Kein Alibi: Roman (German Edition)
fotografiert. Hoffentlich werden diese Bilder in der Zeitung abgedruckt und im Fernsehen gezeigt. Ich bin froh, dass du in dieser Klemme sitzt. Das geschähe dir gerade recht, du verdammter kleiner Heuchler. Schon seit Jahren hängst du mir mit deiner selbstgerechten altruistischen Pfadfinderattitüde zum Hals heraus«, sagte er. Seine Worte troffen vor Verachtung.
Er stieß Hammond seinen spitzen Zeigefinger heftig in die Brust. »Du bist genauso korrumpierbar wie alle anderen auch. Bis jetzt wurdest du nur noch nie getestet. War es Habgier, die dich vom schmalen Pfad der Tugend abweichen ließ? Nein. Die Aussicht auf Macht? Nein.« Er wieherte höhnisch.
»Nur eine Schlampe. Darin liegt meines Erachtens die wahre Schande. Wenn du dich wenigstens durch etwas korrumpieren ließest, was schwerer zu beschaffen ist.«
Wütend starrten beide Männer einander an. Ihre feindselige
Haltung drang mit Macht an die Oberfläche, nachdem sie jahrelang unter einer dicken Schicht von Groll gebrodelt hatte. Keines seiner Worte würde den eisernen Willen seines Vaters auch nur ankratzen, das wusste Hammond, aber plötzlich wurde ihm auch klar, wie wenig es ihm bedeutete. Warum sollte er sich und Alex vor einem Mann verteidigen, für den er keinen Funken Respekt übrig hatte? Er erkannte Preston als das, was er war, und er konnte ihn nicht ausstehen. Von nun an zählte die Meinung seines Vaters über ihn und über sonst etwas nicht mehr, da sie weder auf Integrität noch auf Ehre basierte.
Hammond wandte sich ab und ging weg.
Smilow musste eine halbe Stunde in der Halle des Charles Towne Plaza warten, ehe ein Schuhputzsessel frei wurde. »Glänzen aber noch recht schön, Mr. Smilow.«
»Dann eben nur polieren, Smitty.«
Der ältere Mann ging zu einem Gespräch über den derzeitigen Absturz der Atlanta Braves über.
Smilow schnitt ihm den Faden ab. »Smitty, hast du an dem Nachmittag, als Mr. Pettijohn umgebracht wurde, diese Frau hier im Hotel gesehen?« Er zeigte ihm ein Foto von Alex Ladd, das in der Nachmittagsausgabe der Zeitung erschienen war. Er hatte es vergrößert, damit man ihre Gesichtszüge besser erkennen konnte.
»Ja, Sir, habe ich, Mr. Smilow. Ich habe sie auch heute Nachmittag im Fernsehen gesehen. Sie ist doch diejenige, von der ihr alle glaubt, dass sie ihn ermordet hat.«
»Ob das Gericht sie nächste Woche unter Anklage stellt, wird von der Schlagkraft unserer Beweise abhängen. Als du sie gesehen hast, war da jemand bei ihr?«
»Nein, Sir.«
»Hast du den je gesehen?« Er zeigte ihm Bobby Trimbles Verbrecherfoto.
»Nur im Fernsehen, bei der gleichen Story, neben dem anderen Foto.«
»Nie hier im Hotel?«
»Nein, Sir.«
»Bist du sicher?«
»Mr. Smilow, Sie kennen doch mich und Gesichter. Ich vergesse nur selten eines.«
Geistesabwesend nickte der Detective, während er die Fotos wieder in seine Brusttasche steckte. »Hat Dr. Ladd wütend oder erregt gewirkt, als du sie gesehen hast?«
»Eigentlich nicht, aber so lange habe ich sie nicht angeschaut. Sie ist mir aufgefallen, als sie hereinkam, weil sie echt hübsche Haare hat, Sie wissen ja. Auch wenn ich ein alter Kerl bin, schau ich mir noch immer gerne hübsche Mädchen an.«
»Davon siehst du ja ’ne Menge hier durchkommen.«
»Auch ’ne Menge hässliche«, lachte er in sich hinein. »Egal, die hier war allein und kümmerte sich sonst um nichts. Ist gleich durch die Halle zu den Aufzügen gegangen. Nach ’ner Weile kam sie wieder runter. Ging in die Bar dort drüben. Ein bisschen später hab ich sie noch mal zu den Aufzügen rübergehen gesehen.«
»Warte.« Smilow beugte sich tiefer zu dem Mann hinunter, der seine Schuhe polierte. »Sagtest du gerade, dass sie zweimal hinaufging?«
»Schätze schon.«
»Wie lange ist sie beim ersten Mal geblieben?«
»Vielleicht fünf Minuten.«
»Und das zweite Mal?«
»Keine Ahnung. Ich habe sie nicht wieder runterkommen sehen.«
Er wischte zum letzten Mal über Smilows Schuhe. Smilow stieg vom Podest herunter und breitete die Arme aus, um sich von Smitty mit einer Fusselbürste den Mantel abbürsten zu lassen. »Smitty, hast du irgendjemandem gegenüber erwähnt, dass ich mir an diesem Tag die Schuhe habe putzen lassen?«
»Kam nie zur Sprache, Mr. Smilow.«
»Mir wär’s lieber, wenn wir das für uns behalten könnten, okay?« Beim Umdrehen steckte er Smitty ein dickes Trinkgeld zu.
»Geht klar, Mr. Smilow. Ganz klar. Tut mir Leid wegen der anderen.«
»Welche andere?«
»Die Dame.
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