Kein Blick zurueck
erzählte mir, eine Petition mache die Runde, um uns zum Weggehen aufzufordern. Und wer, denkst du, hat diese gottverdammte Petition initiiert? Einer von diesen Ärschen dort draußen. Sie verdienen haufenweise Geld mit uns, weil wir ihre Zeitungen verkaufen. Wir sind das Kanonenfutter in ihren Auflagenkriegen.«
»Wir haben genügend zu essen im Haus, um ein paar Tage hier durchzuhalten.« Sie schauderte. »Wenn wir nicht vor die Tür gehen, werden sie wieder verschwinden.«
Er saß mit hängendem Kopf auf der Bettkante. »Meine Familie lebt seit fünfzig Jahren in diesem Tal. Meine Tanten…«Sie rüttelte ihn an der Schulter. »Frank«, sagte sie sanft. »Frank. Hast du persönlich mit Sheriff Pengally gesprochen?« »Nein.«
»Dann ruf ihn auf der Stelle an, in Gottes Namen.«
Als sie sich später an diese Tage erinnerte, fiel ihr Josiah wieder ein, wie er ausholte und einen Schlag antäuschte, ausholte und einen Schlag antäuschte. Es war der gleiche Tanz, in den auch sie und Frank hineingezogen wurden, als sie versuchten, die Männer zum Abzug zu bewegen. Täglich neue Entwicklungen brachten es mit sich, dass die eine Seite jeweils den Rückzug antrat, nur um am nächsten Tag mit irgendeiner neuen List oder einem neuen Vorgehen wieder vorwärtszupreschen. Pengally bestätigte am Telefon, dass ein paar Reporter ihm zugesetzt hätten. Sie hatten den Bezirksrichter bedrängt, er solle die staatlichen Gesetze durchkämmen, doch der geplagte Mann fand nichts, was vor einer Großen Jury Bestand gehabt hätte. »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte der Sheriff zu Frank, »ich jage sie in die Flucht.« Dennoch dauerten die Schlagzeilen an. SEELENFLUCHT FÜHRT IN EIN TRÜBES GEFÄNGNIS . In einer anderen wurde Taliesin als ein »Liebesdschungel« bezeichnet. Noch eine andere behauptete, eine Abordnung habe »F. L. Wrights Liebesnest gestürmt«.
Es war schließlich doch nicht zu einer Erstürmung gekommen. Damals hatten jedoch nicht einmal Franks Arbeiter gewusst, ob nicht ein Stoßtrupp in Richtung Taliesin unterwegs war. Auf dem Höhepunkt der Krise hatten die Arbeiter ihre Flinten von zu Hause mitgebracht und auf dem Gelände Patrouillengänge unternommen. Der Gedanke an diese zuverlässigen Männer, die aus der Umgebung stammten und deren Leben in ihren Familien und in der Kirche verwurzelt war, die versuchten, sie und Frank zu beschützen, hatte inMamah ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit geweckt, sie aber gleichzeitig in tiefe Verlegenheit gestürzt.
In seiner Verzweiflung verfasste Frank eine weitere öffentliche Erklärung und kündigte an, er werde Catherine und Edwin zu einem »Familienrat« bitten, um eine Erklärung zu unterschreiben, dass alle Beteiligten mit der derzeitigen Situation ihren Frieden geschlossen hätten. Als er sich am Silvestertag gerade anschickte, nach Oak Park aufzubrechen, um diese Unterschriften zu erwirken, machten die Morgenzeitungen diese Fahrt überflüssig. Catherine Wright erklärte darin in deutlichen Worten, dass sie nichts von einem Familienrat wisse und nicht die geringste Absicht habe, etwas zu unterschreiben. »Ich werde nicht in die Scheidung von meinem Mann einwilligen«, sagte sie, »und ich werde nicht zulassen, dass er eine andere heiratet. Er wird in diesem Haus stets willkommen sein; ich werde mich immer freuen, ihn zu sehen.«
Mamah hatte Catherines Stimme lange nicht mehr gehört, doch dies klang genau wie die Frau, die sie einmal gekannt hatte. Diese Aussage, dessen war Mamah sich sicher, war für sie bestimmt. Ihr ging durch den Kopf, dass die Zeitungen mittlerweile zwischen ihnen eine Botenrolle übernommen hatten.
Wieder fand sie sich als Darstellerin in einer Moralität, aufgeführt von den Tageszeitungen und mit der Öffentlichkeit als Publikum. Nirgendwo gab es dafür einen schlagenderen Beweis als in dem Interview mit Franks ehemaliger Sekretärin, Grace Major, das am nächsten Tag zu lesen war. Sie beschrieb Catherine als eine Frau nicht nur von außergewöhnlichem Charakter, sondern auch von großer Schönheit. Strahlend schön in Rosé und Weiß, sah Catherine besonders hinreißend aus in einer Chiffonrobe, die Frank für sie entworfen hatte und die zu ihrem kastanienbraunen Haarpasste. Wenn jemand ihr zu ihrer Erscheinung ein Kompliment machte, lautete Catherines Antwort der Sekretärin zufolge stets: »Das Lob für dieses schöne Kleid gebührt einzig und allein Mr. Wright.«
Zu Mamahs Aussehen äußerte Miss Majors sich nicht, tat sie aber als
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