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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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angelst zwei Fische und bist wieder zwölf.
    Tagsüber saust Du hierhin und dorthin und siehst aus wie ein ländlicher Herr, der in einen Schweinetrog gefallen ist. Direkt vom Zug aus Chicago, tänzelst Du im Anzug über die Baustelle. Wenn Du Dich gut anziehen sollst, tust Du es nicht. Vor zwei Wochen fuhren wir nach Spring Green, und Du gingst tatsächlich barfuß zur Bank. Ich saß im Auto und versuchte, nicht aufzufallen,während Du in Kleidern wie Huck Finn Deinen Bankier besuchtest.
    War das ein Test? Um zu sehen, ob ich das Zeug dazu habe, mit Dir auf dem Floß zu fahren? Oder hast Du einfach gegen die Regeln verstoßen, weil Du Dich lebendiger fühlst, wenn Du einen kleinen Strauß auszufechten hast?
    Du bist im Begriff, jede einzelne Jugendfantasie auszuleben, die Du jemals hattest, Frank. Du hast mir immer wieder erzählt, wie Du auf diesem Hügel saßest, nachdem Dein Onkel Dich auf seinen Feldern geschunden hatte, und von einem Haus an genau dieser Stelle träumtest. Nun, jetzt hast Du es geschafft. Du hast Dich bewiesen.
    Eines Tages werde ich den Mut aufbringen, Dir zu sagen, was ich hier niederschreibe. Dass Du die Loyalität der Menschen hier keiner Prüfung zu unterziehen brauchst. Du prüfst bereits bis zum Äußersten die Liebe Deiner Familie, indem Du mich mit hierhergebracht hast. Lass uns eine Weile ein beschuhtes Leben führen.
    Frank ging mit der Fliegenklatsche in der Hand in der Küche hin und her. Mit dem Blick verfolgte er eine dicke, schwarze Fliege, die den Küchentisch umkreiste und sich dann auf einer übriggebliebenen Toastscheibe niederließ.
    »Griffin!«, rief Frank und schlug mit solcher Wucht nach der Fliege, dass der Teller über den Tisch rutschte und hinuntergefallen wäre, wenn er ihn nicht gerade noch rechtzeitig aufgefangen hätte. Er wischte kurz die tote Fliege auf den Teller, las den Toast vom Boden auf und warf alles in den Mülleimer. In Sekundenschnelle sprang er in die Luft und brüllte: »Harriet Monroe!« Zack. Die Klatsche landete auf dem Küchenfenster. Als er sie wieder hob, blieb auf dem Glas ein dicker, schwarzer Fleck zurück.
    »Was hat Harriet Monroe dir denn getan?«, fragte Mamah. »Sie hat in der Tribune einen bösen Artikel geschrieben.«»Das hast du nie erwähnt. Wann war das?«
    »Vor vier Jahren.« Frank schlich zu einem Schrank, der mit Fliegen betupft war. »William Drummond!«, brummte er. Klatsch. »Elmslie. Purcell.« Klatsch. Klatsch. Er warf einen Stuhl um, als er die letzten beiden Fliegen meuchelte, die er nach früheren Konstruktionszeichnern taufte, die sie ihn in Momenten der Verzweiflung hatte erwähnen hören – Männer, denen er einmal vertraut hatte und die nun seine Arbeit kopierten.
    »Ich fahre in die Stadt.«
    Frank hörte mit dem Geklatsche auf. »Was ist der Grund für diesen deinen Leichtsinn, meine Liebe?«
    »Deine Mutter. Ich fahre, um Lil die fünf Dollar zu bringen, die wir ihr schulden, und sie hoffentlich dazu zu überreden, zurückzukommen, denn ich will diese Kocherei wirklich nicht allein übernehmen.«
    Frank legte die Fliegenklatsche beiseite und ging auf sie zu. Er stellte sich hinter Mamah und massierte ihre Schultern. »Sie wohnt über dem Laden«, sagte er und küsste sie aufs Ohr. »Bringst du noch ein paar Sachen mit?«
    »Mach mir eine Liste und gib mir Geld.«
    Frank kritzelte ein paar Besorgungen auf ein Stück Papier. Er griff in seine rechte Hosentasche und zog eine Handvoll ihres Inhalts heraus. Zerknüllte Dollarscheine, Briefumschläge, alte, nicht eingelöste Schecks, zwei Bleistifte und einen Radiergummi. Er strich vier Fünf-Dollar-Scheine glatt. »Reicht das?«
    Mamah setzte ihren Sonnenhut auf und stieg in den Wagen. Es war um die herbstliche Tag-und-Nacht-Gleiche und immer noch glühend heiß. Schwarze Fliegen schwirrten draußen herum, als die Arbeiter allmählich am Haus eintrafen.
    »Können Sie mir sagen, wo ich Lil Sullivan finde?«, fragte Mamah. Sie stand vor der Stoffabteilung, als der Ladenbesitzer auftauchte.
    »Gehen Sie einfach hinten herum und dann die Treppe hoch«, sagte er. »Sie sollte da sein.«
    Lil öffnete die Tür in einem zerknitterten Kleid. Irgendwo im Hintergrund greinte ein Kind. Sie wirkte verblüfft, als sie Mamah dort stehen sah.
    »Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Ich hätte schon früher herkommen sollen, um Ihnen das Geld zu geben, aber… Nun, hier ist es.« Mamah gab ihr den Fünfer.
    »Danke.«
    »Man hätte Sie an diesem Tag nicht so behandeln

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