Kein Alibi: Roman (German Edition)
Kinder reserviert war. Er holte ein Taschentuch aus seiner Gesäßtasche und tupfte sich mit einem sauber gefalteten Stück irischen Leinens die Schweißtropfen von der Stirn. Dann meinte er deutlich ruhiger: »Versichere mir, dass Monroes Vermutung völlig haltlos ist.«
»Woher hat er denn diese Idee?«
»In erster Linie aus der laschen Art, mit der du an diesen Fall herangegangen bist.«
»So würde ich es nun ganz und gar nicht nennen. Ich habe mir den Arsch aufgerissen. Zugegeben, ich habe Vorsicht walten lassen –«
»Übermäßige.«
»Das meinst du.«
»Mason offensichtlich auch.«
»Dann liegt es bei ihm, mich in die Mangel zu nehmen, und nicht bei dir.«
»Du hast von Anfang an die Zügel schleifen lassen. Dein Mentor und ich wüssten gerne, warum. Hat dich die Verdächtige pferdescheu gemacht? Hast du zu dieser Frau eine gewisse Zuneigung entwickelt?«
Obwohl Hammond seinem Vater weiterhin unverwandt in die Augen blickte, schwieg er störrisch.
Prestons Gesicht verzerrte sich vor Zorn. »Himmelherrgott noch mal, Hammond. Ich kann das nicht glauben. Bist du denn verrückt?«
»Nein.«
»Eine Frau ? Du würdest all deine ehrgeizigen Pläne –«
»Meinst du nicht vielleicht all deine ehrgeizigen Pläne?«
» – für eine Frau opfern? Nachdem du so weit gekommen bist, wie kannst du dich nur so benehmen –«
»Benehmen?« Hammond lachte verächtlich auf. »Du hast
wirklich Nerven, mir einen Vortrag über richtiges Benehmen zu halten. Wie steht’s denn mit deinem Verhalten, Vater? Welchen moralischen Maßstab hast du mir als Vorbild mitgegeben? Vielleicht habe ich meinen nur dem deinen angepasst. Allerdings würde ich beim Verbrennen von Kreuzen definitiv einen Schlussstrich ziehen.«
Sein Vater blinzelte heftig. Da wusste Hammond, dass er ins Schwarze getroffen hatte. »Gehörst du zum Klan?«
»Nein! Zum Teufel, nein.«
»Aber du hast alles darüber gewusst, nicht wahr? Du wusstest verdammt gut, was auf Speckle Island ablief. Außerdem hast du es noch abgesegnet.«
»Ich bin ausgestiegen.«
»Nicht ganz. Das hat nur Lute getan. Er hat sich umbringen lassen, also ist er aus dem Schneider. Aber du bist noch verwundbar. Dad, du wirst allmählich leichtsinnig. Dein Name steht auf diesen Dokumenten.«
»Ich habe bereits Abbitte für die Vorfälle auf Speckle Island geleistet.«
Aha, die berühmte kurze Gerade samt Aufwärtshaken. Wie immer hatte Hammond sie nicht kommen sehen.
»Ich war gestern auf Speckle Island«, erklärte ihm Preston gelassen. »Ich habe mich mit den Opfern von Lutes schändlichem Terror getroffen und ihnen erklärt, wie beschämt ich war, als ich von seinen Taten erfuhr, und dass ich mich sofort als Geschäftspartner von ihm getrennt habe. Ich habe jeder Familie tausend Dollar als Ersatz für alle Schäden an ihrem Eigentum gegeben und gleichzeitig, zusammen mit meiner ehrlichen Entschuldigung, ihrer Gemeindekirche eine nicht unbeträchtliche Summe gespendet. Außerdem habe ich an ihrer Schule einen Stipendienfonds eingerichtet.« Er hielt inne und lächelte Hammond gewinnend an. »Glaubst du wirklich, dass es angesichts dieser philanthropischen Geste zu einem Prozess gegen mich kommt? Versuch es, mein Sohn, dann wirst du sehen, wie abgrundtief du scheiterst.«
Hammond fühlte sich benommen. Ihm war speiübel. Und beides
hatte weder mit der Hitze noch mit seinen Verletzungen zu tun. »Du hast sie gekauft.«
Wieder dieses himmlische Lächeln. »Mit Geld aus der Portokasse.«
Hammond konnte sich nicht erinnern, dass er irgendjemanden schon einmal lieber geschlagen hätte. Mit Wonne hätte er seinem Vater die Fäuste auf die Lippen gedroschen, bis sie blutend aufplatzten und dieses herablassende Grinsen verschwand. Mit äußerster Mühe unterdrückte er diesen Impuls, dämpfte stattdessen seine Stimme und schob sein Gesicht dicht an das seines Vaters heran.
»Vater, sei nicht so süffisant. Diese Spur lässt sich nicht so leicht abwaschen, das wird dich mehr als nur ein bisschen was aus der Portokasse kosten. Noch bist du nicht aus dem Schneider. Du bist ein einziger korrupter Mistkerl. Du verkörperst das Wort Korruption. Also, komm du mir nicht mit Vorträgen über richtiges Verhalten. Nie wieder.« Kaum hatte er ausgesprochen, drehte er sich um und steuerte auf den Parkplatz zu. Preston packte seinen linken Arm und zog ihn unsanft herum. »Weißt du, eigentlich hoffe ich sogar, dass die Sache ans Licht kommt. Hoffentlich hat dich jemand zwischen ihren Beinen
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