Keeva McCullen 6 - Der Wiedergänger (German Edition)
Fenster, „einen Wiedergänger zu verbannen.“
Dann schluckte sie, holte tief Luft und erzählte ihnen von den vielen Todesfällen, die das kleine Dorf in den letzten Monaten heimgesucht hatten.
„Es handelte sich zwar ausschließlich um sehr alte Menschen, die gestorben sind“, sagte sie, „aber trotzdem war es überraschend und unerwartet. Ihr Verfall und ihr Tod gingen einfach viel zu schnell vonstatten. Das brachte uns auf den Gedanken, dass irgendein widernatürliches Wesen dahinterstecken könnte.“
Sie seufzte und zuckte mit den Schultern.
„Leider hat mein Mann sich von seiner Großmutter nicht ausbilden lassen. Er hat sich als junger Mann für die in seinen Augen viel plausiblere Wissenschaft der Schulmedizin entschieden - und war nur schwer davon zu überzeugen gewesen, dass es trotzdem noch andere Dinge zwischen Himmel und Erde gibt“, sagte sie mit leicht ironischem Unterton. „Jetzt hat er seine Meinung diesbezüglich zwar geändert - aber er ist natürlich vollkommen unerfahren in magischen Ritualen. Wir haben in Amelias altem Zauberbuch“, Keeva zuckte zusammen, als sie davon hörte - auch dieses Buch würde sie unheimlich gerne einmal in die Hand nehmen, „einige Rituale entdecken können, die vielversprechend klingen. Und James hofft, dass die magische Energie des Kästchens möglicherweise seine mangelnde Erfahrung in solchen Dingen kompensiert.“
Shane sah plötzlich beunruhigt aus und auch Keeva blickte alarmiert auf.
„Das kann schon der Fall sein“, sagte sie. „Aber man sollte damit äußerst vorsichtig sein.“
Shane nickte.
„Der Schuss kann nämlich genauso gut nach hinten losgehen“, bestätigte er. „Wenn der falsche Spruch verstärkt wird ...“
Er brauchte nicht weiterzusprechen.
„Dann ist es beschlossen!“, sagte Phoebe, stand abrupt auf, stütze die Hände auf den Tisch und sah sie an.
„Schon seit James das Haus verlassen hat, habe ich ein ganz schlechtes Gefühl“, gab sie zu. „Und euer Auftauchen jetzt und hier erscheint mir wie eine Aufforderung, auf meine Gefühle zu hören. James hat mich zwar gebeten, bei unserer Tochter zu bleiben - aber Charlotte ist hier sicher, auch allein.“
Phoebe Morgan richtete sich zu ihrer vollen Größe von ungefähr einem Meter fünfzig auf.
„Er hingegen ist dort draußen ganz und gar nicht sicher“, fuhr sie mit fester Stimme fort. „Er braucht unsere Hilfe, davon bin ich überzeugt. Lasst uns nach ihm suchen, jetzt sofort!“
*
Die anfängliche Erheiterung über den riesengroßen Fehler, den dieser Stümper da draußen gerade im Begriff war zu begehen, wich einer leichten Besorgnis, als Liekk-Baoth sich über die möglichen Konsequenzen für sich selbst im Klaren wurde.
Falls sich hier in der Gegend vielleicht gerade wirklich ein herrenloser Untoter herumtrieb oder eine Leiche vergraben war, und der Typ, der noch immer lautstark seine Formeln rezitierte, mit dem Ritual tatsächlich Erfolg haben sollte … nun, dann konnte es durchaus passieren, dass der gerufene Zombie diesen unvorsichtigen Schreihals tötete, ihn auffraß und wieder irgendwo in der Dunkelheit verschwand.
Und dann?
Dann lag er selbst, eingesperrt in seinem hölzernen Gefängnis, irgendwo in einem Wald oder auf einem Friedhof oder weiß der Teufel was sonst noch für einem einsamen, düsteren und unheimlichen Ort, fernab jeglicher Zivilisation, und niemand würde jemals hierher kommen und ihn befreien ...
Genau solche Plätze suchten sich diese unfähigen Möchtegern-Zauberer für ihre kruden Rituale doch aus, oder nicht? Gegenden, in die kein normaler Mensch je freiwillig ging ...
Gestern hatte er sich wenigstens noch in einem Laden befunden, und die Wahrscheinlichkeit, dass ihn früher oder später jemand kaufen würde, war zumindest vorhanden. Aber jetzt? Wer wusste schon, wohin dieser Kerl die Schatulle verschleppt hatte - und wie lange es dauern würde, bis jemand anderes hierher kam und sie fand?
Liekk-Baoths Besorgnis nahm noch zu, als plötzlich Verwesungsgestank in das Innere seines Gefängnisses drang.
Teufelsverdammte Scheiße, fluchte der Gestaltwandler herzhaft. Wenn das nicht der altbekannte Geruch eines von den Toten Auferstandenen war … und zwar noch dazu von einem Exemplar, das die diesseitige Welt offensichtlich schon vor recht langer Zeit hinter sich gelassen hatte.
Das sieht gar nicht gut aus für den Mann da draußen, dachte Liekk-Baoth - und erst recht nicht für den Dämon hier drinnen.
Warten und
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