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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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völlig aus dem Spiel zu lassen.«

Kampendonk nickte. Nach einer Weile sagte er: »Ich werde natürlich sofort alles, was Sie mir gesagt haben, Herr Doktor, aufs schärfste nachprüfen und Ihnen dann Nachricht geben.«
    »Sehr wohl, Herr Generaldirektor. Doch ehe ich gehe, möchte ich Ihnen noch eine weitere Sache zur Kenntnis bringen, die gleichfalls von großer Bedeutung ist. Teile meines Materials, darunter sehr wichtige Dinge, sind in einem Rollschrank in meinem Büro aufbewahrt. Am Schlüsselloch dieses Rollschranks waren« – Fortuyn stockte einen Augenblick – »heute morgen Spuren von Wachs zu entdecken. Ich hege daher begründeten Verdacht, daß jemand einen Wachsabdruck nahm, um sich einen Nachschlüssel anfertigen zu lassen.«

Kampendonk schlug mit der Faust auf den Tisch, sprang auf. »Ja, ist man denn hier vollständig verraten und verkauft?« Seine Finger rissen furchend durch den langen Bart. Er ging eine Weile in heftiger Erregung durch das Zimmer, blieb dann vor Fortuyn stehen. »Haben Sie schon mit Wolff gesprochen?«
    »Noch nicht, Herr Generaldirektor.«
    »Dann tun Sie’s sofort! Er soll mir später berichten. Die Sache mit dem Exposé werde ich natürlich selbst in die Hand nehmen. Übrigens – Sie werden mir diese Frage nicht verübeln –: Wie ist Ihnen das alles zu Ohren gekommen? Eigene Beobachtungen?«
    Fortuyn besann sich einen Augenblick. »Ich möchte Ihnen nur ein Wort sagen. Mehr darf ich nicht, Herr Generaldirektor ... Nehmen Sie an, der Mann mit dem Eichenblatt ...«
    Kampendonk trat erstaunt einen Schritt zurück. »Wieder dieser geheimnisvolle Unbekannte! Sie dürfen ... wollen mir den nicht nennen?«
    »Nein, Herr Generaldirektor. Und ich glaube auch, es ist besser so. Er hat ein unbedingtes Interesse daran, im verborgenen zu arbeiten. Hier haben die Wände Ohren ...«
    Kampendonk wandte sich ärgerlich ab und ging ohne Gruß in das Nebenzimmer, zu Dr. Hempel. Und Fortuyn suchte Dr. Wolff auf. —

Eine Stunde später kam der Generaldirektor in Fortuyns Zimmer. »Ich habe in der Sache einstweilen nichts weiter unternehmen können, Herr Doktor. Direktor Düsterloh ist noch nicht in seinem Büro, wird aber erwartet. Doch hat Doktor Hempel mir Ihre Angaben bestätigt. Was haben Sie mit Wolff verabredet?«
    »Zunächst mal werde ich in der Mittagszeit alles Wichtige aus dem Rollschrank entfernen, Herr Generaldirektor. Den größten Teil des Materials gebe ich in die Sicherheitsräume der Registratur. Doktor Wolff hat außerdem einen Plan entworfen, nach dem mein Büro und besonders der Rollschrank durch Alarmvorrichtungen gesichert werden sollen. Er hofft bestimmt, dadurch und durch schärfste Beobachtung meines Laboratoriums und der zugehörigen Räume den Verdächtigen zu fassen.«
    Kampendonk nickte beifällig. Doch schien es, als habe er nur mit halbem Ohr zugehört. Ein Papier, mit dem seine Hand nervös spielte, schien seine Gedanken in Anspruch zu nehmen. Er räusperte sich ein paarmal und legte das Blatt auf Fortuyns Schreibtisch. »Wollen Sie, bitte, den letzten Absatz dieser Mitteilung unseres schottischen Agenten lesen, Herr Doktor?«
    Fortuyn las halblaut: »Man hat von Langenau aus die ›United‹ vor mir gewarnt.« Er richtete sich auf. »Sehr sonderbar, Herr Generaldirektor ... Das gibt zu Vermutungen Anlaß, die ...«
    »... niederschmetternd sind!« vollendete Kampendonk. Er ließ sich schwer in Fortuyns Schreibstuhl fallen. Seine hohe, trotz seines Alters noch straffe Gestalt schien in sich zusammenzusinken, als trügen die Schultern nicht mehr die schwere Bürde seiner verantwortungsvollen Stellung. Mit müden Fingern faltete er den Brief zusammen und steckte ihn zu sich. »Ich brachte dieses Schreiben zunächst zu Ihnen, Herr Doktor – der Sie ja von dem Umfang der gegnerischen Machenschaften beste Kenntnis haben –, um Sie auch in diesen neuen Vorfall einzuweihen. Dann aber auch tat ich’s«, – über das Gesicht des Generaldirektors glitt ein etwas verlegenes Lächeln – »um Ihnen anheimzugeben ... « Generaldirektor Kampendonk stockte; zögernd kamen die Worte: »... anheimzugeben, Ihrem Freund Eichenblatt eventuell Mitteilung zu machen ... hiervon ... Das heißt, ich weiß ja nicht, wieweit der Mann Vertrauen verdient ... will Sie deshalb auch nicht direkt dazu veranlassen ... Immerhin – bei der zweifellos außerordentlichen Beobachtungsgabe, die dieser Herr besitzen muß – würde er möglicherweise einiges von dem, was wir heut morgen

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