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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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irgendwo hinter uns, war aber außer Sicht. Jan wirkte ziemlich erleichtert.
    Es war bereits 16:45 Uhr, aber ein Blick auf die Karte sagte mir, dass wir nur noch fünf Minuten von Ted’s Lakeview General Store entfernt waren. Wir fuhren über die Landstraße Richtung Norden. Ich drückte nicht aufs Tempo – zum einen wollte ich nicht zu früh da sein, zum anderen nicht das Risiko eingehen, versehentlich an Teds Laden vorbeizufahren.
    Aber wie sich herausstellte, war der Laden unmöglich zu verfehlen. Es handelte sich um ein weißes, einstöckiges Gebäude, das etwa 20 Meter abseits der Straße lag, die sonst nur durch Waldgebiet führte. Vor dem Laden standen zwei Selbstbedienungs-Zapfsäulen. Ich setzte den Blinker. Unter den Rädern knirschte Kies, als ich von der Landstraße abbog.
    »Da wären wir also«, sagte Jan. »Und jetzt warten wir einfach ab?«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. Fünf vor fünf. »Würde ich sagen.« Auf dem kleinen Parkplatz stand ein alter Plymouth Volare. Ich wendete und fuhr neben ihn, da man von dort beste Sicht auf die Straße hatte. Ich ließ die Fenster herunter und schaltete den Motor aus.
    Es herrschte kaum Verkehr. Einen weißen Pick-up würden wir schon von weitem erkennen.
    »Was hat deine Informantin für dich, was meinst du?«, fragte Jan.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Irgendwelche Memos? E-Mail-Ausdrucke? Mitgeschnittene Telefonate? Aber vielleicht auch nichts von alledem. Vielleicht will sie mir auch nur ein paar Dinge unter der Hand erzählen. Wie auch immer, am besten wäre es natürlich, sie hätte konkrete Beweise. Der Standard wird keine einzige Zeile bringen, wenn nicht alles wasserdicht ist.«
    Jan massierte sich die Stirn.
    »Alles okay?«
    »Nur leichte Kopfschmerzen. Ehrlich, am liebsten würde ich ein bisschen schlafen.«
    »Hast du Aspirin oder Schmerztabletten dabei?«
    »Ja, in meiner Handtasche. Ich glaube, ich gehe mal eben rein und hole mir eine Flasche Wasser. Willst du auch irgendwas?«
    »Bring mir einen Eistee mit«, sagte ich.
    Jan nickte, stieg aus und ging in den Laden. Ich behielt die Straße im Auge. Ein roter Ford Pick-up fuhr vorbei, dann ein grüner Dodge Geländewagen und schließlich ein Motorrad.
    Inzwischen war es Punkt fünf. Es blieben also noch zehn Minuten.
    Wer war meine Informantin?
    Ein Holzlaster donnerte vorbei. Ein blaues Corvette-Cabrio zischte Richtung Lake George.
    Dann tauchte aus nördlicher Richtung ein Pick-up auf.
    Der Wagen war noch gut zweihundert Meter entfernt. Im Licht der Nachmittagssonne ließ sich nicht genau sagen, ob es sich um ein weißes, mattgelbes oder vielleicht sogar silberfarbenes Fahrzeug handelte.
    Sekunden später aber sah ich, dass es ein weißer Ford war.
    Der Fahrer setzte den Blinker, wartete, bis ein aus der entgegengesetzten Richtung kommender Toyota vorbeigefahren war, und bog auf das Gelände des Lakeview General Store ab.
    Der Wagen hielt vor den Zapfsäulen.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals.
    Die Fahrertür öffnete sich, und ein Mann Mitte sechzig stieg aus. Er war hager und unrasiert, trug ein kariertes Arbeitshemd und Jeans. Er kramte seine Kreditkarte hervor, steckte sie in den dafür vorgesehenen Schlitz und tankte.
    Er sah sich nicht einmal um.
    »Scheiße«, murmelte ich.
    Als ich zur Straße sah, erhaschte ich einen Blick auf einen blauen Buick, der gerade vorbeifuhr.
    Der Fahrer blieb unter dem Tempolimit, langsam genug, um Ted’s Lakeview General Store in Augenschein zu nehmen, aber schnell genug, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass er abbiegen wollte.
    Aber ich wusste ja nicht einmal, ob es sich um einen Fahrer oder eine Fahrerin handelte. Die getönten Scheiben ließen keinen Rückschluss auf eine Geschlechtszugehörigkeit zu.
    Der Wagen fuhr weiter und verschwand aus meinem Sichtfeld.
    Es war 17:05 Uhr.
    Jan kam aus dem Laden, eine Dose Eistee in der einen, eine Flasche Wasser in der anderen Hand.
    Sie öffnete die Beifahrertür. »Du meine Güte, ich hatte schon Angst, du würdest mich vielleicht einfach hier stehen lassen und mit deiner Informantin davonbrausen.«
    »Bis jetzt ist niemand aufgetaucht«, sagte ich. Der frisch aufgetankte weiße Pick-up war wieder fort. »Aber ich habe was Interessantes beobachtet.«
    »Was denn?« Sie reichte mir den Eistee und schraubte den Plastikverschluss der Wasserflasche auf.
    »Vor zwei Minuten ist der blaue Buick vorbeigefahren.«
    Sie sah mich erstaunt an. »Bist du sicher, dass es derselbe Wagen war?«
    Ich

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