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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Inszenierung hätte mehr ihrem Stil entsprochen.
    Er verließ sich auf seine Konzentrationsfähigkeit und seine kognitive Begabung und prägte sich alle Daten aus der Fallakte der Reihenfolge nach ein. Zu dieser Information fügte er Tatsachen hinzu, die nur er kannte, von denen Smilow aber keine Ahnung hatte:
Hammond war selbst mit Lute Pettijohn zusammen gewesen, kurz vor dessen Ermordung.
Die handschriftliche Notiz, die ihm Davee gegeben hatte, wies darauf hin, dass Hammond nicht der einzige Besucher gewesen war, den Lute für vergangenen Samstagnachmittag eingeplant hatte.
Die Staatsanwaltschaft hatte insgeheim gegen Lute Pettijohn ermittelt.
    Für sich gesehen wirkte keiner dieser Fakten relevant, aber alle zusammen reizten seine Neugier als Staatsanwalt und veranlassten ihn, Fragen zu stellen… Aus Gründen, die über seinen Wunsch, Alex unschuldig zu sehen, hinausgingen. Auch ohne eine emotionale Bindung zu ihr hätte er nie und nimmer einen unschuldigen Menschen fälschlich verurteilen wollen. Diesen Fragen musste man genauer nachgehen, egal, wer verdächtigt wurde.
    Mit diesen geheim gehaltenen Fakten vor Augen ging er in Gedanken erneut jedes Gespräch durch, das er wegen dieses Falls geführt hatte: mit Smilow, Steffi, seinem Vater, Monroe Mason, Loretta. Er strich Alex aus dieser Gleichung und tat so, als würde sie nicht existieren, als wäre der Verdächtige noch immer ein mysteriöser Unbekannter. Das gestattete ihm, jede Frage, Erklärung und beiläufige Bemerkung mit völlig neuen Ohren zu hören.
    Merkwürdigerweise war es gerade eine seiner eigenen Feststellungen, die sich bei ihm verhakte und ihn aus seinem trägen Bewusstseinsstrom riss. »Ganz gewöhnliche Kugeln aus ganz gewöhnlichen Waffen. Allein in dieser Stadt gibt es hunderte .38er, selbst in Ihrem Beweisfundus, Smilow.«
    Plötzlich erfüllte ihn neue Energie, und er war wild entschlossen, eine Rechtfertigung für sein eigenes irrationales Verhalten der letzten Tage zu finden. Alles – seine Karriere, sein Leben, sein Seelenfriede – hing davon ab, Alex zu entlasten und zu beweisen, dass er Recht hatte.
    Rasch warf er einen Blick auf seine Schreibtischuhr. Wenn er sich beeilte, könnte er noch heute Nachmittag mit seinen eigenen Ermittlungen beginnen. Hastig sammelte er die Fallakte ein und
stopfte sie in seine Aktentasche, dann verließ er sein Büro. Kaum hatte er den Haupteingang des Gebäudes hinter sich gelassen und war in die Gluthitze getreten, hörte er, wie jemand seinen Namen rief.
    »Hammond.«
    Diesen Befehlston hatte nur eine Stimme. Hammond stöhnte innerlich auf, während er sich umdrehte. »Hallo, Dad.«
    »Können wir in dein Büro zurückgehen und uns unterhalten?«
    »Wie du siehst, bin ich im Gehen begriffen und in Eile. Ich möchte noch vor Büroschluss ins Zentrum. Der Fall Pettijohn kommt am Donnerstag vor Gericht.«
    »Genau darüber wollte ich mit dir reden.«
    Preston Cross akzeptierte nie ein Nein. Er lotste Hammond zu einem winzigen Schattenstreifen an der flachen Gebäudefassade hinüber. »Was ist mit deinem Arm passiert?«
    »Ist okay; das dauert jetzt zu lange«, erwiderte er ungeduldig. »Was gibt es denn so Dringendes, das nicht warten kann?«
    »Monroe Mason hat mich heute auf dem Weg zum Fitnessclub von seinem Handy aus angerufen. Er ist tief beunruhigt.«
    »Wo liegt das Problem?«
    »Falls Monroes Spekulation korrekt ist, graut mir schon beim Gedanken an die Konsequenzen.«
    »Spekulation?«
    »Dass du eine ungebührliche Zuneigung zu dieser Dr. Ladd entwickelt hast.«
    Diese Dr. Ladd. Immer wenn sich sein Vater über jemanden abschätzig äußerte, setzte er das Demonstrativpronomen vor dessen Namen. Diese Entpersonalisierung drückte auf subtile Weise seine geringe Meinung von der betreffenden Person aus. Hammond platzte der Kragen. »Weißt du, allmählich stinkt es mir richtig, dass Mason jedes Mal dich anruft, wenn er an mir etwas auszusetzen hat. Warum kommt er nicht direkt zu mir?«
    »Weil er ein alter Freund ist. Er hat so viel Respekt vor mir, mich zu warnen, wenn er sieht, dass mein Sohn drauf und dran ist, seine Zukunft zu verspielen. Er hofft bestimmt, ich würde mich einschalten.«
    »Was du liebend gerne tust.«
    »Das tue ich, da hast du verdammt Recht!«
    Das Gesicht seines Vater war bis zu den weißen Haarwurzeln knallrot angelaufen. In seinen Mundwinkeln hing Speichel. Er verlor nur selten die Geduld und betrachtete jedwede Gefühlsausbrüche als Schwäche, die für Frauen und

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