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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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Tage vor Weihnachten. Alle waren fort, selbst Franks Mutter, die beschlossen hatte, die Woche in Oak Park zu verbringen.
    Als Mamah die Tür öffnete, fand sie sich dort einem rotwangigen jungen Mann gegenüber, der, die Hand zum Anklopfen erhoben, ins Haus spähte.
    »Guten Morgen«, rief er fröhlich. Sie musterte ihn von oben bis unten und öffnete dann die Tür. Er war sauber und höflich. »Ist Mr. Wright zu Hause?«
    »Kommen Sie herein«, sagte sie.
    »Oh, das riecht aber gut.« Sie konnte sein Gesicht nirgendwo unterbringen, doch sein Verhalten ließ sie an den Sohn eines Arbeiters denken, der über die Ferien nach Hause gekommen war und Arbeit suchte.
    »Er ist hier. Ich bin gleich wieder da.« Mamah fand Frank vor dem Kamin. »Hier ist jemand, der dich sprechen möchte.« Frank erhob sich von den Knien und ging, sich die Hände an der Hose abwischend, in die Küche.
    »Mein Name ist Lester Cowden«, sagte der Besucher und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich komme vom Chicago Journal .«
    Frank zog seine Hand zurück. »Was wollen Sie?«
    »Sir, man hat uns unterrichtet, dass Mrs. Cheney hier wohnt, und man hat mich losgeschickt, um das zu bestätigen.« Derjunge Mann schien keinerlei Scham zu empfinden, als er seinen Auftrag nannte.
    »Ich werde kein Wort sagen!«, rief Frank. Er riss die Tür auf und zog den Mann am Mantelärmel nach draußen. »Verschwinden Sie, machen Sie, dass Sie von hier fortkommen.« Er knallte die Tür zu und wartete, bis der Mann sein Pferd bestiegen hatte und auf die Einfahrt hinausgeritten war. »Diese gemeinen Hurensöhne«, brummte er.
    »Ich habe mir nichts dabei gedacht. Er schien dich zu kennen.«
    »Kein Wort zu keinem von ihnen, Mamah. Lass niemanden ins Haus, den du nicht kennst.«
    Als Frank im Laufe des Nachmittags in die Scheune gegangen war, um sich um die Pferde zu kümmern, läutete das Telefon.
    »Mamah?« Die Stimme eines Mannes. »Mrs. Cheney?«
    Sie legte auf, warf den Mantel über und ging in die Scheune, um es Frank zu erzählen.
    »Der Abschaum ist zurück«, sagte er.
    Sie verzehrten halbherzig das Lamm und das Gemüse, das sie an diesem Abend zubereitet hatte. Als das Telefon erneut klingelte, erschraken sie beide. Frank stand auf und nahm den Hörer ab. »In Ordnung«, sagte er. »Lesen Sie es mir einfach vor.«
    Mamah begriff, dass es sich um ein Telegramm handelte. Sie mussten Telegramme, die ihnen nach Taliesin geschickt wurden, auf diese Weise entgegennehmen, wenn sie nicht nach Spring Green zum Bahnhof fahren wollten. Es war ein in jeder Hinsicht unbefriedigendes System, geschäftlich wie privat, da das Telegramm von der Telefonvermittlung über eine ländliche Leitung mit mehreren Anschlüssen übermittelt wurde. »Genauso gut könnte man eine Anzeige in die Weekly Home News setzen«, knurrte Frank nach einer dieser Transaktionen.
    »Die Chicago Tribune , sagen Sie, nicht das Journal ?« Er hielt sich mit einem Finger das freie Ohr zu. »Nein. Nein. Einen Augenblick, Selma. Nur einen Augenblick.« Er sah Mamah an. »Die Tribune ist jetzt an der Sache dran. Was willst du machen?«
    Mamah biss sich auf die Innenseite der Wangen. »Ruf sie später zurück.«
    »Ich rufe Sie später zurück, Selma… Was ist los? Nun, ihr Redaktionsschluss ist mir verdammt einerlei.« Frank legte den Hörer auf und ließ sich in einen Sessel fallen.
    »Dann wissen sie also alle, dass ich hier bin«, sagte sie.
    »Das war nur eine Frage der Zeit.«
    »Was jetzt?«
    »Wir führen einfach weiter unser Leben. Man darf nicht zulassen, dass sie einen allein durch ihr Auftauchen aus dem Tritt bringen.«
    »Warum sagst du nicht irgendeine Kleinigkeit, Frank, sag ihnen, ich bin geschieden. Sag, dass wir in aller Stille zusammenleben und nicht gestört werden wollen. Irgend so etwas. Dann haben sie ihren Satz, und die Sache ist ausgestanden.«
    Er griff nach dem Hörer und rief das Telegrafenamt an. »Hier ist Frank Wright«, sagte er. »Wegen dieses Telegramms von der Tribune . Schicken Sie ihnen als Antwort eines von mir. Sagen Sie Folgendes: ›Damit keine Missverständnisse aufkommen. Für mich hat es nie eine Mrs. E. H. Cheney gegeben, und tatsächlich existiert sie heute nicht mehr. Doch Mamah Borthwick ist hier, und ich habe die Absicht, für sie zu sorgen.‹«
    Frank hörte zu, als die Frau am anderen Ende der Leitung es ihm noch einmal vorlas. » B - O - R - T - H - W - I - C - K «, sagte er.»Nein, das ist alles. Unterzeichnen Sie es mit meinem vollen Namen.«
    Am

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