Kein Entkommen
Chauffeur.«
»Okay«, sagte ich. »Na schön, fahren wir.«
Welland führte mich um die Ecke und öffnete die Hintertür eines schwarzen Lincoln. Ich machte es mir auf dem grauen Ledersitz bequem, während er sich hinters Steuer setzte.
»Wie lange arbeiten Sie schon für Mr Sebastian?«, fragte ich, als er losfuhr.
Er fädelte sich in den Verkehr ein. »Drei Monate.«
»Und was haben Sie vorher gemacht?«
»Ich war im Gefängnis«, gab er freimütig zurück.
»Oh«, sagte ich. »Wie lange denn?«
»Sieben Jahre, drei Monate und zwei Tage«, antwortete Welland. »Ich habe meine Strafe in einer von Mr Sebastians Haftanstalten abgesessen. In der Nähe von Atlanta.«
»Hmm«, sagte ich, während Welland Richtung Stadtzentrum abbog.
»Ich bin der beste Beweis für die ausgezeichneten Rehabilitationsprogramme, die Star Spangled Corrections ins Leben gerufen hat«, fuhr er fort. »Nach Ablauf meiner Strafe hat Mr Sebastian mich eingestellt. Er ist fest davon überzeugt, dass jeder eine zweite Chance verdient hat.«
»Darf ich fragen, weshalb Sie gesessen haben?«
Welland warf einen Blick in den Rückspiegel. »Ich habe einem Typen ein Messer in den Hals gerammt.«
Ich schluckte. »Hat er überlebt?«
»Eine Zeitlang«, sagte Welland und bog nach links ab.
Er hielt vor dem Eingang des Parks, der sich unterhalb der Wasserfälle befindet, nach denen unsere kleine Stadt benannt ist. Welland kam um den Wagen herum, öffnete mir die Tür und deutete in Richtung eines Picknicktischs in Ufernähe. Ein silberhaariger Mann saß mit dem Rücken zum Tisch und fütterte Enten mit Popcorn. Als ich die Rasenfläche überquerte, wandte er sich um und erhob sich. Er machte einen distinguierten Eindruck, war Mitte sechzig und ebenso groß wie Welland, wenn auch um einiges schlanker. Mit einem breiten Lächeln reichte er mir eine große, schweißfeuchte Hand.
Ich musste mich zwingen, mir die Finger nicht an der Hose abzuwischen.
»Mr Harwood, danke, dass Sie kommen konnten. Ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen.«
»Das hätten Sie auch früher haben können«, entgegnete ich. »Aber leider waren Sie ja nie erreichbar, Mr Sebastian.«
Er lachte. »Sagen Sie einfach Elmont. Geht es in Ordnung, wenn ich Sie David nenne?«
»Kein Problem«, sagte ich.
»Enten füttern ist meine große Leidenschaft«, fuhr er fort. »Ich kann mich an den kleinen Rackern einfach nicht sattsehen.«
»Verstehe.«
»Als Junge hatte ich mal einen Ferienjob auf einer Farm«, sagte er, während er den Enten eine weitere Handvoll hinwarf und zusah, wie sie sich um das Futter balgten. »Damals habe ich begriffen, dass wir alle Gottes Geschöpfe sind.«
Er wandte sich um und wies auf den Tisch, auf dem eine Schachtel mit zwei Bechern Kaffee, Milch, Zucker und Holzstäbchen zum Umrühren stand. »Ihrer ist noch schwarz. Bedienen Sie sich.«
Er setzte sich auf die Bank. Ich nahm ihm gegenüber Platz, ohne mich um den Kaffee zu kümmern. Stattdessen kramte ich Notizblock und Kugelschreiber hervor. »Ich habe Ihnen mehrere Nachrichten hinterlassen.«
Sebastian sah über den Rasen zu seinem Chauffeur hinüber, der neben der Limousine Wache hielt. »Was halten Sie von ihm?«, fragte er.
»Ein echter Musterbürger«, sagte ich.
Wieder lachte er. »Ja, nicht? Ich bin stolz auf ihn.«
»Warum sind Sie für Stan Reeves’ Urlaub in Florenz aufgekommen?«, fragte ich. »Ist das Ihre Firmenpolitik? Leute im Voraus zu belohnen, damit sie für Ihre Pläne stimmen?«
»Sehr gut«, sagte er. »Sie kommen gleich zur Sache. Das gefällt mir. Ich war schon immer der Meinung, dass es nichts bringt, um den heißen Brei herumzureden.«
»Warum beantworten Sie dann nicht einfach meine Fragen?«
Elmont Sebastian lachte leise, nahm den Deckel von seinem Kaffeebecher und gab Milch hinein. »Tja, über genau diese Fragen wollte ich mit Ihnen sprechen. Außerdem habe ich Ihnen etwas mitgebracht.«
Er griff in seine Jackentasche und zog einen Umschlag heraus, auf dem sein Name stand. Die Lasche war nicht zugeklebt, sondern nur lose hineingesteckt. Er öffnete ihn, zog einen Scheck heraus und reichte ihn mir.
Ich runzelte die Stirn. So lief das also? Wenn Elmont Sebastian einen unliebsamen Reporter mundtot machen wollte, stellte er ihm einfach einen Scheck aus?
Doch bei genauerem Hinsehen bemerkte ich, dass er keineswegs auf meinen, sondern auf seinen Namen ausgestellt war. Die Summe lautete auf 4763,09 Dollar, vor zwei Tagen ausgestellt und von Stan
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