Kein Entkommen
übrig. Der Junge sah verstört und sehr, sehr klein aus. Schweigend sah er Duckworth an.
»Ethan und ich haben gerade über Eisenbahnen gesprochen«, sagte Didi Campion.
»Magst du Eisenbahnen, Ethan?«, fragte Duckworth.
Ethan nickte, sog aber die Lippen zwischen die Zähne, als wolle er für den Rest des Tages kein Wort mehr von sich geben.
»Wir bringen dich gleich wieder zu deinem Daddy«, meinte Duckworth. »Nur eine Minute, okay?«
Ethan nickte zögernd.
»Hast du was dagegen, wenn ich mich kurz mit Officer Campion unterhalte? Wir gehen aber nicht weg, mach dir keine Sorgen.«
Ein ängstlicher Schatten huschte über Ethans Züge, als er von Duckworth zu Didi Campion blickte.
Didi tätschelte sein Knie. »Bin gleich wieder da«, beruhigte sie ihn.
Sie stand auf und trat mit Duckworth ein paar Schritte beiseite.
»Und?«, fragte er.
»Er fragt die ganze Zeit nach seinen Eltern.«
»Hast du sonst was aus ihm rausbekommen? Was ist mit dem Typ, der ihn in seinem Buggy entführt hat?«
»Er weiß nichts. Anscheinend hat er die ganze Zeit über geschlafen. Er sagt ständig nur, wie lange er und sein Daddy schon auf seine Mutter warten.«
Duckworth beugte sich näher zu ihr. »Wann hat er sie zuletzt gesehen?«
Didi seufzte leise. »Ich bin mir nicht mal sicher, ob er meine Fragen überhaupt richtig verstanden hat. Er sagt nur immer wieder, dass er nach Hause will.«
Duckworth nickte. »Ich bringe ihn gleich zu seinem Vater. Nur noch ein paar Minuten, okay?«
Die Tür ging auf, und Gloria Fenwick trat ein. »Detective?«
»Ja?«
»Ich habe mir die Freiheit genommen, das Gelände zusätzlich von unseren eigenen Leuten durchkämmen zu lassen. Sie haben keine Spur von der Gesuchten gefunden. Es ist keine Frau auf einer der Toiletten ohnmächtig geworden, und es hat sich auch niemand auf den für Besucher gesperrten Arealen verirrt. Insofern würde ich es sehr begrüßen, wenn Sie Ihre Männer so weit es geht abziehen könnten. Zu viel Polizeipräsenz macht die Leute nervös.«
»Welche Leute?«, fragte Duckworth.
»Unsere Gäste«, erwiderte Miss Fenwick. »Bei dem Aufgebot an Cops müssen sie doch glauben, dass etwas nicht stimmt. So sieht es doch aus, als hätten Terroristen einen Bombenanschlag vor – auf unsere Achterbahnen oder so.«
»Und der Parkplatz?«, fragte Duckworth.
»Den haben wir ebenfalls abgesucht«, gab Miss Fenwick zurück.
Duckworth hielt den Zeigefinger in die Höhe, kramte sein Handy heraus und gab eine Nummer ein. »Hi, Smithy, alles klar? Kannst du ein paar Männer zum Parkplatz schicken? Die Jungs sollen jeden Wagen checken, der das Gelände verlässt. Falls sie eine Frau sehen, auf die die Beschreibung der Vermissten zutrifft, sollen sie sie hinhalten, bis ich komme.«
Gloria Fenwick zog ein Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. »Jetzt sagen Sie bloß nicht, Sie wollen jeden einzelnen Wagen kontrollieren.«
»Nein«, gab er zurück, obwohl er wünschte, er hätte genug Leute, um genau das zu tun. Und die Befugnis, jeden einzelnen Kofferraum öffnen zu lassen. Auch wenn er das dumpfe Gefühl hatte, dass es ohnehin zu spät war, irgendwelche Autos zu überprüfen. Wenn tatsächlich jemand Jan Harwood verschleppt hatte, war es höchstwahrscheinlich bereits vor Stunden passiert. Aber man wusste ja nie.
»Das ist eine absolute Katastrophe«, sagte Gloria Fenwick. »Diese Art von Publicity ist das Letzte, was wir brauchen. Was, wenn diese Frau ein Fall für die Klapse ist? Oder sie und ihr Mann sich abgesprochen haben, um eine Entschädigung einzuklagen?«
»Sie haben doch bestimmt nichts dagegen, wenn ich Mr Harwood in Ihre Sorgen einweihe«, entgegnete Duckworth. »Als Reporter beim Standard schreibt er bestimmt gern bei Gelegenheit über Ihr Mitgefühl.«
Sie wurde blass. »Er arbeitet für die Zeitung?«
Duckworth nickte.
Sie schob sich an ihm vorbei und ging vor Ethan in die Hocke. »Na, mein Kleiner? Magst du vielleicht noch ein Eis?«
Duckworths Handy klingelte erneut. »Ja?«
»Gunner hier, Detective. Ich bin unten im Sicherheitsbereich. Wir haben das Video sichergestellt, das diesen Mann und seinen Sohn beim Betreten des Parks zeigt. Ich bringe es gleich vorbei.«
»Ich hab’s schon gesehen.«
»Die verschwundene Ehefrau ist nicht mit drauf, oder?«
»Richtig. Laut Mr Harwood musste seine Frau noch mal zum Auto und hat ihn gebeten, mit seinem Sohn vorzugehen.«
»Aber in diesem Fall wäre sie doch ein paar Minuten später aufgetaucht,
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