Keeva McCullen 6 - Der Wiedergänger (German Edition)
erst als ihr Blick auf Keevas Hals fiel und ein Ausdruck des Erkennens in ihre Augen trat, schien sie sich vollends zu entspannen. Sie löste ihre Hand, nickte kurz und winkte beide hinein.
„Aber seid bitte leise“, meinte sie, während sie durch einen dämmrigen Gang in die geräumige Küche des Hauses gingen. „Meine Tochter schläft oben und sie braucht ihren Schlaf. Sie war lange krank.“
Keeva, die sich unwillkürlich an den Hals gefasst und das Amulett, das sie seit ihrer Kindheit dort trug, mit der Hand umschlossen hatte, wurde immer neugieriger, worauf das hier wohl hinauslaufen würde. Die Frau - sie hatte sich ihnen mit Phoebe Morgan vorgestellt - deutete ihnen, sich an den Küchentisch zu setzen.
„Ich möchte mich nur schnell vergewissern, dass Charlotte - meine Tochter - nicht geweckt wurde. Dann können wir uns unterhalten.“
Nachdem sie den Raum verlassen hatte, wandte Keeva sich zu Shane.
„Warum hast du von Magie gesprochen?“, flüsterte sie. „Und wieso wusstest du, dass die Frau darauf so reagieren würde?“
Er sah sie an und deutete vage im Raum herum.
„Auf diesem Haus hier liegt ein uralter Schutzzauber“, flüsterte er zurück. „Ich kann ihn spüren. Er soll das Böse von den Bewohnern fernhalten, ist aber schon ziemlich verblasst. Trotzdem habe ich vermutet, dass die Menschen, die hier leben, nicht ganz unbewandert in Zauberei sind. Oder ihr zumindest offen gegenüberstehen. Und meine Vermutung scheint ja richtig gewesen zu sein.“
Keeva wollte gerade entgegnen, dass das auch ganz schön in die Hose hätte gehen können, als die Tür sich öffnete und Phoebe wieder in den Raum trat. Also verstummte Keeva, setzte sich aufrecht hin, lächelte freundlich und wartete, was jetzt passieren würde.
Phoebe holte ein paar Gläser aus dem Schrank sowie eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und stellte alles auf den Tisch. Dann setzte sie sich ebenfalls hin und sah die beiden jungen Leute mit durchdringendem Blick an.
„So, und jetzt möchte ich wissen, was euch hierher geführt hat“, sagte sie. Ihr Ton war freundlich, aber bestimmt, und es war klar, dass sie keine Ausflüchte akzeptieren würde.
Shane warf Keeva einen fragenden Blick zu.
„Erzähl du es ihr“, sagte sie und nickte kurz. „Ich glaube, dass wir ruhig die Wahrheit sagen können.“
Bringt ja sowieso nichts mehr, sich jetzt noch eine neue Geschichte auszudenken, dachte Keeva resigniert.
Shane straffte seine Erzählung ein wenig und erwähnte auch nicht die zwei Toten, die damit zusammenhingen. Aber er berichtete wahrheitsgemäß, dass sie auf der Suche nach einer hölzernen Schatulle waren, weil sie diese brauchten, um einen gefährlichen Dämon sicher zu verwahren.
„Das Kästchen, das wir meinen, ist die eine Hälfte einer sogenannten Box der Pandora. Das ist ein magisches Gefängnis, in das manche Arten von Dämonen verbannt werden können. Die andere Hälfte befindet sich in London, in der Obhut von Keevas Großvater. Nur wenn beide Teile vereint sind, ist sichergestellt, dass der gefangene Dämon nicht wieder entkommen kann. Wir haben in den letzten Tagen die Spur dieser Schatulle bis hierher verfolgt, und nun ...“
Er sprach nicht weiter, sondern sah Phoebe Morgan fragend an.
Sie presste die Lippen zusammen und nickte.
„Sie haben sich nicht getäuscht“, sagte sie. „Mein Mann hat ein Holzkästchen, auf das Ihre Beschreibung passt, gestern in Keswick entdeckt und gekauft. James, mein Mann, besitzt eine gewisse magische Begabung, müssen Sie wissen, und hat die Zauberkraft der Schatulle spüren können.“
Die grauhaarige Frau sah zu Keeva und deutete auf deren Hals. Erneut fasste Keeva sich an ihr Amulett.
„Die Großmutter meines Mannes, Amelia Morgan, war zu ihrer Zeit eine berühmte weiße Hexe. Sie hat immer ein ganz ähnliches Amulett getragen. Es sollte sie vor den bösen Einflüssen der Dämonen schützen, hat mein Mann mir einmal erklärt.“
Unvermittelt ergriff eine starke Erregung von Keeva Besitz. Das Schutzamulett einer alten, weisen Frau! Fand sie hier vielleicht die Lösung für all ihre Probleme? Sie hätte gerne mehr über dieses Amulett und über Amelia Morgan in Erfahrung gebracht, doch Shane ergriff bereits wieder das Wort.
„Wo sind dieses Kästchen und Ihr Mann jetzt. Wohl nicht im Haus, sonst wäre er schon längst auch hier in der Küche, nicht wahr?“
Phoebe Morgan nickte langsam.
„Mein Mann versucht gerade dort draußen“, sie deutete auf das
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