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Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Titel: Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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holen; er parkt ein paar Straßen weiter.«
    »Kann Mrs Ledger den Wagen nicht selbst fahren?«
    »Heute nicht. Die Ärmste hat sich gestern nochmal die Augenpartie liften lassen. Sie wird eine Weile nicht fahren können.«
    » Nochmal liften lassen?«, wiederholte Will, und die kleine Bouvier, die sich an Christys Schulter kuschelte, winselte vor Freude beim Klang seiner Stimme. »Wie hoch sollen die Augen denn sitzen?«
    »Ich mache mir auch Sorgen«, gestand Christy. »Das war jetzt das dritte Lifting.«
    »So eine Frau kenne ich. Lassen Sie mich raten. Sie ist nicht mehr jung und findet es zunehmend schwierig, zu lächeln, die Stirn zu runzeln oder mit dem Gesicht überhaupt eine Regung zu zeigen.«
    »Das ist sie!« Es war die perfekte Beschreibung von Mrs Ledger. Sie war eine nette alte Dame, aber sie hatte ein Pokerface, um das sie jeder Glücksspieler beneiden würde. »Hey, Sie kennen sie?«
    »Sie meinen Großmutter?«
    »Wie bitte?« Christy hätte fast das Handy fallen lassen.
    Will lachte. »Ha! Hab’ ich Sie wieder erwischt! Natürlich kenne ich sie nicht! Erzählen Sie weiter.«
    Christy verdrehte die Augen und fuhr fort. »Das erste Lifting hatte sie vor sechs Monaten. Sie war so begeistert von dem Ergebnis, dass sie ein zweites Mal hingegangen ist, um die Partie noch stärker liften zu lassen. Aber das
ging daneben und sie sah aus wie einer der Schurken bei Batman.«
    »Autsch! Die arme Frau!«
    »Ich weiß. Jetzt befinden wir uns im Korrekturstadium, in dem hoffentlich alles wieder in den Zustand nach dem ersten Lifting gebracht wird. Was für eine Geldverschwendung!« Christy schaute sich um und stellte fest, dass Toni und sie an einer Kreuzung standen. »Hey Will, wir sind jetzt an der Ecke, von der Sie gesprochen haben. Wie geht’s weiter?«
    »Okay. Biegen Sie rechts ab und gehen Sie dann vier Blocks geradeaus. Und schon sind Sie da.«
    »Habe verstanden. Danke. Jedenfalls wird Mrs Ledger einen Verband tragen und kann nichts sehen. Ich muss sie und ihren Mercedes-Benz sicher nach Hause kutschieren.«
    Bouvier zappelte und versuchte winselnd, noch näher an das Telefon heranzukommen.
    »Mrs Ledger kann froh sein, dass sie jemanden wie Sie hat, Christy«, fuhr Will fort. »Ich frage mich nur, warum sie so unzufrieden mit sich war, dass sie sich einer Schönheitsoperation unterzogen hat?«
    Wie durch Zauberei winselte Bouvier beim Klang seiner Stimme erneut glücklich. Christy warf ihr einen missbilligenden Blick zu. Dann sagte sie: »Sie haben ein Herz für andere Menschen, nicht wahr, Will?«
    Es folgte eine kurze Pause, bevor Will antwortete. »Ich denke schon. Ich habe einen Job daraus gemacht, mich mit Menschen zu beschäftigen. Es begeistert mich einfach, andere zu verstehen und sie dann in passenden Jobs unterzubringen - das ist befriedigend … Aber vermutlich
gähnend langweilig, wenn ich davon erzähle. Ich werde es Ihnen ersparen.«
    »Ganz und gar nicht!«, rief Christy, der klarwurde, wie sehr sie dieses Gespräch genoss. »Wir sind beide in einer Branche, in der es darum geht, Menschen glücklich zu machen, stimmt’s?«
    »Wahrscheinlich«, antwortete Will nachdenklich. »Ist irgendwie nett, es so zu sehen.«
    Christy blickte zu Toni und setzte an, sich zu entschuldigen, weil sie so lange telefonierte, aber Toni war ganz darin versunken, mit staunenden Augen die Stadt zu betrachten.
    Daraufhin wandte Christy ihre Aufmerksamkeit wieder Will zu. »Wie hat es angefangen, Will? Lass das, Bouvier! Jedes Mal, wenn Sie den Mund aufmachen, winselt sie vor Freude.«
    »Schade - ich dachte, das wären Sie.«
    Den Schauer, der Christy über den Rücken lief, konnte sie nicht so leicht ignorieren. Aber heute war nicht der richtige Tag zum Flirten! Heute ging es ausschließlich ums Geschäft. Dann wurde ihr plötzlich etwas klar, und sie blieb stehen: Bei Christy Elizabeth Davies ging es jeden Tag nur ums Geschäft … war das nicht schrecklich?
    »Sorry … fahren Sie fort. Haben Sie meine Frage beantwortet?«, sagte Christy so steif wie möglich ohne dabei in schallendes Lachen auszubrechen.
    »Habe ich oder nicht? Normalerweise bin ich derjenige, der die Fragen stellt.«
    Christy lächelte. »Das dachte ich mir.«

    »Hm. Aber man kann nie wissen. Ich war immer ein guter Zuhörer - wenn das nicht zu arrogant klingt.«
    »Überhaupt nicht«, versicherte Christy. »Hatten Sie eine Kindheit, in der spannende Gespräche am Küchentisch bei frisch gebackenem Apfelkuchen geführt wurden? Die Art

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