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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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dürfen. Ich hätte etwas sagen sollen, und ich habe mir nicht verziehen, dass ich es nicht getan habe. Ich dachte, Lil, wenn Sie zurückkämen – falls Sie willens wären, zurückzukommen –, würde ich mein Bestes tun, sie von der Küche fernzuhalten. Ich werde mit Mr. Wright darüber sprechen, und wir werden einen Weg finden.«
    »Wer ist es?« Die Stimme eines Mannes erklang von irgendwo aus der Wohnung.
    »Ich komme zurück«, sagte Lil. »Passt es morgen?«
    »Morgen ist wunderbar. Morgen ist perfekt. Danke.«
    Mamah empfand ein solches Hochgefühl, dass sie beinahe vergessen hätte, im Laden vorbeizugehen und ihre Besorgungen zu erledigen. Sie wartete hinter ein paar Farmern, die taktvoll genug waren, das neue Gesicht im Laden nicht anzustarren, bis sie an der Reihe war. Als es so weit war, reichte sie dem Verkäufer die Liste, die Frank hingekritzelt hatte – soundso viele Pfund galvanisierte Nägel, ein Stück Rohr und anderes, dessen Bedeutung sie nicht entziffern konnte. Der Mann ging nach hinten und kam mit den Artikeln zurück.
    »Haben Sie ein Konto bei uns, Ma’am?« Er war ein großerMann mit tiefen, senkrechten Furchen in seinem langen Gesicht.
    »Ja, das haben wir.« Glücklicherweise war der Laden leer. »Es handelt sich um das Konto von Frank Lloyd Wright.« Sie hielt den Atem an und richtete den Blick fest auf die Augen des Mannes. Wenn er von »dieser Frau«, die dort draußen in Taliesin mit Frank zusammenlebte, gehört hatte, ließ er sich nichts anmerken. Er wandte ihr den Rücken zu, bückte sich, um sein Rechnungsbuch hervorzuholen, schlug es auf und deutete dann auf eine Seite mit der Überschrift WRIGHT , F .
    »Mr. Wright hat Schulden auf diesem Konto«, sagte er. Sein Ton hatte sich etwas abgekühlt. »Im Juni hat er die Hälfte seiner Schulden bezahlt, aber bisher nicht den Rest. Er schuldet uns fünfundachtzig Dollar.«
    Mamahs Augen fingen an zu brennen. »Ich hole diese Sachen ein andermal«, sagte sie. Sie nahm die verbliebenen fünfzehn Dollar, die Frank ihr gegeben hatte, legte ein paar Dollar von ihrem eigenen Geld dazu, und gab sie dem Mann. »Die restlichen vierzig bekommen sie demnächst«, sagte sie. Sie verließ den Laden mit gesenktem Kopf und ging zum Auto.
    Mamah setzte sich ans Steuer und fuhr langsam aus der Stadt. Als sie die Landstraße erreichte, drückte sie das Gaspedal bis auf das Bodenblech durch und überlegte sich einen vernichtenden Satz nach dem anderen, den sie Frank an den Kopf werfen würde, sobald sie nach Hause kam.
    Als sie in die Einfahrt einbog, sah sie, dass er sich im Hof mit den Arbeitern über etwas beugte, wahrscheinlich Baupläne. Beim Näherkommen erkannte sie, dass sie um einige Eier herumstanden, die alle auf der Spitze balancierten.
    »Mamah!«, rief Frank ihr zu, als er sie sah. »Du kommst gerade zur rechten Zeit. Die Sache hier hält nur kurz.«
    Die Zimmerleute und Maurer standen mit mächtig grinsenden Gesichtern um die Eier herum und kamen sich vielleicht ein wenig albern vor, waren aber gleichwohl begeistert von Franks kunstvoller Aufführung des alten Tag-und-Nacht-Gleiche-Tricks. Denn er hatte sich die Zeit genommen, jedes einzelne Ei mit einem komplizierten geometrischen Muster bunt zu bemalen. Das Ergebnis war wunderschön; die Eier glichen schimmernden, geschliffenen Edelsteinen.
    »Wie oft befindet sich die Erde in vollkommener Balance, meine Herren?«, sagte Frank. »Genießen Sie es.«
    »Ich glaube es nicht!«, sagte sie, als sie mit ihm allein war. »Eine solche Demütigung zu erleben und dann nach Hause zu kommen, um…« Sie hob verzweifelt die Arme. »Was hast du dir dabei gedacht, als du mich in den Laden schicktest, obwohl du wusstest, dass du dort Geld schuldest?«
    Frank zuckte die Schultern. »Schau, hilf mir. Ich bin schrecklich mit dem geschäftlichen Teil dieser Arbeit.«
    »Ich will so nicht leben, Frank. Du musst deine Rechnungen begleichen. Die ganze Rechnung. Jede Rechnung. Oder einfach bar bezahlen.«
    »Das tue ich. Oft.«
    »Und wenn du es dir nicht leisten kannst, dann kaufe nichts .« »Wir müssen das Haus für den Winter rüsten«, sagte er. »Ich brauche das Material, und ich brauche es jetzt.«
    »Ich würde lieber frieren, als etwas auf Kredit zu kaufen.« »Schau, wenn du willst, kannst du das Bezahlen der Rechnungen übernehmen.« Er scheuerte seinen Rücken am Türrahmen.
    »Setzt du dich bitte hin und sprichst mit mir?«
    Er ließ sich auf einen Stuhl sinken.
    »Frank, das ist keine Art,

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