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Kein Bisschen ohne dich

Kein Bisschen ohne dich

Titel: Kein Bisschen ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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ihren Blick mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Worauf wartest du«, ermutige ich sie.
    Zögernd tritt sie einen Schritt vor.
    »Hey, ist das nicht Steve Jobs da drüben im Wald?«, frage ich, drehe plötzlich den Kopf und zeige mit dem Finger in die Richtung.
    Wie vorauszusehen war, dreht Spider sich sofort um. (Denn es ist vollkommen logisch, dass sie davon ausgeht, ihr inzwischen verstorbenes Computer-Idol würde durch die Landschaft von New Hampshire schlendern.) Ich nutze meinen Vorteil, springe an ihr vorbei, die Verandastufen hinauf und auf die Vordertür zu.
    Meine Freundin kreischt, als sie erkennt, dass ich sie überlistet habe. Schlagartig fährt sie herum, um mich hinten an meiner Bluse zu packen und mich zurückzureißen. Für einen totalen Jäger-Neuling ist sie überraschend schnell. Mit der anderen Hand tastet sie nach ihrem Pflock.
    Ich stöhne. »Wirklich, Spider? Ich habe es dir doch gesagt, du kannst mich mit einem Pflock nicht töten.« Im Ernst, das wird echt langweilig.
    »Wie kommst du darauf, dass es ein Pflock ist?«
    fragt sie. Dann wedelt sie zu meiner Überraschung mit einem Stück Holz, aus dessen Spitze Flammen schießen.
    Verdammte Scheiße! Ich springe zur Seite und schaffe es mit knapper Not, nicht von meiner besten Freundin flambiert zu werden. »Was zum Teufel ist das?«, rufe ich. Wie hat sie es geschafft, an einen magischen Flammenwerfer zu kommen, während alles, was ich an Tag eins als Jägerin bekommen habe, ein blöder Stock war, den ich mir auch noch selber schnitzen musste? So was von unfair.
    »Ähm, Teifert hat ihn mir gegeben. Er hat gesagt, ich würde ihn vielleicht brauchen«, erklärt Spider stolz. Dann schaut sie über meine Schulter und ihr Stolz weicht plötzlicher Bekümmerung. »Ähm, aber ich wusste nicht, dass es so wirken würde.«
    Ich folge ihrem Blick und erkenne, dass sie es geschafft hat, den Eingang in Brand zu stecken.
    Hoppla.
    Spider schiebt sich rasch an mir vorbei und versucht, die Flammen in den Griff zu bekommen. Aber mit ihren wedelnden Händen erreicht sie überhaupt nichts. Sie sieht mich verzweifelt an. »Ähm, kannst du mir vielleicht helfen?«
    Ich starre sie an. »Du hast gerade versucht, mich zu braten wie eine Creme brülee. Und jetzt willst du meine Hilfe?«
    »Bitte, Rayne! Ich will nicht, dass Teifert mir den Schaden vom Gehalt abzieht.«
    Ich will ihr gern sagen, dass die Arbeit für Slayer Inc. mehr ein Schicksalsding als ein bezahlter Auftritt ist. Aber ich denke, dass später immer noch Zeit ist, sie zu enttäuschen, wenn kein Feuer der Alarmstufe fünf in unmittelbarer Nähe brennt.
    »Na schön. Ich werde dir helfen. Aber du musst mich reinlassen, okay? Und du unternimmst keinen weiteren Versuch mehr, mich umzubringen.«
    »Okay, okay, was soll's«, stimmt sie zu. »Lösch nur bitte das Feuer!« Sie läuft die Verandatreppe rauf und runter, während sie hilflos zuschaut, wie die Flammen immer höher auflodern.
    Ich verdrehe die Augen und gehe gelassen ins Haus. Aus dem Schrank unter der Treppe - ich habe mir die Stelle gemerkt - hole ich den Feuerlöscher und gehe zurück auf die Veranda.
    Das Feuer hat sich inzwischen ausgebreitet und züngelt am Dach, während Spider einfach nur wie erstarrt dasteht, einen entsetzten Ausdruck im Gesicht. Seht ihr? Das ist der Grund, warum ich unverzichtbar bin für diesen Job.
    Ich hebe den Feuerlöscher hoch und reiße den Sicherungsverschluss auf. Gleich darauf erlöschen die Flammen zischend. Spider bricht in Tränen aus und sackt auf die Veranda, hustend wegen des Rauchs. Ich gehe zu ihr und lege ihr tröstend den Arm um die Schultern.
    »Ich bin die schlimmste Jägerin aller Zeiten«, stöhnt sie.
    »Das finde ich nicht«, sage ich zu ihr und verspüre überraschendMitleid mit meiner Freundin. Schließlich ist mein erster Tag als Jägerin auch nicht allzu gut gelaufen. »Der Feuerwerfer war nicht schlecht. Du solltest ihn nur nicht in der Nähe von entflammbarem Material einsetzen. Oder, du weißt schon, in der Nähe von besten Freundinnen.«
    »Ja?« Sie sieht mich mit einem hoffnungsvollen Blick an. »Du findest, es war cool?«
    »Absolut.«
    Sie lässt den Kopf hängen. »Es tut mir leid, dass ich versucht habe, dich umzubringen, Rayne. Ich schätze, ich war einfach... übereifrig.«
    »Ist schon gut. Das kann den Besten unter uns passieren.« Ich umarme sie freundschaftlich.
    »Jetzt komm mit. Wir reden mit Teifert.«

19
    »Ähm, Mr Teifert? Da ist jemand, der Sie sprechen möchte.«

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