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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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hier oben anzufangen, das sage ich dir. Es gibt Menschen, die sich wünschen , dass wir eine Niederlage erleiden.«
    »Ich weiß«, sagte er, »ich weiß.«
    Sie zog einen Stuhl heran und setzte sich so, dass ihre Knie die seinen beinahe berührten. »Diese Befriedigung wollen wir ihnen nicht gönnen. Was meinst du?«
    Er senkte den Blick.
    »Und noch etwas.«
    Frank rutschte auf seinem Stuhl umher, als wüsste er, dass er es eine Weile würde darauf aushalten müssen.
    »Lil kommt zurück.«
    »Gratuliere. Wie hast du das geschafft?«
    »Ich habe ihr erzählt, deine Mutter würde die Küche nicht mehr betreten.«
    Er ließ den Kopf hängen und presste Daumen und Zeigefinger auf die geschlossenen Augenlider. »Soll ich Mutter die Verantwortung für das Einfangen der Kühe übertragen?« Er seufzte, als er wieder aufblickte. »Oder für das Einlagern des Heus?«
    »Ich meine es ernst. Würdest du es bitte so einrichten, dass sie sich von Lil fernhält?«
    »Wir werden sehen, wie wir dieses Problem lösen.«
    »Ich bin noch nicht fertig.«
    »Ja, Ma’am«, sagte er jungenhaft.
    »Frank.« Sie zögerte. »In welchem Jahr wurdest du geboren?«
    »Ah, Mamah.« Frank ließ sich gegen die Stuhllehne fallen und hob in einer »Du-hast-mich-ertappt«-Geste die Hände. »1867.« Seine Stimme klang ein wenig trotzig.
    »Du hast mir gesagt, du seist im selben Jahr geboren wie ich, 1869.«
    »Da haben wir es.«
    »Was meinst du damit, ›Da haben wir es‹?«
    »Ich war verliebt. Was soll ich sagen? Es war ein Seelenbekenntnis. Ich dachte, dich zu finden, komme beinahe einemWunder gleich. Das denke ich immer noch. Es erschien mir nicht als eine so große…«
    »Lüge?«
    »Ich habe es einfach so dahingesagt. Ich habe nicht darüber nachgedacht, und dann war es heraus, und du wirktest darüber so glücklich. Ich hatte das Gefühl, auch wenn es nicht unbedingt völlig der Wahrheit entsprach, hätte es das eigentlich tun sollen .«
    Eine so merkwürdige Unwahrheit , dachte sie, als sie allein war. Wegen einer solchen Nebensächlichkeit. Und doch war es nicht zum ersten Mal, dass sie ihn bei einer Lüge ertappte oder dabei, dass er die Wahrheit verzerrte. Er tauchte die Welt in ein romantisches Licht. Er konnte nicht widerstehen, seinen Kunden Heldinnen- und Heldenstatus zu verleihen und sie in seiner Fantasie, die eines König Arthur würdig gewesen wäre, zu mutigen Persönlichkeiten zu stilisieren. Heute, dort draußen auf dem Hof, war er Merlin gewesen, der die Männer mit seinem Zaubertrick überrascht hatte. Er liebte es, alles mit ein wenig Theatralik zu würzen. Es machte das Leben so deutlich interessanter.
    Es war schwer, auf Frank Wright wütend zu sein. Irgendwie würde sie einen Weg finden müssen, ihm zu verstehen zu geben, dass keinerlei Notwendigkeit zur Übertreibung bestand. Dass er auch so schon außergewöhnlich genug war.
Kapitel 37
    28. Oktober 1911
    Gestern Abend überbrachte Frank mir schlechte Neuigkeiten. Er zeigte mir einen Artikel über uns, den der Chicago Examiner Anfang September veröffentlicht hat. Er war grässlich – »Liebesnest« und Catherine »im Stich gelassen« und all das. Dass sich keine anderenZeitungen darangehängt haben, um die Geschichte zu einem ausgewachsenen Skandal aufzublasen, grenzt an ein Wunder, schätze ich. In diesem Fall nehme ich es Frank nicht übel, dass er die ganze Sache bis heute von mir ferngehalten hat. Es ist nicht so schlimm, wenn man schlechte Nachrichten erst später erhält, wenn die Zeit für eine zweite Hiobsbotschaft eindeutig verstrichen ist. Falls Lizzie davon wusste, hat sie es mir gegenüber nicht erwähnt. Wir machen weiter. Wasmuth hat die Monografie endlich doch nach Chicago in Franks Büro geschickt. In den Vereinigten Staaten wurden nur wenige Exemplare verkauft, doch Frank ist erleichtert und optimistisch. Taliesin markiert unseren Neuanfang. Die Monografie bezeichnet einen Neubeginn von Franks Karriere. Keine Zeit, diese Meilensteine zu feiern. Zu beschäftigt.
    Es lastet schwer auf meinem Gewissen, dass ich Ellen nur einen einzigen Brief geschrieben habe, seit ich nach Taliesin gekommen bin. Dass ich mit dem Haus zu sehr beschäftigt war, um an das Schreiben auch nur zu denken, klingt wie eine armselige Ausrede. Gott sei Dank habe ich jetzt gute Nachrichten für sie – Liebe und Ethik steht kurz vor der Veröffentlichung. Ellen begreift nicht, wie provinziell die Menschen hier in den Staaten sind. Sie versteht nicht ganz, warum Frank Ralph

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