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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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Falkenlord hat mich geschickt”, sagte sie als Entschuldigung für ihre Unterbrechung.
    “Und Severn?”
    “Komisch, dass du fragst. Ähmm, es hat irgendwie mit Severn zu tun.”
    Tiamaris wendete sich vom Spiegel ab und löschte ihn. Nicht, dass er das musste, sein Körper verbarg den größten Teil der Oberfläche. “Wie genau?”
    “Na ja, es geht um –” Sie hob ihren Arm. Dort glänzte Gold im Licht, das durch die Glaskuppel fiel.
    “Verstehe. Was ist damit?”
    “Severn hat sie gefunden.”
    Tiamaris runzelte die Stirn. “Gefunden?”
    “Ich habe sie abgelegt. Er hat sie aufgehoben.”
    “Und?”
    “Ich habe sie in meiner Wohnung abgenommen. Er hat sie in seiner aufgehoben. Wir wohnen nicht zusammen”, fügte sie noch hinzu.
    Das Runzeln wurde tiefer. Tiamaris schritt durch den Kreis in der Mitte des Turmbodens und streckte seine Hand aus. “Lass mich sehen”, sagte er gelassen.
    Sie hatte ihm bereits die Hand gereicht, ehe die Worte verklungen waren. Etwas an seiner Stimme verlangte Gehorsam – und sie gehorchte. Es gefiel ihr nicht besonders.
    Und Tiamaris? Sie glaubte nicht, dass er es überhaupt merkte. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf die Edelsteine gerichtet, die in einer geraden Linie auf der Oberfläche der Armschiene angeordnet waren. Er berührte sie, drückte sie vorsichtig und schnell, schnell genug, dass Kaylin sich die Reihenfolge niemals hätte merken können.
    “Tiamaris, warum hat der Falkenlord mich zu dir geschickt, um nach der – Fessel zu fragen?” Severn sprach mit gesenkter Stimme und intensivem Blick. Kaylin bemerkte, dass er nicht ein einziges Mal geblinzelt hatte, während Tiamaris die Edelsteine berührte. Sie hätte Geld gewettet – ihr eigenes – dass er die Reihenfolge wiederholen konnte. Außerdem sprach der verdammte Kerl Barrani.
    Andererseits war es auch die einzige Sprache, die Tiamaris bisher benutzt hatte.
    “Es ist keine Fessel”, entgegnete der Drache, dessen Finger immer noch über die harte Oberfläche der Edelsteine wanderten. Sie leuchteten nach seiner Berührung auf. Er sah Severn an. “Wie lange kennst du Kaylin schon?”
    “Fünfzehn Jahre.”
    “Und in welcher Beziehung steht ihr zueinander?”
    “Wir waren Freunde.”
    Die goldenen Augen des Drachen blinzelten nicht, und auch das milchige Innenlid hatte sich nicht geschlossen. Er starrte Severn an.
    Severn starrte zurück.
    “Archiv”, sagte Tiamaris. Es war eine Herausforderung. Kaylin wusste das, weil sie gesehen hatte, wie er das Archiv bediente, ohne auch nur ein einziges Mal die Stimme zu heben. Severn wusste es entweder nicht, oder es war ihm egal, sie konnte sich nicht entscheiden, worauf sie wetten sollte.
    Aber dann trat Tiamaris zur Seite, um die Oberfläche des Spiegels zu entblößen. Sie spiegelte nicht, sie war in Bewegung. Und ihr erster Gedanke, als sie sie ansah, war,
sehe ich wirklich so wahnsinnig aus?
    Die Antwort lautete natürlich
nur, wenn ich versuche, jemanden umzubringen.
    Sie sah sich selbst dabei zu, wie sie versuchte, Severn umzubringen. Aber dieses Mal, ohne ihre Wut, sah sie, wie Severn
nicht
versuchte, sie umzubringen. Sie drehte sich um, um ihm ins Gesicht zu sehen, aber er hatte sich im Büro des Falkenlords vollkommen verschlossen und noch keinen Spalt wieder aufgemacht.
    “Was willst du damit sagen?”, fragte er leise, als der Spiegel sich wieder umwölkte und das Archiv schwieg.
    “Du hast eine merkwürdige Auffassung von Freundschaft, selbst für einen Menschen.”
    Severn zuckte mit den Schultern. “Die Armschiene?”
    “Sie ist … auf Kaylin eingestellt.”
    “Sie unterdrückt ihre Magie.”
    Der Drache hob eine Augenbraue. Nach nur einem Augenblick senkte er sie wieder. “Das tut sie, ja”, sagte er langsam, “aber das ist nicht alles.”
    “Was tut sie sonst noch?”
    “Sie macht Aufzeichnungen”, antwortete er. “Nicht auf eine Art, die wir mit dem Spiegel abrufen können, nicht auf eine Art, die abgerufen werden kann, wenn man sie nicht anfasst oder die Sequenzen kennt, mit denen man sie aktiviert.”
    “Und der Rest?”
    “Du
bist
ein Falke.” Seine inneren Lider verdunkelten das Gold seiner Augen. “Sie beschützt sie”, sagte Tiamaris schließlich. “Vor was, kann ich nicht sagen. Es ist eine Alte Magie. Einzigartig in Elantra. Und sie wurde Kaylin gegeben wegen ihrer –”
    “Der Zeichen.”
    “Ja. Auch wenn sie darüber im Zwiespalt ist, sollte sie sich geehrt fühlen. Keiner von uns war sich sicher, dass die

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