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Kay Susan

Titel: Kay Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Phantom
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ist?«
»Nein, mein Herr, ich bin allein gekommen bis auf einen Diener, der draußen wartet.« Allah! Warum sagte ich ihm das?
Er lachte wieder, aber diesmal ohne die atemberaubende Bedrohlichkeit im Ton.
»Das ist, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten, bemerkenswert unvorsichtig von Ihnen. Ich bin sicher, zu Hause führen Sie Ihre Geschäfte mit größerer Umsicht!«
Seine Stimmung war bei meinem unwürdigen Eingeständnis abrupt umgeschlagen. Noch immer spielte er mit mir wie eine Katze mit der Maus, aber diesmal sanft, mit eingezogenen Krallen. Ich nahm seinen Köder nicht an, sondern verharrte in würdigem Schweigen. Nach einem Augenblick zuckte er die Achseln und ging in eine Ecke des Zeltes, wo im Messingkessel eines Samowars Wasser brodelte. Er nahm die kleine Porzellanteekanne von den Holzkohlen, goß Tee in eine einzige Tasse, fügte eine Zitronenscheibe hinzu und reichte sie mir. Ich nahm diese geheiligte Geste russischer Gastfreundschaft mit großer Erleichterung an. In diesem Land gehörte der Tee zu den selbstverständlichen Präliminarien, ehe man zum Geschäftlichen kam. Es sah also wenigstens so aus, als würde ich nicht ohne Anhörung aus seinem Zelt geworfen werden.
»Was bietet der Schah als Entgelt für meine Dienste?« fragte er plötzlich.
Ich trank einen Schluck von dem glühend heißen Tee, um Mut zu fassen.
»Reichtum . . . Ehre . . . «
Er machte eine ungeduldige Geste, als seien diese Dinge für ihn ohne jedes Interesse, und ich atmete tief ein, ehe ich meinen letzten Köder auswarf. »Macht.«
Er setzte die Teekanne wieder auf die Holzkohlen und drehte sich um, um mich anzusehen.
»Macht?« Der Widerhall dieses einzelnen Wortes hing bebend zwischen uns in der Luft. Ich wußte, daß ich die richtige Saite angeschlagen hatte.
»Wenn Sie dem Schah und der Khanum gefallen, wird Ihr Wort Gesetz sein.«
»Für eine Weile.«
»Für eine Weile«, stimmte ich zu, da ich wußte, daß Lügen sinnlos war. »Aber während dieser Zeit . . . « Ich breitete vielsagend die Hände aus, eine Geste, die er wohl begriff.
»Ja«, sagte er langsam, »ich verstehe, was Sie meinen.« »Dann werden Sie also mit mir kommen? Wenn Sie einverstanden sind, könnten wir morgen abreisen.«
Gereizt schnippte er mit den Fingern.
»Ihre Hartnäckigkeit beginnt mich zu ärgern, und Sie werden feststellen, daß ich das nicht schätze – nicht einmal, wenn es sich um den Daroga von Mazenderan handelt. Gehen Sie jetzt. Sie werden Ihre Antwort bekommen, wenn ich bereit bin, sie Ihnen zu geben, und nicht eher.«
Ich wußte, wenn ich noch ein Wort sagte, würde ich allen Boden verlieren, den ich bis jetzt gewonnen hatte. Obwohl seine arrogante Art mich erzürnte, verbeugte ich mich also nur und verließ ihn. Mein Schicksal hing völlig von seiner Laune ab. Plötzlich wünschte ich mir, ich wäre doch zu spät gekommen und hätte ihn nicht mehr in Nischni Nowgorod angetroffen.
Ich ahnte, welche Kette von schrecklichen Ereignissen ich im Begriff war auszulösen.
3. Kapitel
    Als ich am folgenden Abend zurückkam, rechtzeitig, um die Vorstellung zu sehen, war ich wirklich verblüfft über das, was sich meinen Augen darbot. Sein Einfallsreichtum und seine Fingerfertigkeit waren buchstäblich unglaublich. Ich war benommen von diesem Angriff auf mein Sehvermögen, und meinem Gehirn schwindelte, da all meine Begriffe von Schwerkraft und Zeit gnadenlos auf den Kopf gestellt wurden. Alle Gesetze, die das Universum regieren, wurden in diesem Zelt ad absurdum geführt. Mit Unbehagen erkannte ich, daß er Linkshänder war. Jeder Moslem weiß, daß der Teufel Linkshänder ist – deswegen spucken wir immer nur nach links aus. Ich bemühte mich, seinen Augen auszuweichen, denn ich hatte schon Angst vor seinem bösen Blick.
    Die Menge im Zelt geriet, als die Vorstellung zu Ende war, außer Rand und Band, drängte nach vorn, warf einen Regen von Münzen auf den Boden und verlangte lautstark wie gierige Kinder um weitere Wunder. Doch er wandte sich ab und sagte ihnen mit müdem Unterton in der Stimme, sie hätten alles gesehen, was er heute bereit gewesen sei zu zeigen.
    Sie wollten nicht gehen. Sie umringten ihn wie ein Rudel hungriger Tiere und begannen mit wachsender Hektik zu fordern, er solle die Maske abnehmen und für sie singen.
    »Zeig uns dein Gesicht!« schrien sie. »Zeig uns dein Gesicht, Erik, und laß uns den Teufel singen hören!«
Seine mageren Hände verkrampften sich, ballten sich wütend zu Fäusten, und einen Augenblick lang

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