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Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )

Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )

Titel: Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Coming-out
     
     
    „Warum grinst du denn so?", riss Dan mich aus meinen Gedanken, während wir gegenüber der Tür, die zum Kinosaal führte, stehen blieben.
    „Ich grins' doch gar nicht", verteidigte ich mich und sah mit einem gespielt ernsten Blick zurück.
    „Ach, nein?", fragte Dan, blieb stehen und sah mich erwartungsvoll an.
    Hilflos gestikulierte ich, während Dan mit erhobenem Kopf auf mich zukam und dicht vor mir anhielt.
    „Hey, du brauchst keine Ausrede zu suchen! Ich finde dich niedlich, wenn du so nachdenklich lächelst", erklärte Dan. Seine Stimme ging dabei von Wort zu Wort in ein Flüstern über. Dann beugte er sich vor und drückte mir einen kurzen, sanften Kuss auf die Lippen.
    Noch hatte ich etwas Bedenken, die ersten Schritte zu machen, denn ich wusste nicht, wie Dan die ganze Angelegenheit mittlerweile sah und hatte Angst vor einer erneuten Abfuhr. Während wir uns küssten, kam es mir so vor, als hätte Dan Spaß an der Sache gefunden. Ich war froh, dass sein Selbstvertrauen gestärkt war. Dieses Mal war ich es, der an die Wand gelehnt stand. Ich löste mich von seinen Lippen und wanderte mit meinen Küssen zu seinem Hals, wobei er seinen Kopf leicht zur Seite neigte, um mir mehr Spielraum zu gewähren. Ich gab ihm viele, kleine Küsse, knabberte kurz an seiner Halsbeuge, um ihm gleich darauf entschuldigend einen Kuss auf diese Stelle zu geben. Ich wollte gerade zu seinen Lippen zurückkehren, als von einer Sekunde auf die andere ein lautes Gemurmel, das im nächsten Moment sofort wieder verstummte, zu hören war.
    Erschrocken drehten wir uns um und öffneten unsere Augen. Ich stand noch immer in Dans Armen, da er seine Hände um meine Hüfte gelegt hatte. Keiner von wagte es, sich nur einen einzigen Zentimeter zu bewegen. Die Tür zum Kinosaal stand offen und immer mehr Insassen stürmten hinaus, während die ersten von ihnen bereits die Tür blockierten und uns mit offenen Mündern anstarrten. Ich beobachtete die Menschenmasse noch eine Weile, bevor ich Dans besorgten und ängstlichen Blick auffing. Die gesamte Prozedur dauerte so lange, bis irgendwann alle den Kinosaal verlassen und sich in den engen Flur gequetscht hatten.
    Ich schluckte.
    Zwar hatte ich gelernt mit dem Schwulsein umzugehen - vor allem in der Gegenwart meiner Eltern und meiner engsten Freunde - doch auf dieses Desaster hätte ich gänzlich verzichten können. Denn auf so etwas war selbst ich nicht vorbereitet. Ich mochte gar nicht daran denken, wie Dan sich fühlen musste, denn er hatte sich noch vor niemandem geoutet.
    Stille kehrte ein. Keiner sagte ein Wort. Das Schweigen schien eine halbe Ewigkeit anzuhalten, bis ich all meinen Mut zusammennahm und mich gespielt räusperte.
    „Äh-ähm!", machte ich.
    Nervös tauschte ich einen Blick mit Dan aus. Die vielen Leute sahen mich geduldig und erwartungsvoll an. Bei dem ganzen Trubel merkten Dan und ich gar nicht, dass wir noch immer Arm in Arm dastanden. Ich überlegte, was ich sagen sollte, doch fiel mir nichts Gescheites ein. Dan schien es ähnlich zu gehen.
    Der unangenehme Moment schien kein Ende zu finden, bis sich jemand durch die Menge drängelte und vor uns stehen blieb. Es war Michael, unser Regisseur. Er hob eine Augenbraue und fragte ungläubig: „Ihr?" 
    Dabei nickte er erst mir und dann Dan zu. Erneut tauschte ich einen Blick mit Dan, während die Menge noch immer den Atem anzuhalten schien. Mit sanfter Gewalt drückte Dan mich aus seinen Armen.
    „Nun, ja ... wir ...", begann er.
    Am liebsten hätte ich in jenem Moment einfach losgelacht, denn die Gesichter aller, wie sie neugierig dastanden, waren zu komisch. Ich fragte mich plötzlich, was an dieser Sache überhaupt so weltbewegend war, bis auf die Tatsache, dass ausgerechnet zwei Filmfeinde ein Paar waren. In genau diesem Moment fand das Schweigen ein Ende und wurde durch ein aufgebrachtes Hereinstürmen von Reportern und Fotografen unterbrochen. Zwar hielten Securities die Paparazzi in einem gewissen Abstand entfernt, doch schossen die Fotografen trotzdem ihre Fotos, stellten tausende von Fragen und hielten ihre Kameras auf uns gerichtet. Woher wussten die Reporter immer so schnell Bescheid? Die Tatsache, dass sie Fotos machten und uns filmten, obwohl wir wie gewöhnlich nur nebeneinander standen und es kein Anzeichen von Körperkontakt gab, brachte mich erneut dazu, ein Auflachen zu unterdrücken. Ich grinste in Dans Richtung. Dieser blickte zunächst ernst zurück, bevor auch seine Lippen sich zu

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