Kaylin und das Reich des Schattens
Magie sie akzeptieren würde.” Er sagte nicht, wer “uns” war, und niemand verschwendete seinen Atem darauf, zu fragen.
“Und wenn sie Kaylin nicht, wie du sagst, akzeptiert hätte?”
Tiamaris antwortete nicht, was, für einen der zwei Anwesenden, mehr als ausreichte.
“Warum ist das Ding zu Severn gegangen?”, fragte Kaylin, weil sie das Gespräch in eine andere Richtung lenken wollte.
“Das ist genau die Frage.” Tiamaris schenkte ihr ein seltsames Lächeln. “Aber wenn ich raten sollte, würde ich sagen, dass die Schiene Severn nach ihren eigenen Grundsätzen wählt – sie beschützt dich und hatte das Gefühl, dass Severn im Moment derjenige ist, der dafür am besten infrage kommt.”
“Habe ich dazu nichts zu sagen?”
“Überhaupt nichts. Aber wenn es dir hilft, Kaylin, der Falkenlord ebenfalls nicht.”
Es half nicht.
Sie sah Severn an.
Severn sah Tiamaris an. “Wenn dieses … Artefakt alt ist, woher hast du dann gewusst, was es tun würde?”
Die inneren Lider des Drachen schlossen sich in einer milchigen Bewegung. “Es gibt dafür Gelehrte”, sagte er schließlich.
“Es hat keine Zeichen. Nichts, was darauf hindeutet –”
“Ich kann nicht mehr sagen, weil es mit dem Kaiser und seinen Magiern zu tun hat”, sagte Tiamaris kalt. “Aber als man sie Kaylin gegeben hat, gab es einen starken Verdacht ob ihrer Natur. Die Schiene wurde, so vermute ich, nicht aus Gefälligkeit erschaffen. Sie sollte ein Käfig sein.”
Severn sah Kaylin an. “Aber ihr habt ihr genug vertraut, um ihr die Schlüssel zu geben.”
“Dieses Wissen reicht nicht bis in alle Kreise”, sagte der Drache warnend.
Severn ignorierte ihn und sah Kaylin in die Augen, bis sie seinen Blick erwiderte, genau, wie er es bei dem Drachen getan hatte. Am Ende war Kaylin es, die sich abwendete.
11. KAPITEL
M arcus war von Teelas Bericht, den sie ihm hinter Kaylins Rücken erstattete, wenig begeistert. Nein, dachte sie sauer, sei fair: Teela hätte den gleichen Bericht vorgelegt, wenn Kaylin neben Marcus gestanden und wie wild mit den Armen gefuchtelt hätte, während
Marcus
ihnen den Rücken zukehrte.
“Ich schicke jemand anderen zu Barker”, knurrte er. “Genauer gesagt”, fügte er hinzu und starrte Kaylin wütend an, “teile ich jemand anderen für alle deine Schichten ein, bis die Sache sich beruhigt hat.”
“Und wann wäre das?”
Er zuckte mit den Schultern. “Frag die Barrani.”
Was ihr überhaupt nichts nützte. Die Barrani würden ihr genau nichts verraten.
Severn, der neben ihr stand, zuckte mit den Schultern. “Geh nach Hause”, riet er ihr, “oder reich deinen eigenen Bericht ein. Den meisten Wölfen macht es nichts aus, Pause vom Dienst zu bekommen.”
“Ich bin kein Wolf.”
“Offensichtlich.”
Sie starrte die Schiene an ihrem Handgelenk an und zuckte dann mit den Schultern. “Ich will deinen Schutz nicht”, sagte sie ihm leise.
Er zuckte ebenfalls mit den Schultern. “Scheint nicht wichtig zu sein, was du willst.”
“Das war es noch nie, oder?”
Vollkommene Stille. Sie drehte sich um und ging fort, überwältigt von Erinnerungen. Ihre Toten. Die Vergangenheit.
Dieses Mal folgte Severn ihr nicht.
Aber Teela schloss sich ihr an, als sie die Hallen verließ, und Teela begleitete sie auch nach Hause. Sie fühlte sich wieder wie mit dreizehn, und das gefiel ihr überhaupt nicht.
“Was ist das mit dir und Severn eigentlich?”, fragte Teela leise, als sie die Tür erreicht hatten, die in Kaylins Wohnung führte.
“Geschichte”, sagte Kaylin.
“Verarsch mich doch nicht.”
Kaylin hatte bei sich immer schon gedacht, dass Teela und Tain – und die anderen Barrani bei den Falken – nur deshalb Elantranisch benutzten, weil die sterblichen Sprachen die farbenfroheren Schimpfwörter hervorbrachten. Sollte heißen, sie konnten darin wunderbar fluchen.
“Er kommt von einem Ort, an den ich nie zurückkehren möchte”, sagte Kaylin einlenkend. “Weil ich nie eine Wahl hatte, ob ich dort sein wollte oder nicht.” Sie schob ihren Schlüssel in das erste Schloss und drehte ihn etwas zu heftig um.
“Musst du ja wissen”, antwortete Teela, “aber ich würde sagen, wenn du mich fragst –”
“Ich frage aber nicht, Teela. Vielleicht morgen.” Vielleicht nie.
Teela zuckte mit ihren schmalen, eleganten Schultern.
“Ich bin vom Dienst suspendiert worden”, fügte Kaylin noch hinzu, während sie das zweite Schloss aufschloss.
“Ich weiß. Es ist besser so. Erstens
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