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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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und damit vielleicht auch die einzige Chance vertan, ihn zu finden.

    Abwarten und gute Miene zum bösen Spiel machen, war das Beste. Es blieb ihr auch gar nichts anderes übrig.
    »Wer sind Sie?«, fragte Grace.
    Seine Miene blieb steinern. Er griff nach ihrer Handtasche und kippte den Inhalt in seinen Schoß. Er prüfte jeden Gegenstand, warf einige Teile auf den Rücksitz. Dann entdeckte er ihr Handy, nahm den Akku heraus und warf ihn ebenfalls in den Fond des Wagens.
    Grace bombardierte ihn weiterhin mit Fragen – wo ist mein Mann, was wollen Sie von uns –, doch er ignorierte sie. Als sie vor einer roten Ampel anhielten, tat der Mann etwas völlig Unerwartetes.
    Er legte seine Hand auf ihr lädiertes Knie.
    »Sie haben ein krankes Bein«, sagte er.
    Grace wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Seine Berührung war leicht, fast wie das Streicheln einer Feder. Dann schlossen sich seine Finger jäh und ohne jede Vorwarnung wie eine Stahlkralle um ihr Gelenk. Seine Fingerspitzen gruben sich tief unterhalb der Kniescheibe in die Vertiefung über dem Schienbein. Grace zuckte wie elektrisiert zusammen. Der Schmerz überwältigte sie so plötzlich, war so übermächtig, dass sie nicht einmal aufschreien konnte. Ihre Hand fuhr zu der Stelle. Sie packte seine Finger, versuchte sie vergeblich zu lösen. Sein Griff war hart wie Beton.
    Seine Stimme war nur ein Flüstern. »Wenn ich noch ein bisschen mehr zudrücke und dann ziehe …«
    Schwindel erfasste sie. Sie war nahe daran, das Bewusstsein zu verlieren.
    »… könnte ich Ihnen die Kniescheibe herausreißen.«
    Als die Ampel auf Grün schaltete, ließ er los. Grace wäre vor Erleichterung beinahe in Ohnmacht gefallen. Der Zwischenfall hatte nicht einmal fünf Sekunden gedauert. Der Mann sah sie an. Ein Anflug eines Lächelns umspielte seine Lippen.

    »Ich möchte, dass Sie jetzt mit dem Gequatsche aufhören, kapiert?«
    Grace nickte.
    Er deutete nach vorn. »Fahren Sie weiter.«

    Perlmutter hatte sämtliche Einheiten in Alarmbereitschaft versetzt. Charlaine Swain war so geistesgegenwärtig gewesen, sich sowohl die Automarke als auch das Kennzeichen zu merken. Der Wagen war auf Grace Lawson zugelassen. Das war nicht überraschend. Perlmutter war mittlerweile in einem nicht gekennzeichneten Wagen auf dem Weg zur Schule. Scott Duncan begleitete ihn.
    »Also wer ist dieser Eric Wu?«, fragte Duncan.
    Perlmutter war im Zwiespalt. Er war unsicher, wie viel er gegenüber Duncan preisgeben durfte, sah jedoch keinen triftigen Grund, ihm etwas zu verschweigen. »Bis jetzt wissen wir, dass er in ein Haus eingebrochen ist, den Besitzer überfallen und so schwer verletzt hat, dass dieser zeitweise gelähmt war. Außerdem hat er auf einen anderen Mann geschossen und vermutlich Rocky Conwell umgebracht – den Mann, der Lawson beschattet hat.«
    Darauf wusste Duncan nichts zu erwidern.
    Zwei Streifenwagen waren bereits am Schauplatz. Perlmutter gefiel das nicht – Polizei vor einer Schule! Die Beamten waren wenigstens so schlau gewesen, die Sirenen auszustellen. Das war ein Fortschritt. Die Eltern, die ihre Kinder abholten, reagierten auf zwei Arten. Einige trieben ihre Kinder hastig in die Autos, als müssten sie sie vor einer Schießerei in Sicherheit bringen. Andere befriedigten ihre Neugier. Sie umringten die Streifenwagen, dachten einfach nicht daran oder missachteten den Umstand, dass dieses Szenario Gefahr verheißen konnte.
    Charlaine Swain war da. Perlmutter und Duncan gingen auf
sie zu. Ein junger Streifenpolizist namens Dempsey stellte ihr Fragen und machte sich Notizen. Perlmutter schob ihn beiseite und fragte: »Was ist passiert?«
    Charlaine berichtete, wie sie zur Schule gekommen war und auf Grund von Perlmutters Hinweisen nach Grace Lawson Ausschau gehalten hatte. Dabei hatte sie Eric Wu in Begleitung von Grace entdeckt.
    »Und Sie konnten nicht erkennen, ob sie von ihm bedroht wurde?«
    Charlaine sagte: »Nein.«
    »Sie könnte also auch freiwillig mit ihm gegangen sein?«
    Charlaine warf einen flüchtigen Blick auf Scott Duncan und sah dann wieder Perlmutter an. »Nein. Sie ist nicht freiwillig mitgegangen.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil Grace hergekommen ist, um ihre Kinder abzuholen«, antwortete Charlaine.
    »Und?«
    »Sie würde sie doch nicht freiwillig einfach hier zurücklassen. Außerdem konnte selbst ich euch Jungs nicht sofort anrufen. Auch auf die Entfernung – ich war wie gelähmt.«
    »Das kapier ich jetzt nicht«, sagte

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