keine Ahnung, in welcher Ecke von München sie sich befanden, aber es war mit Sicherheit nicht die beste der Stadt. Terese steuerte auf eine unbeleuchtete Tür zu, die wie ein ganz normaler Eingang eines völlig normalen Wohnhauses aussah. Sie gingen durch einen breiten Hausflur, rechts standen Fahrräder, links Mülltonen. Dann hinein in einen dunklen Innenhof, der nach altem Sauerkraut stank, und durch eine unbeschriftete Tür, die in einen weiteren Flur führte. An dessen Ende dann eine rot lackierte Tür mit einem Guckloch in der Mitte. Terese drückte einen Klingelknopf. Die Tür wurde geöffnet und das dumpfe Hämmern von Musik, die durch dicke Mauern drang, empfing sie.
    Der Türsteher begrüßte Terese mit einem Kuss. Dann deutete er auf Christian und sah das Mädchen fragend an.
    »Er gehört Corinna«, sagte Terese, nahm Christian am Arm und zog ihn mit sich ins Dunkle.
    Sie bogen in einen rot beleuchteten Korridor ab. Als sie die nächste Tür öffneten, bäumte sich ihnen die Drum ’n’ Bass-Musik mit Gewalt entgegen. Sie befanden sich in einem Raum mit einer riesigen Bar, von dem mehrere Gänge abzweigten. Es gab keine Raumdekoration, die Lichtgestaltung war denkbar simpel und die Einrichtung Kraut und Rüben vom Flohmarkt. An der Bar und in einigen Nischen, die etwas erhöht durch ein paar Stiegen mit dem Raum verbunden waren, saßen Gäste, tranken, plauderten.
    Terese näherte sich Christians Ohr und rief ihm über die Musik hinweg zu: »Ich verschwinde jetzt mal dort rüber und raste ein bisschen aus! Du kommst schon allein klar, oder? Hast du Geld?«
    Christian holte zwei Hundert-Euro-Scheine, die ihm Corinna am Vormittag zugesteckt hatte, aus der Brusttasche seines Jacketts hervor und zeigte sie Terese.
    Sie nickte, dann rief sie ihm zu: »Es gibt drei Regeln, an die du dich halten solltest. Erstens: Bestelle immer zwei Drinks! Einen Drink nimmst du dir, den anderen stellst du auf eines der silbernen Tabletts auf der Bar – nicht alle von uns haben Geld! Sollte dir deine Kohle ausgehen, kannst du dich auch dort bedienen. Zweitens: Wenn dich jemand anmacht, und du keinen Bock auf sie oder ihn hast – sag es sofort! Viele von uns haben nur eine Stunde Ausgang und können sich kein unnötiges Gelaber leisten. Drittens: Wenn du eine abschleppst oder gleich hier zur Sache gehst: Vergewissere dich, dass sie eine
Prop
ist. Frage nach, wem sie gehört! Lass dir ihr
H
zeigen, wenn sie noch eines hat. Wenn du an einen
Owner
gerätst, bedeutet das Ärger. Vielleicht will sie dich
ganz haben
, dann wendet sie sich an Corinna und macht ihr ein Angebot, und das bedeutet Zoff und Stress und alles! Besser als in der Villa ist es in dieser Stadt sowieso nirgendwo, da sollten wir nicht dran rühren! Alles klar?«
    Bevor Christian antworten konnte, boxte ihm Terese gegen die Schulter, rief lachend etwas, das er nicht verstand, und verschwand bereits tanzend in einem der Korridore.
    Christian war
nicht
alles klar, er fand die Spielregeln dieses Ortes ziemlich befremdlich und hatte das Gefühl, jeder hier sah ihm das auch an. Um wenigstens räumlich nicht länger anzuecken, setzte er sich an die Bar. Wie es Terese angeordnet hatte, bestellte er zwei Bier. Eines stellte er vor sich ab, das andere auf ein Silbertablett rechts von ihm. Wie aus dem Nichts tauchte ein Mädchen neben ihm auf, schnappte sich die Flasche und verschwand wieder in einer dunklen Ecke des Raums.
    Christian nahm sein Bier und ging den Korridor hinunter, den auch Terese entlanggetanzt war. Die Musik wurde lauter und lauter, und nachdem der Flur eine Kurve genommen hatte und er ihm wie einer Vene in Richtung der stampfenden Pumpe gefolgt war, öffnete sich vor ihm die Tanzhalle. Es war eine von Stakkatolicht geflutete Höhle, die von mächtigen Bassboxen durchgerüttelt und rhythmisch-elektronischem Krachen in Hochspannung gehalten wurde. Etwa hundertfünfzig Leute tanzten hier, und ihr Körpereinsatz war so
hundertprozentig
, als dauerte dieser Song nur einige Minuten lang und dann wäre es ein Jahr lang wieder still. Christian betrachtete die Tanzenden genauer, und natürlich fielen ihm zuerst die vielen fantastisch aussehenden Frauen auf, die halbnackt auf der Tanzfläche ausflippten. Das war der Traum jedes Club-Managers, das unwägbare Soft-Kapital, das den wahren Anreiz für einen

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