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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Perlmutter.
    »Wenn Wu auf die Entfernung schon eine solche Wirkung auf mich hatte, wie muss es dann erst Grace Lawson ergangen sein? Er stand dicht hinter ihr und hat ihr was ins Ohr geflüstert.«
    Ein anderer Streifenpolizist namens Jackson sprintete auf Perlmutter zu. Seine Augen waren weit aufgerissen. Perlmutter kannte die Anzeichen. Der junge Mann versuchte, seine Panik zu unterdrücken. Auch die Eltern sahen es. Sie wichen einen Schritt zurück.
    »Wir haben was gefunden«, sagte Jackson.
    »Was?«
    Jackson beugte sich näher zu Perlmutter, damit die anderen
ihn nicht hören konnten. »Einen Van. Er parkt zwei Querstraßen weiter. Ich glaube, Sie sollten sich das mal ansehen.«

    Sie sollte die Waffe ziehen. Jetzt.
    Graces Knie pochte. Es tickte wie eine Bombe unmittelbar vor der Detonation. Ihre Augen brannten vor Anstrengung, die Tränen zurückzuhalten. Sie war nicht sicher, ob sie mit dem Bein überhaupt noch gehen konnte.
    Immer wieder warf sie ihrem Peiniger heimlich Seitenblicke zu. Er ließ sie keinen Moment aus den Augen, beobachtete sie mit leicht amüsiertem Gesichtsausdruck. Sie versuchte nachzudenken, versuchte Ordnung in ihre Gedanken zu bringen, die immer nur um die Hand auf ihrem Knie kreisten.
    Die Gelassenheit, mit der er ihr Schmerzen zugefügt hatte! Hätte er Emotionen, Freude oder Verachtung dabei gezeigt, wäre das etwas anderes gewesen. Nichts dergleichen hatte er erkennen lassen. Es war beinah ein bürokratischer Akt gewesen. Ohne Anstrengung, ohne Schweiß. Gefolgt von einer lakonischen Ankündigung. Hätte er es gewollt, hätte er ihr die Kniescheibe mit einer Leichtigkeit herausgerissen, mit der andere Flaschen entkorkten.
    Inzwischen hatten sie die Grenze zum Bundesstaat New York passiert. Sie fuhren auf der Interstate 287 in Richtung Tappan Zee Bridge. Grace wagte kein Wort zu sagen. Ihre Gedanken schweiften immer wieder zu ihren Kindern. Cora hatte Grace vor dem Schulhof gesehen. Dasselbe galt für andere Mütter. Würden sie etwas unternehmen?
    Doch das war jetzt nicht von Bedeutung, eine Verschwendung geistiger Energie. Sie musste sich auf die unmittelbar vor ihr liegenden Aufgaben konzentrieren.
    Denk an die Pistole.
    Grace versuchte sich in Gedanken den Ablauf einzuprägen. Sie wollte mit beiden Händen nach der Waffe greifen. Mit der
Linken das Hosenbein hochschieben, mit der Rechten die Pistole fassen. Wie war die Pistole im Halfter befestigt? Grace versuchte, sich zu erinnern. Ein Riemen hielt sie im Halfter. Sie hatte ihn selbst geschlossen. Er musste zuerst geöffnet werden. Anderenfalls blieb die Waffe einfach stecken.
    Okay, gut. Zuerst den Riemen öffnen. Dann ziehen!
    Sie dachte an das Timing. Der Mann hatte unglaubliche Kräfte. Und er war äußest gewaltbereit. Sie würde auf eine günstige Gelegenheit warten müssen. Am Steuer konnte sie logischerweise nichts ausrichten. Sie musste also einen Stopp vor einer Ampel abpassen … oder warten, bis sie den Wagen verließen. Das konnte funktionieren.
    Vorausgesetzt es gelang ihr, den Asiaten irgendwie abzulenken. Er ließ sie nicht aus den Augen. Und er war bewaffnet. In seinem Hosenbund steckte eine Pistole. Vielleicht war er schneller als sie. Sie musste sich also vergewissern, dass er sie gerade nicht anschaute, dass er abgelenkt war.
    »Nehmen Sie die nächste Ausfahrt.«
    Auf dem Hinweisschild stand ARMONK. Sie waren lediglich drei oder vier Meilen auf der 287 gefahren. Er hatte demnach nicht vor, die Tappan Zee Bridge zu überqueren. Sie hatte darauf spekuliert, dass sich auf der Brücke eine günstige Gelegenheit bieten würde. An der Brücke gab es Mautstellen. Hier wäre es vielleicht möglich gewesen, einen Fluchtversuch zu wagen oder die Aufmerksamkeit eines Kassierers zu erregen, auch wenn sie nicht so recht daran glauben konnte. Ihr Entführer hätte sich gerade an einer Mautstelle bestimmt keine Blöße gegeben. Und sie hätte wetten können, dass er seine Hand auf ihr Knie gelegt hätte.
    Sie lenkte den Wagen nach rechts in die Ausfahrt und fuhr die Rampe hinauf. Wieder legte sie sich einen Plan zurecht. Vernünftig betrachtet bot sich ihre beste Chance, wenn sie ihr Ziel erreicht hatten. Falls er sie tatsächlich zu Jack brachte, nun, dann waren sie schon zu zweit. Das klang logisch.

    Und mehr noch. Sobald der Wagen anhielt, mussten sie beide aussteigen. Das war günstig. Er stieg auf seiner Seite aus, sie auf der anderen.
    Damit war sie für einige Sekunden unbeobachtet.
    Erneut begann sie die

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