Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
nach meinem Termin bei ihm.« Sie streckte die Hand aus und berührte mich am Arm. »Mach dir keine Sorgen, David. Mir geht’s gut. Und ich freue mich schon darauf, wenn wir morgen zum Five Mountains fahren.«
    Und damit wollte sie mich beruhigen? Na schön, sie fühlte sich gut. Und in einer Stunde? Oder morgen?
    »Da ist noch was«, fuhr Jan fort.
    Ich warf ihr einen fragenden Blick zu.
    »Vielleicht habe ich einfach eine zu lebhafte Phantasie«, sagte sie, während sie erneut einen Blick über die Schulter warf. »Aber wenn mich nicht alles täuscht, folgt uns der blaue Wagen schon, seit wir von zu Hause losgefahren sind.«

6
    Der Wagen befand sich eine Viertelmeile hinter uns, zu weit entfernt, als dass ich die Marke oder gar das Nummernschild hätte erkennen können. Zumindest sah ich, dass es sich um eine dunkelblaue Limousine mit getönten Scheiben handelte, wahrscheinlich ein Ford oder eine General-Motors-Karosse.
    »Der Wagen folgt uns schon die ganze Zeit?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht genau«, antwortete Jan. »Er sieht aus wie tausend andere Autos auch. Vielleicht war es ja ein anderer Wagen, den ich in Promise Falls gesehen habe.«
    Ich fuhr etwa siebzig Meilen, drosselte jedoch auf sechzig herunter, um herauszufinden, ob der andere Wagen uns überholen würde.
    Im selben Moment wurde der blaue Wagen von einem silberfarbenen Minivan überholt, so dass ich ihn nicht mehr sehen konnte.
    »Mist«, stieß ich hervor, während ich in Rück- und Seitenspiegel Ausschau nach der blauen Limousine hielt. Gleichzeitig näherten wir uns einem Transportlaster, der im Schneckentempo die Straße entlangzockelte.
    Jan wollte sich umdrehen, aber ich hob die Hand. »Wenn uns wirklich jemand folgt, sollten wir ihn lieber nicht wissen lassen, dass wir ihn bemerkt haben.«
    »Merken die das nicht sowieso, weil wir plötzlich langsamer fahren?«
    »Dazu bin ich zu langsam vom Gas gegangen. Wenn der Fahrer auf Tempomat geschaltet hat, wird er uns demnächst überholen.«
    Der Minivan scherte auf die Überholspur aus und zog an uns und dem Laster vorbei. Ich spähte abermals in den Rückspiegel. Der blaue Wagen war näher gerückt; es war ein Buick und er schien ein New Yorker Kennzeichen zu haben, auch wenn ich die Ziffern nicht erkennen konnte, weil es so verdreckt war. »Er holt auf«, sagte ich.
    »Wahrscheinlich ist gar nichts.« Jan klang eine Spur erleichtert. »Es gibt ja auch kaum Ausfahrten auf diesem Highway, wo er abbiegen könnte.«
    Ich setzte den Blinker und überholte den Laster.
    »Stimmt«, sagte ich, aber meine Anspannung ließ nicht nach. Ich überlegte, welche Schlussfolgerungen sich daraus ergaben, falls uns der Wagen tatsächlich folgte.
    Falls dem so war, hatte anscheinend jemand mitbekommen, dass ich mich mit einer anonymen Informantin treffen wollte. Warum sonst sollte mich jemand beschatten?
    Daraus wiederum ließ sich ableiten, dass höchstwahrscheinlich jemand die Mail der Frau in die Finger bekommen hatte. Vielleicht hatte jemand ihren Computer durchsucht. Oder sie hatte jemandem erzählt, dass sie sich mit einem Reporter treffen wolle.
    Was, wenn es eine Falle war? Und wenn ja, wer steckte dahinter? Reeves? Sebastian? Aber wozu?
    Ich ordnete mich vor dem Laster wieder auf der rechten Spur ein, so dass ich den blauen Wagen nun überhaupt nicht mehr sehen konnte, trat aufs Gas und vergrößerte den Abstand zwischen uns und dem Laster.
    Jan warf einen Blick in den Seitenspiegel. »Ich sehe ihn nicht mehr«, sagte sie. »Weißt du was? Vielleicht – du wirst lachen – bin ich heute tatsächlich ein bisschen paranoid. Eigentlich kein Wunder bei den Gedanken, die mich in letzter Zeit umtreiben, was?«
    Was war schlimmer? Dass wir möglicherweise von irgendwelchen Dunkelmännern verfolgt wurden oder dass Jan nun auch noch zu glauben begann, dass sie tatsächlich unter Verfolgungswahn litt?
    Der blaue Wagen überholte den Laster und ordnete sich wieder rechts ein.
    »Er ist wieder da«, stellte ich fest.
    »Fahr einfach ein bisschen schneller«, sagte Jan. »Dann siehst du ja, ob er ebenfalls anzieht.«
    Ich beschleunigte auf siebzig und beobachtete, wie die blaue Limousine im Rückspiegel kleiner wurde.
    »Siehst du?«, sagte Jan. »Ich habe einfach ein paar Schrauben locker, das ist alles. Du kannst dich wieder entspannen, David.«
    ***
    Als wir die Ausfahrt zum Lake George nahmen, sah ich nicht mehr alle fünf Sekunden in den Rückspiegel. Der blaue Wagen befand sich wahrscheinlich immer noch

Weitere Kostenlose Bücher