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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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da inzwischen praktisch alle Mitglieder Geschenke erhalten haben. In meinem Besitz befindet sich eine Liste mit allen Namen und Details. Ich kann Sie nicht wieder anrufen, bin aber bereit, Ihnen das Beweismaterial persönlich zu übergeben. Ich erwarte Sie morgen um 17:00 Uhr auf dem Parkplatz von Ted’s Lakeview General Store. Nehmen Sie die 87 bis Lake George, dann die 9 Richtung Norden durch den Wald bis zu Teds Laden. Kommen Sie nicht zu früh, und warten Sie nicht auf mich, wenn ich nicht pünktlich eintreffen sollte. Wenn ich bis 17:10 Uhr nicht dort bin, ist etwas passiert. Zu mir selbst: Ich bin eine Frau, wie Sie an meiner Stimme wohl bereits erkannt haben, und fahre einen weißen Pick-up.
    Ich las die E-Mail zweimal durch. Dann ging ich in die Cafeteria, holte mir einen Kaffee und trank ein paar Schlucke, bevor ich den halbleeren Becher stehen ließ und zu meinem Schreibtisch zurückkehrte.
    »Alles okay?« Samantha Henry wandte sich zu mir um. »He, ich habe schon zweimal hallo zu dir gesagt, aber du hast nicht reagiert.«
    Ich schüttelte nur den Kopf. Die Hotmail-Adresse, von der die Mail abgeschickt worden war, bestand aus einer zufälligen Reihe von Buchstaben, die keinerlei Schlüsse auf den Absender zuließen. Ich machte mir ein paar Notizen und löschte die E-Mail erst aus dem Posteingang, dann aus dem Papierkorb. Vielleicht war ich mittlerweile paranoid, doch seit ich erfahren hatte, dass unsere Verleger sich mit einem Grundstücksverkauf an Elmont Sebastian und seine Firma gesundstoßen wollten, war ich doppelt wachsam. Allmählich traute ich niemandem mehr über den Weg.
    »Heilige Scheiße«, murmelte ich.
    Es gab also jemanden, der genau informiert war, welche Mitglieder des Stadtrats von Promise Falls Dreck am Stecken hatten. Stadträte, die sich von Elmont Sebastians Knastunternehmen bestechen ließen.
    Meine Story über Reeves’ Abstecher nach Florenz war nie in Druck gegangen. Der Scheck, den Sebastian mir höchstpersönlich unter die Nase gehalten hatte, war mit hoher Wahrscheinlichkeit erst nach Reeves’ Italienurlaub ausgestellt worden, doch Brian hatte das gereicht, meine Geschichte zu kippen. Ja, ich war immer noch sauer auf ihn. Und nach wie vor auf der Suche nach Material, mit dem ich Reeves und seine Spießgesellen endgültig an die Wand nageln konnte.
    Und mit der anonymen E-Mail, die ich soeben erhalten hatte, schien ich tatsächlich ein Ass im Ärmel zu haben.
    Obwohl ich an diesen Trumpf selbst nicht so recht glauben wollte. Brian würde sich ganz bestimmt nicht für meine Stories starkmachen. Erst ein paar Tage zuvor hatte der Standard in einem Leitartikel verkündet, dass ein privat betriebenes Gefängnis nicht nur kurzzeitig für Jobs während der Bauphase sorgen, sondern auch langfristig neue Arbeitsplätze garantieren würde. Wenn die Bürger von Promise Falls erwarteten, dass Straftäter hinter Schloss und Riegel kamen, konnten sie sich wohl kaum pikiert zeigen, wenn selbige praktisch vor ihrer Haustür eingesperrt wurden. Ansonsten hatte der Standard eine abwartende Haltung eingenommen. »Auch wenn das Konzept privat betriebener Haftanstalten in anderen Gerichtsbarkeitsbezirken nicht durchgängig erfolgreich war, hat es doch zumindest die Chance verdient, sich hier zu bewähren.«
    Der Artikel trug eindeutig Madeline Plimptons Handschrift, auch wenn sie ihn nicht selbst verfasst hatte.
    Mich widerte das alles an.
    Ich rief Google-Maps auf, um den Weg zum Treffpunkt zu checken. Für mich stand fest, dass ich zum Lake George fahren würde, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wer mich dort erwartete. Ich wusste weder, wer die Frau war, noch für wen sie arbeitete. Für jemanden im Rathaus? Vielleicht eine Sachbearbeiterin? Eine Verwaltungsassistentin? Jemand aus dem Büro des Bürgermeisters? Eine vergrätzte Wärterin aus einem von Sebastians anderen Gefängnissen? Wer auch immer die Frau sein mochte, sie wusste über Reeves’ Gratis-Aufenthalt in Florenz Bescheid. Vielleicht handelte es sich um jemanden aus seinem unmittelbaren Umfeld. Reeves war als echtes Arschloch verschrien; durchaus möglich, dass ihm eine seiner direkten Mitarbeiterinnen eins auswischen wollte.
    Nun ja. Genaueres würde ich wohl erst am Lake George erfahren.
    ***
    »Und vergiss nicht«, sagte Jan später am Telefon. »Samstag geht’s los.«
    Ich war so abgelenkt, dass ich im ersten Moment nicht verstand, wovon sie sprach. »Was?«
    »Schon vergessen? Ich habe uns doch Eintrittskarten für den

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