Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
Vom Netzwerk:
dass ich noch in dieser Minute nach Hause fahre.« Mamah wandte den Blick ab und sah auf die Straße. »Ich weiß, das ist nicht die Antwort, auf die du gewartet hast.«
    Er nahm sie in die Arme, um sie zu trösten. Sie standen vor dem Schaufenster eines Putzmachers, J. Bister, in dessen Auslage bunte Schals unter den Hutgestellen lagen.
    »Komm kurz mit hinein«, sagte er.
    Er bat die Verkäuferin, einen roten Schal aus dem Fenster zu holen. Frank legte ihn ihr um die Schultern.
    »Er sieht spanisch aus«, sagte sie, »wie die Schals der Damemit dem Papagei.« Sie griff nach dem Preisschild und schüttelte den Kopf. »Zu teuer.«
    »Er steht dir sehr gut«, sagte er, »und zufällig brauchst du das jetzt.« Er gab dem Ladeninhaber fünfundzwanzig Mark. »Jetzt trag ihn, Mamah, ja? Mir zuliebe.«
Kapitel 20
    »Was meinst du, wie lange brauchst du zum Packen?«
    Die Frage kam völlig unerwartet. Frank war angespannt, seit er das Hotelzimmer betreten hatte, und ging im Mantel auf und ab, als wäre er nur zurückgekommen, um etwas zu holen.
    Als sie von ihrem Buch aufblickte, erschrak sie über seinen fiebrigen Blick, mit dem er auf eine Antwort wartete.
    »Jetzt?«
    Frank seufzte. »Es war nicht Edwin, der in Wasmuths Büro nach uns Ausschau hielt.«
    »Was meinst du damit?«
    »Dieser Brief von meiner Mutter? An dem Tag, als du die Nachricht wegen Mattie bekamst? Ich konnte es dir damals nicht sagen.« Er ragte vor ihr auf, die Fäuste tief in den Manteltaschen vergraben. »Ein Reporter hat in Oak Park herumgeschnüffelt und Fragen gestellt. Auf der Suche nach Klatsch. Ich glaube, die Tribune hat ihren Berliner Reporter auf uns angesetzt. Ich denke, dass er es war, der sich bei Wasmuth nach uns erkundigt hat.«
    »Haben sie ihm dort erzählt, wo wir wohnen?«
    »Die Empfangsdame sagte, sie habe ihm nichts erzählt. Aber ich glaube ihr nicht. Man hat mir zugetragen, dass der Kerl gestern wieder da gewesen ist.«
    Wie ein Ballon breitete sich in ihrer Brust Panik aus.
    »Wir müssen hier weg. Wir müssen eine andere Bleibe finden. Sofort.«
    Sie stand auf und zog ihre Schuhe an. »Mir sind in Wilmersdorf ein paar ruhige kleine Hotels aufgefallen.« Sie konnte ihrer Stimme einen gelassenen Klang verleihen, wenn sie Angst hatte, und das tat sie jetzt. »Ich nehme die Straßenbahn. Ich bin sicher, wir finden etwas.«
    »Es wird nicht viel dabei herausgekommen sein, denn Catherine sagt nichts.«
    »Sie waren bei dir zu Hause?«
    »Und bei meiner Mutter.«
    Als sie zurückkam, hatte Frank bereits gepackt. Er half ihr, ihre Sachen in ihre Reisetaschen zu werfen. Während er die Abreiseformalitäten regelte, ging sie in die Bar, wo am Tresen eine Gruppe stutzerhafter junger Männer stand und trank und lachte. Mamah schlüpfte in der Nähe einiger Frauen auf einen Stuhl, um nicht aufzufallen. Zwei der Männer waren bester Laune. Den einen erkannte sie als den Mann mit dem nerzbesetzten Mantel, den sie einige Male im Aufzug gesehen hatte. Ein anderer zog am Ende des Tresens an seiner Zigarette, dann legte er den Kopf in den Nacken und blies zum Vergnügen seiner Kumpane einige Rauchringe in die Luft. Sie stellte fest, dass die Männer billige, auffällige Schuhe trugen. Reporter, dachte sie.
    »Es gibt keine neue Adresse«, sagte Frank laut an der Rezeption. »Wir sind unterwegs nach Japan.«
    Im Taxi wurde Frank noch wütender. »Ich sage Wasmuth Bescheid.« Er reckte den Hals. »Fahrer«, sagte er plötzlich, »in die Markgrafenstraße 35.« Er redete inbrünstig mit sich selbst. »Wenn er will, dass dieses Geschäft ein Erfolg wird, dann wird er seinen Angestellten sagen, sie sollen den Mund halten.«Mamah wartete im Taxi, während Frank zu Wasmuth ins Büro ging. Als er zurückkam, hatte er zwei große Mappen und einen Stapel Post bei sich.
    »Was ist passiert?«, fragte sie. Frank hatte sich mindestens eine Viertelstunde in dem Gebäude aufgehalten. »Hast du Wasmuth gesehen?«
    »Nein«, sagte er. »Er war nicht da.«
    Sie hatte ein Hotel in einem westlichen Vorort gewählt, das Zimmer für eine Nacht vermietete. Es war der am wenigsten wahrscheinliche Ort, um gefunden zu werden, dachte sie. Sie schleppten ihre Taschen in den zweiten Stock.
    »Ich kann unter solchen Bedingungen nicht arbeiten«, sagte er und bemühte sich, die letzte Tasche vom Treppenabsatz ins Zimmer zu tragen. Dort ließ er sich auf einen Stuhl fallen. »Was habe ich denn? Ein paar Monate Zeit, um ein Wunder zu vollbringen, und einen Monat habe ich

Weitere Kostenlose Bücher