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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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hier bis zur nächsten Ecke.
    Er setzte sich am Tresenende auf einen Hocker und bestellte noch einen Drink. Der kastanienbraune Vinylsitz hatte früher einmal eine Lederprägung besessen, die sich im Laufe der Jahrzehnte unter dem Druck hart gesottener Trinker in eine fast spiegelblanke Oberfläche verwandelt hatte. Wenn er sich nicht hätte zurückhalten müssen, hätte er nie und nimmer eine derart schäbige Kneipe beehrt. Es war lange her, seit er sich in solchen Spielhöllen herumgetrieben hatte. Er hatte Karriere gemacht. Und wie. Immer nur nach oben, lautete das Motto von Bobby Trimble.
    Bobby hatte für sich ein neues Image kultiviert, das er keinesfalls aufgeben wollte. Niemand konnte etwas für die Umstände, in die er hineingeboren wurde, aber wenn man sie nicht mochte und instinktiv wusste, dass man zu Höherem und Besserem bestimmt war, konnte man sein altes Image zum Teufel schicken und sich ein neues kreieren. Und genau das hatte er getan.
    Dieser angelernte weltläufige Touch hatte ihm den ruhigen Job in Miami verschafft. Der Nachtklubbesitzer brauchte einen Kerl mit Bobbys Talenten als Manager und Conferencier. Er sah gut aus, und seine hohlen Sprüche lockten die Damen. In diesem Job war er in seinem Element. Der Umsatz steigerte sich enorm. Bald war das Cock ’n’ Bull einer der Treffpunkte für alle Nachtschwärmer von Miami, einer Stadt, die für ihre aufregenden Nachtlokale berühmt ist.
    Jeden Abend war der Club randvoll mit Frauen, die sich zu amüsieren wussten. Bobbys Engagement war es zu verdanken, dass sich der Laden seinen geilen Ruf im Wettbewerb mit den anderen Amüsierlokalen für Frauen sichern konnte.
    Das Cock ’n’ Bull entschuldigte sich nicht für seine derb-zotige Show, die bewusst Frauen und keine Damen ansprach, Frauen, die sich nicht genierten, auf den Putz zu hauen. Die meisten Nächte zogen sich die Tänzer bis auf die nackte Haut aus. Bobby behielt seinen Smoking an, heizte aber den Gästen mit Worten derart ein, dass sie in einen wahren Sexrausch verfielen. Seine verbale Stimulierung war effektiver als die aufreizenden Hüftschwünge der Tänzer. Sie himmelten ihn für seine derben Sprüche an.
    Eines Nachts kletterte ein besonders begeisterter Fan mit einem der Tänzer auf die Bühne, ging vor ihm in die Knie und fing an, mit ihm ihr Spielchen zu treiben. Die Menge drehte durch. So etwas liebten sie.
    Die in Zivil arbeitende Sittenstreife allerdings weniger.
    Sie forderten insgeheim Verstärkung an, und ehe irgendeiner begriffen hatte, was los war, wimmelte das ganze Lokal von Polizei. Er hatte sich durch die Hintertür verdrücken können, nicht ohne sich noch mit dem gesamten Bargeld aus dem Bürosafe zu bedienen.
    Wegen seiner Schwäche für Pferderennen und einer grausamen Pechsträhne in jüngster Zeit hatte er sich bei einem Kredithai verschuldet, der kein Verständnis dafür gehabt hätte, dass das Schließen des Clubs mit einer momentanen Einkommenseinbuße einherging, die sich schon bald wieder umgekehrt hätte. Das Wörtchen »bald« fehlt im Vokabular eines Kredithais.
    Also war er mit fast zehntausend Dollar in den Smokingtaschen aus dem Land des Sonnenscheins geflüchtet, der Clubbesitzer, die Polizei und der Kredithai auf seinen Fersen. Er hatte sein Mercedes-Cabrio umspritzen und das Kennzeichen ändern lassen. So war er eine Zeit lang in aller Seelenruhe die Küste hinauf gereist und hatte es sich mit dem gestohlenen Geld gut gehen lassen.
    Aber das Geld hatte nicht ewig gereicht. Er hatte wieder arbeiten müssen, wobei er der einzigen Beschäftigung nachging, die er kannte. Er mimte den Gast in Luxushotels und trieb sich am Swimmingpool herum, wo er einsame Touristinnen mit seinem Charme becircte. Das Geld, das er ihnen stahl, betrachtete er als fairen Ausgleich für die Wonnestunden, die er ihnen im Bett bereitete.
    Als er dann eines Nachts am Champagner nippte und bei einer zögernden Frischgeschiedenen Süßholz raspelte, um ihr den Zimmerschlüssel zu entlocken, entdeckte er am anderen Ende des Restaurants einen Bekannten aus Miami. Daraufhin hatte sich Bobby mit einem dringenden Bedürfnis entschuldigt, war in sein Hotel zurückgegangen, hatte in Windeseile seine Siebensachen im Mercedes verstaut und war mit Volldampf aus der Stadt gebraust.
    Mehrere Wochen hatte er sich bedeckt gehalten und weibliche Opfer nicht einmal in Erwägung gezogen. Seine Barschaft war bis auf einen kläglichen Rest geschrumpft. Und beim Blick in den Spiegel sah Bobby

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