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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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füreinander auf, manchmal jahrelang.
    Ich glaube, ich habe Edwin verlassen, wollte Mamah sagen. Ich liebe einen anderen Mann. Stattdessen sagte sie: »Guten Morgen, Mattie. Jetzt erzähl mir, was das ist.«
    »Es nennt sich ›Malen mit Licht‹. Diese Aufnahme habe ich gemacht, als wir neu hierhergezogen waren. In New York habe ich bei einem Mann Fotografie studiert, der diese Methode benutzte. Nachdem du ein Foto entwickelt hast, bestreichst du es mit einer klebrigen Masse, Gummi arabicum und Kaliumbicarbonat. Eine dicke Schicht von diesem Zeug lässt das Bild grobkörnig wirken, wie einem Traum entsprungen. Mit einer dünnen Schicht wirkt es feiner, aber immer noch surreal.« Mattie seufzte. »Ich liebe es, Landschaften zu fotografieren, aber seit Lindens Geburt habe ich es nicht mehr getan.«
    »Warum nicht?«
    »Zu beschäftigt, nehme ich an. ›Meine Schätze verwöhnen‹, nennt Alden das. Findest du sie verwöhnt?«
    »Deine Kinder? Überhaupt nicht.« Mamah hielt das Bild ins Licht. »Aber das hier. Das ist wunderbar, Mattie. Ich möchte dorthin.«
    »Es ist nicht weit von hier entfernt, ich bringe dich dieser Tage hin.«
    »Du musst einen Weg finden, diese Arbeit wieder aufzunehmen. Du hast Talent dafür.«
    »Danke.«
    »Es ist ein Eingeständnis tiefen Neides. Ich wäre so froh,eine solche Kunst zu haben, etwas, das mich auf andere Gedanken bringt.«
    »Übersetzt du nicht?«
    »In letzter Zeit nicht.«
    »Aber du bist in deinem Club aktiv.«
    Mamah verdrehte die Augen. »Und bastle Original-Origami für den Valentinstag.«
    »Jetzt hör auf. In deinem letzten Brief schriebst du, du würdest einen Vortrag über Der Widerspenstigen Zähmung vorbereiten.«
    »Ja, vor einer Gruppe Frauen, die eigentlich auf das Mittagessen warteten. Ein schöner Höhepunkt nach all den Jahren an der Universität, nicht wahr? Und nicht zu vergessen den Vortrag über Goethe, den ich letztes Jahr mit Catherine Wright gehalten habe.«
    »Der Freundin, die mit einem Architekten verheiratet ist. Richtig?«
    »Genau die.«
    Und hier war er, der erste Hinweis. Mamah wusste, sie würde mehr und mehr Hinweise fallenlassen, bis sie sich zwischen ihnen auftürmten. Und dann würde sie wahrscheinlich alles erzählen, da es ihr noch nie gelungen war, vor Mattie ein Geheimnis zu bewahren. Doch sie hatte noch nie ein so verdammenswertes Geheimnis gehabt. Ich könnte die eine Freundschaft verlieren, die mir am meisten bedeutet.
    In der Nacht lag sie allein in dem kleinen, weißen Schlafzimmer und stellte sich Matties Fragen vor. Wie bist du an diesen Punkt gekommen? Sie erklärte es in Gedanken wieder und wieder, doch es klang immer falsch.
    Weil ich es einfach getan habe, Mattie. Manche Dinge sind unvermeidlich.
Kapitel 11
    »Wann hat es angefangen?«
    Mattie saß aufrecht im Bett. In den vergangenen Minuten hatte sie Mamah ausgefragt. Wusste Edwin davon? Wusste Franks Frau davon? Abgesehen von ein paar gekräuselten, goldenen Strähnen, die den Spangen seitlich an ihrem Kopf entwichen waren, war sie vollkommen gefasst.
    Mattie war nicht leicht zu schockieren. Sie war so oft vom Blitz getroffen worden, dass sie schon mit zehn Jahren gegen Überraschungen gefeit gewesen war. Ihre Mutter war gestorben, als sie zwei war. Dann starben ein Bruder und eine Schwester und ließen sie mit einem Bruder, einer Stiefmutter und einem Vater zurück, der ebenso wenig zu schockieren zu sein schien wie sie. Mamah hatte am College viel Zeit damit verbracht, zu versuchen, Mattie auf die Palme zu bringen. Sie hatte nicht den Wunsch, das jetzt zu tun. Sie ging im Zimmer auf und ab, erzählte die Geschichte und erzählte sie wieder. »Unsere Freundschaft hat sich so entwickelt. Er kam vorbei, um die Pläne zu besprechen, und wir kamen vom Hölzchen aufs Stöckchen und redeten über alles Mögliche. Er hat starke Empfindungen für so viele Dinge – Bildung, Literatur, Architektur, Musik. Er liebt Bach.«
    »Natürlich.« Matties blasse Wimpern klimperten.
    »Es war so einfach, sich mit ihm zu unterhalten, und er hat von sich erzählt. Ein paar Wochen bevor er angefangen hat, unser Haus zu bauen, war sein Vater gestorben. Eines Tages erwähnte er ganz beiläufig dessen Tod, er schien davon nicht sehr tief berührt zu sein. Sie hatten einander nicht nahegestanden, denn der Vater hatte die Familie verlassen, als Frank sechs oder sieben Jahre alt war. Ich denke, der Tod seines Vaters war für ihn ein Anlass, um nachzudenken, denn später sprach er oft mit mir

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