Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )
auch", brachte Michael nach einer kurzen Gedenkpause hervor.
Die Fotografen ließen - wenn auch ungern - ihre Fotoapparate und die Kameraleute ihre Kameras sinken. Nur ein einziger Journalist kritzelte noch auf seinem Notizblock und schien alles mitgeschrieben zu haben.
Mir war klar, dass Dans Outing der perfekte Stoff für Schlagzeilen in etlichen Zeitschriften sein würde. Die Journalisten hatten nicht nur Fotos geschossen, sondern auch die Aussage Dans in ihren klugen Köpfen an einem sicheren Platz gespeichert.
„Lasst uns jetzt rausgehen! Die Leute wollen Autogramme und vor allem wollen sie euch sehen", lenkte Michael schließlich ab und schritt voran. All die anderen und auch die Reporter verweilten noch einen Augenblick, bevor sie ihm folgten.
Dan und ich waren die letzten, die noch in dem Flur standen und dabei so wirkten, als ob wir auf etwas Sonderbares warteten.
VII
Veränderungen
„Das war ...", begann ich, doch Dan wich mir aus, ließ meine Hand los und schritt Richtung Kinosaal, der jetzt menschenleer war. Ich blieb kurz stehen, verdrehte verständnislos meine Augen und folgte ihm schließlich. Die massive Tür schloss ich hinter mir. Das gesamte Kino war recht dunkel, nur ein schwaches Licht füllte den Raum. Ich sah mich kurz um und erblickte Dan in der ersten Reihe, in welcher wir auch während der Vorstellung gesessen hatten. Er blickte in Richtung Leinwand. Ich seufzte leise und schlich zu ihm.
Dort angekommen hockte ich mich vor ihn, neigte meinen Kopf zur Seite und sah ihn mitfühlend an.
Wie üblich reagierte er nicht. Erneut seufzte ich, ergriff seine Hände und begann in einer leisen, fast flüsternden Stimme: „Dan, ich weiß ...", doch weiter kam ich nicht mehr.
Dan fing mit einem Mal erst leise und dann laut zu lachen an. Es war schwer, aus Dans Verhaltensweisen schlau zu werden. Er beruhigte sich kurz, kniff die Lippen zusammen und schluckte. Doch kaum schielte er zu mir herüber, fing er wieder zu kichern an.
„Jetzt guck' du nicht auch noch so!", stotterte er lachend.
Irritiert legte ich meine Stirn in Falten und zog eine Augenbraue hoch. Nun musste ich ebenfalls lächeln.
Ich ließ seine Hände los, richtete mich auf und blickte ihn gespielt böse an.
„Du hast mich verarscht! Und ich dachte wirklich, dir geht's nicht gut. Ich hab' mir echt Sorgen gemacht", brachte ich empört hervor.
„Oh!", machte er übertrieben mitfühlend.
„Du bist ...", begann ich, stürzte mich auf ihn, ergriff seine Hände ein weiteres Mal und hielt sie so über seinen Kopf, dass er sich nicht mehr wehren konnte und ich freie Sicht auf sein Gesicht hatte. Er lachte noch immer und tat zwischendurch so, als bemühte er sich ernst zu bleiben.
Erst als er sich nach einer ganzen Weile wieder beruhigte, lockerte ich meinen Griff an seinen Handgelenken, so dass er seine Hände wieder herunternehmen konnte.
„Macht dir das alles denn gar nichts aus?", fragte ich schließlich vorsichtig.
„Doch", gab Dan leise zurück. „Es stört mich schon."
Dieses Mal schien er es ernst zu meinen. Das konnte man anhand seines gesenkten Blicks und dem Tonfall erkennen.
„Es war echt peinlich. Außerdem hatte ich mir die Art und Weise, wie es meine Eltern erfahren sollten, anders vorgestellt."
Ich presste meine Lippen zusammen und ließ mich in den Sitz zu seiner Rechten sinken.
„Dan, erstens war's nicht peinlich, und zweitens ist es noch nicht zu spät, es deinen Eltern zu erzählen, bevor sie es in den Nachrichten hören müssen."
„Ach, und wie?", fragte er grob zurück.
„Die Zeitungen werden doch erst heute Nacht gedruckt und erscheinen erst morgen früh. Du hast also noch die Chance, deine Eltern heute darüber aufzuklären. Oder denkst du, sie hören es im Radio oder sehen es im Fernsehen?"
„Nein. Radio hören sie so gut wie gar nicht und ich denke nicht, dass all das schon heute im Fernsehen gezeigt wird."
„Na, siehst du", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Dann ergreif die Gelegenheit und rede heute mit ihnen darüber!"
„Leichter gesagt, als getan", entgegnete Dan, während er tief aufseufzte.
„Warum? Wie denkst du denn, werden sie reagieren?", fragte ich interessiert.
„Keine Ahnung", er stockte und fuhr etwas lauter sprechend fort, „und ehrlich gesagt, will ich jetzt auch nicht darüber nachdenken."
Ich nickte verständnisvoll und flüsterte: „Du schaffst das schon!"
„Meinst du?", fragte Dan zurück.
„Na, hör mal!", sagte ich entsetzt, „du hast
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