Kein Entkommen
hatte, ihr etwa zehn Jahre jüngerer Assistent, dessen Name mir bereits wieder entfallen war, sowie die Pressesprecherin des Five Mountains, eine junge Frau, die höchstens Anfang zwanzig sein konnte. Die drei trugen legere Designerklamotten – im Gegensatz zu den anderen Angestellten des Vergnügungsparks, die alle in Einheitskluft herumliefen, hellbraunen Hosen und leichten Hemden mit aufgestickten Namen an der Brust.
Doch meine Frage war nicht an sie gerichtet, sondern an einen übergewichtigen Mann namens Barry Duckworth, Detective des Promise Falls Police Department. Er hatte einen ziemlichen Wanst, der ihm über den Gürtel hing, und alle Hände voll damit zu tun, dass ihm sein schweißnasses Hemd nicht aus der Hose rutschte.
»Eine meiner Kolleginnen kümmert sich um ihn«, sagte Duckworth. »Didi heißt sie. Sie kann gut mit Kindern und kauft ihm gerade ein Eis. Ich hoffe, das geht okay.«
»Klar«, sagte ich. »Wie geht es ihm?«
»So weit gut«, erwiderte Duckworth. »Trotzdem dachte ich, es wäre besser, wenn wir uns ohne Ihren Sohn unterhalten.«
Ich nickte. Ich stand völlig neben mir. Zwei Stunden war es her, seit ich Jan zuletzt gesehen hatte.
»Erzählen Sie mir doch bitte noch mal, was passiert ist, nachdem Sie zu Ihrem Wagen gegangen sind«, forderte Duckworth mich auf. Miss Fenwick, ihr Assistent und die Pressesprecherin spitzten die Ohren. Duckworth warf ihnen einen Blick zu. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mit Mr Harwood unter vier Augen spreche?«, fragte er.
»Nein, selbstverständlich nicht«, sagte Miss Fenwick. »Kann ich sonst etwas für Sie tun?«
»Haben Sie sich schon um die Videoüberwachung gekümmert?«, fragte er.
»Ich habe unsere Leute informiert«, antwortete sie. »Aber sie wissen ja gar nicht richtig, nach wem sie Ausschau halten sollen. Hätten wir ein Foto von der Dame, wäre das Ganze erheblich einfacher.«
»Sie haben eine Beschreibung«, entgegnete Duckworth. »Die Frau ist Mitte dreißig, circa einen Meter siebzig groß, hat dunkle Haare und Pferdeschwanz. Sie trägt eine Baseballkappe mit dem Emblem der Red Sox, ein rotes T-Shirt und weiße Shorts. Damit lässt sich ja wohl etwas anfangen, oder?«
»Wir tun, was wir können, aber Sie wissen auch, dass wir keine lückenlose Videoüberwachung haben. Die meisten Kameras überwachen die Fahrgeschäfte, damit wir sofort Bescheid wissen, falls sich technische Probleme ergeben.«
»Das erklären Sie mir jetzt schon zum dritten Mal.« Duckworth lächelte und gab Miss Fenwick und ihren Mitarbeitern mit einem Blick zu verstehen, dass sie das Feld räumen sollten. Nachdem sie verschwunden waren, zog er sich einen Stuhl heran und nahm mir gegenüber Platz.
»Okay«, sagte er. »Sie sind also zu Ihrem Wagen gelaufen. Was für eine Marke fahren Sie?«
Ich schluckte. Meine Kehle war staubtrocken. »Einen Accord. Jans Jetta haben wir zu Hause gelassen.«
»Okay. Also das Ganze noch mal von vorn.«
»Ethan und ich haben etwa eine halbe Stunde am Eingang gewartet. Ich habe versucht, meine Frau auf dem Handy zu erreichen, aber sie ist nicht rangegangen. Und dann habe ich mich gefragt, ob sie zum Wagen gegangen sein könnte. Ob sie vielleicht dort auf uns wartet. Also habe ich Ethan geschnappt und bin zum Auto gelaufen, aber da war sie auch nicht.«
»Irgendein Anzeichen, dass sie in der Zwischenzeit dort gewesen sein könnte?«
Ich schüttelte den Kopf. »Sie hatte einen Rucksack mit unserem Lunch und ein paar frischen Sachen für Ethan dabei. Aber der Rucksack lag nicht im Auto.«
»Und was haben Sie dann gemacht?«
»Wir sind wieder zurückgegangen, haben unsere Tickets noch mal vorgezeigt und dann am Eingang auf sie gewartet. Aber sie ist nicht aufgetaucht.«
»Und dann haben Sie die Sicherheitsleute informiert.«
»Ich hatte schon vorher mit einer Parkaufsicht gesprochen und gefragt, ob Jan sich irgendwo gemeldet hatte. Na ja, und als wir vom Wagen zurückkamen, habe ich einen anderen Sicherheitsmann gefragt, ob vielleicht eine Frau ohnmächtig geworden sei oder einen Unfall gehabt hätte. Er hat in der Zentrale nachgefragt, aber die hatten von nichts gehört. Also habe ich ihn gebeten, die Polizei einzuschalten.«
Barry Duckworth nickte, als hätte ich genau den richtigen Geistesblitz gehabt.
»Ich brauche dringend einen Schluck Wasser«, sagte ich. »Sind Sie sicher, dass mit Ethan alles okay ist?«
»Machen Sie sich keine Sorgen.« Er stand auf, ging zum Wasserspender, schenkte einen Becher ein und
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