Kein Entkommen
können.«
Ich nickte.
»Noch mal zurück zu meiner ersten Frage«, sagte Duckworth. »Ist Ihnen in letzter Zeit irgendetwas aufgefallen? Hat sich Ihre Frau irgendwie sonderbar verhalten?«
»Was meinen Sie?«
»Glauben Sie, ich hätte nicht gesehen, dass Sie mir etwas verschweigen?«
»Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. Jan ist noch nie von zu Hause verschwunden. Aber da gibt es trotzdem etwas … ich will gar nicht daran denken, und am liebsten auch nicht darüber reden.«
Duckworth wartete.
»Gibt es hier irgendwelche Brücken in der Nähe?«
Er runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht ganz.«
»Keine großen wie an der Interstate, sondern kleinere, die über irgendwelche Gewässer führen.«
»Bestimmt. Warum fragen Sie, Mr Harwood?«
»In den letzten Wochen war meine Frau … nun ja, sie stand ziemlich neben sich.«
»Ja?«, sagte er geduldig.
»Sie hatte … Depressionen. Und sie hat ein paar Dinge gesagt …«
Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen traten.
»Mr Harwood?«
»Einen Moment bitte.« Ich presste die Hände vor den Mund und riss mich mit aller Macht zusammen. »Sie war in einer sehr schlechten Verfassung, und dann hat sie mir von diesen Gedanken erzählt.«
»Was für Gedanken?«
»Offenbar hat sie … daran gedacht, sich etwas anzutun. Ich glaube nicht, dass sie es ernsthaft versucht hat, aber … Nun ja, neulich habe ich gesehen, dass ihr eines Handgelenk verbunden war, obwohl sie behauptet hat, sie hätte sich bloß beim Gemüseschneiden verletzt, und dann war da diese Sache mit der Brücke, von der sie mir erzählt hat.«
»Was?«, platzte Duckworth heraus. »Sie hat versucht, sich von einer Brücke zu stürzen?«
»Ich weiß nicht, ob sie es wirklich vorhatte. Jedenfalls ist sie nicht gesprungen, als plötzlich ein Lastwagen vorbeikam«, stammelte ich. »Irgendwie ist es, als wäre ihr plötzlich alles über den Kopf gewachsen. Erst neulich Abend hat sie gemeint, Ethan und ich wären besser dran ohne sie.«
»Was glauben Sie denn, warum Ihre Frau sich plötzlich so verhält?«
»Keine Ahnung. Sie ist wie verwandelt, so, als hätte es einen Kurzschluss in ihrem Kopf gegeben. Von der Geschichte mit der Brücke hat sie mir erst gestern erzählt.«
»Das hat Sie doch bestimmt schockiert.«
Ich nickte. »Und ob.« Ich kämpfte immer noch mit den Tränen. »Es hat mich bis ins Mark getroffen.«
»Sie haben ihr doch bestimmt geraten, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, oder?«
»Schon vor längerem. Ich hatte mit unserem Hausarzt darüber geredet. Dr. Samuels.« Duckworth schien der Name geläufig zu sein, denn er nickte. »Ich habe ihm von ihren Gemütsschwankungen erzählt, und er bat mich, sie zu ihm zu schicken. Sie ist tatsächlich hingegangen, aber das war vor der Sache mit der Brücke. So wie sie es mir erzählt hat, ist das erst hinterher passiert.«
»Hat er ihr etwas verschrieben? Stand sie unter dem Einfluss von Arzneimitteln?«
»Nein. Ich habe sie danach gefragt, weil ich sogar darauf gehofft hatte, er würde ihr irgendetwas verschreiben. Aber Jan meinte, sie wolle keine Medikamente nehmen, die ihre Persönlichkeit verändern. Sie meinte, sie würde auch so mit ihren Stimmungsschwankungen fertig.«
»Wenn Sie mich einen Moment entschuldigen.« Duckworth zog sein Handy heraus, stand auf und verschwand hinter der angrenzenden Tür. Ich konnte nicht alles verstehen, was er sagte, vernahm aber die Worte »Fluss« und »Selbstmord«.
Währenddessen saß ich einfach nur da und rieb mir die eiskalten Hände. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und aus dem Raum gestürmt, um etwas zu tun, egal was, statt hier meine Zeit zu verschwenden …
Dann kam Duckworth wieder herein.
Er setzte sich. »Halten Sie es für möglich, dass Ihre Frau sich das Leben genommen hat?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht«, gab ich zurück. »Um Himmels willen, ich hoffe nicht.«
»Meine Kollegen durchkämmen gerade den Park«, sagte er. »Außerdem suchen wir das umliegende Gelände ab und hören uns unter den anderen Parkbesuchern um.«
»Danke«, sagte ich. »Aber eins kapiere ich einfach nicht.«
»Und das wäre?«
»Warum hat jemand versucht, meinen Sohn zu entführen?«
»Keine Ahnung«, entgegnete Duckworth. »Aber Sie können froh sein, dass ihm nichts passiert ist.«
Ich verspürte einen Hauch von Erleichterung. Er hatte recht. Immerhin war Ethan nichts zugestoßen. Es gab keinen Anhaltspunkt, dass sich jemand an ihm vergangen hatte.
»Finden Sie
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