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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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zu durchschnittlich sechs »potenziellen Dates« zu halten. Drei Adressen standen für normale Bürger beliebiger Altersklassen. Zwei waren für Singles über fünfzig reserviert. Eine für homosexuelle Männer. Die letzte zielte auf Lesben, die ernsthaft nach einer Beziehung suchten.
    Wu unterhielt Online-Flirts mit gut vierzig bis fünfzig dieser Verlorenen. Beim Kennenlernen ging er jedoch mit Bedacht vor. Die meisten waren ziemlich reserviert, doch das war in Ordnung. Eric Wu hatte Geduld. Irgendwann hatte er genügend Puzzlestücke zusammen, nach denen er beurteilen konnte, ob es sich lohnte, eine Verbindung anzustreben oder diese abzubrechen.
    Zuerst hatte er sich nur auf Frauen konzentriert. Er hatte sie für die leichtesten Opfer gehalten. Doch Eric Wu, der keine sexuelle Gratifikation für seine Mühen erhielt, erkannte irgendwann, dass er eine große Zielgruppe, die sich weit weniger um Sicherheit im Internet sorgte, überhaupt nicht in Betracht gezogen hatte. Männer, zum Beispiel, hatten keine Angst vor Vergewaltigungen. Sie fürchteten keine Stalker. Männer waren sorgloser und damit verwundbarer.
    Wu suchte Singles ohne feste Bindungen und Verpflichtungen. Hatten sie Kinder, nützten sie ihm nichts. Hatten sie in der Nähe wohnende Familienangehörige, nützten sie ihm nichts. Teilten sie sich mit anderen Personen eine Wohnung, hatten verantwortungsvolle Jobs, zu viele enge Freunde, waren sie absolut unbrauchbar. Wu hatte es auf die Einsamen und Verschlossenen abgesehen, die ohne die vielfachen Verbindungen und Verpflichtungen, die die meisten von uns miteinander verbinden und zu etwas mehr machen als einem einzelnen Individuum. Im Moment hatte er jemanden in räumlicher Nähe zum Haushalt der Lawsons gesucht.
    Und dieses Opfer in Freddy Sykes gefunden.
    Freddy Sykes arbeitete für eine Steuerberatungsfirma in Waldwick, New Jersey. Er war achtundvierzig. Beide Eltern verstorben.
Keine weiteren Angehörigen. Seinen Flirts bei Bisex.Männer. com nach, hatte Freddy sich lange um seine Mutter gekümmert und nie Zeit für eine Beziehung gehabt. Nach dem Tod der Mutter vor zwei Jahren hatte Freddy das Haus in Ho-Ho-Kus geerbt, kaum drei Meilen vom Haus der Lawsons entfernt. Sein Foto im Netz, das nur ein Portrait zeigte, ließ vermuten, dass Freddy eher der mollige Typ war. Sein schwarzes, pomadig glänzendes, schütteres Haupthaar trug er klassisch glatt über die Glatze gekämmt. Sein Lächeln wirkte gezwungen und verkrampft, als befürchte er, jeden Moment geschlagen zu werden.
    Freddy hatte die vergangenen drei Wochen damit verbracht, im Internet mit Al Singer zu flirten, einem sechsundfünfzigjährigen Rentner und ehemaligen Exxon-Manager, der sich nach zweiundzwanzig Jahren Ehe hatte eingestehen müssen, an »Experimenten« interessiert zu sein. Die Person Al Singer liebte seine Frau zwar noch immer, allerdings hatte diese keinerlei Verständnis für seine bisexuellen Bedürfnisse. Al interessierte sich für Reisen nach Europa, gute Küche und Sport im Fernsehen. Für seine Singer-Person benutzte Wu ein Foto, das er einem YMCA-Online-Jahrbuch entnommen hatte. Sein Al Singer wirkte athletisch, war jedoch nicht übertrieben attraktiv. Ein zu gut aussehender Mann hätte Freddys Argwohn erregt. Wu wollte, dass er das Lügengespinst für bare Münze nahm. Das war das Entscheidende.
    Freddy Sykes Nachbarn waren überwiegend junge Familien. Für diese existierte er praktisch nicht. Sein Haus sah aus wie alle anderen im Viertel. Wu beobachtete jetzt, wie sich Sykes elektronisch gesteuertes Garagentor öffnete. Die Garage war ein Anbau. Man konnte also ohne gesehen zu werden in den Wagen ein- und aussteigen. Eine Zugabe der Extraklasse.
    Wu wartete noch zehn Minuten. Dann klingelte er an der Haustür.
    »Wer ist da?«
    »Lieferung für Mr. Sykes.«

    »Von wem?«
    Freddy Sykes öffnete die Tür nicht. Das war seltsam. Männer machten meistens sofort auf. Auch ein Teil ihrer Verwundbarkeit, ein Grund, warum sie leichtere Beute waren als Frauen. Zu selbstbewusst. Wu entdeckte den Spion in der Tür. Sykes, so war er sicher, begutachtete in diesem Moment den sechsundzwanzigjährigen Koreaner in weiten Jeans mit dem ungewöhnlich muskulösen, kräftigen Körperbau. Möglich, dass er Wus Ohrring registrierte und sich insgeheim über die heutige Jugend empörte. Andererseits turnten Figur und Ohrring Sykes vielleicht auch erst richtig an. Wer wusste das schon?
    »Von Topfit, Schokoladen und

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