Kein Entkommen
auf dem Boden und sah sich Family Guy an.
»Du weißt doch, dass du das nicht gucken sollst.« Ich griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. »Wie oft muss ich das noch sagen?«
Er schob die Unterlippe vor. »’tschuldigung«, murmelte er.
Nun hatte ich ihn schon zum zweiten Mal an diesem Tag angeherrscht. Ich nahm ihn in die Arme und drückte ihn fest an mich. »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht anschreien.« Ich sah ihn an und brachte ein halbes Lächeln zustande. »Alles wieder in Ordnung?«
Er schniefte und nickte. »Wann kommt Mommy nach Hause?«, fragte er. Er dachte wohl, dass sie netter zu ihm sein würde.
»Ich habe gerade ein paar Bilder von Mommy an die Polizei geschickt. So können sie besser nach ihr suchen, um ihr zu sagen, dass wir auf sie warten.«
»Warum suchen sie denn nach Mommy? Hat sie etwas gestohlen?« Ein sorgenvoller Schatten huschte über sein Gesicht.
»Nein, nichts dergleichen. Mommy hat nichts Böses getan. Die Polizei sucht sie, um ihr zu helfen.«
»Wobei?«
»Sie helfen ihr, wieder nach Hause zu finden.«
»Sie hätte besser das Auto genommen«, sagte Ethan.
»Was?«
»Na, wegen dem Fernseher mit der Karte.«
Der Navigationsbildschirm.
»Hmm«, sagte ich. »Am besten, wir fahren erst mal zu Oma und Opa, dann sehen wir weiter.«
»Ich mag lieber hierbleiben und auf Mom warten.«
»Gegenvorschlag«, erwiderte ich. »Wir schreiben ihr einen Zettel, damit sie weiß, wo wir sind. Hilfst du mir?«
Ethan rannte in sein Zimmer und kam kurz darauf mit ein paar Blatt Papier und Buntstiften zurück.
»Darf ich schreiben?«, fragte er.
»Na klar.«
Ich setzte ihn in seinen Kinderstuhl am Küchentisch. Er beugte sich über das Papier und verfolgte den Pfad seines Buntstifts. Er kannte schon einige Buchstaben, auch wenn er noch nicht zur Schule ging.
Er krakelte ein paar zusammenhanglose Großbuchstaben, einige davon verkehrt herum.
»Prima«, sagte ich. »Und jetzt lass uns gehen.« Als er nicht hinsah, schrieb ich Jan, wir sind bei meinen Eltern. Ruf bitte sofort an darunter .
Ich wartete, bis er eine neue Kollektion von Actionfiguren und Autos zusammengeklaubt hatte, und verkniff mir, ihn zu drängen, da ich nicht schon wieder einen genervten Tonfall anschlagen wollte.
Wir fuhren selten unangemeldet zu meinen Eltern. Für gewöhnlich gab ich ihnen vorher telefonisch Bescheid. Doch verständlicherweise wollte ich ihnen nicht am Telefon erzählen, was geschehen war.
Im Auto wandte ich mich kurz zu Ethan um. »Ich habe etwas mit Oma und Opa zu bereden. Du kannst ja solange etwas Fernsehen schauen.«
»Aber nicht Family Guy «, sagte er.
»Nein, den nicht«, sagte ich.
***
Meine Mutter sah zufällig gerade aus dem Küchenfenster, als ich in die Einfahrt einbog, und Dad stand bereits an der Tür, als Ethan die Stufen zur Veranda hinauflief. Er schlüpfte an meinem Vater vorbei und flitzte ins Haus.
Hinter meinem Dad tauchte meine Mutter auf. Dad warf stirnrunzelnd einen Blick zum Wagen.
»Wo ist Jan?«, fragte er.
Ich fiel ihm in die Arme und begann zu weinen.
10
Dr. Andrew Samuels verabscheute die Vorstellung, ein Klischee zu sein, wurde aber das Gefühl nicht los, dass er tatsächlich eines darstellte.
Er war Arzt, und er spielte Golf. Cops aßen Donuts, Bauarbeiter tranken Bier zum Frühstück, und Ärzte spielten Golf.
Er hasste Golf.
Er hasste alles, was mit Golf zu tun hatte. Er hasste das Herumlaufen; hasste es, Sonnencreme aufzutragen, wenn die Sonne vom Himmel brannte. Er hasste es, am nächsten Green herumzustehen und ewig warten zu müssen, weil die anderen Idioten blöd herumflachsten, während er längst den nächsten Ball schlagen wollte. Er hasste die affigen Klamotten, die man anziehen sollte. Am meisten aber hasste er das gesamte Konzept, die Idee, Riesenflächen von Land zu verschwenden, nur damit Männer und Frauen kleine Bälle durch die Botanik feuern und in winzigen Löchern versenken konnten. Was für ein geisteskranker Schwachsinn.
Doch trotz seiner Abneigung gegen das Spiel besaß Dr. Samuels ein teures Set von Schlägern und die dazugehörigen Schuhe; ja, er war sogar Mitglied des Promise Falls Golf & Country Clubs, da es von Ärzten, Anwälten und erfolgreichen Geschäftsleuten mehr oder minder erwartet wurde, dass sie einem derartigen Verein angehörten. Wenn man nicht mitspielte, nahmen die anderen an, dass man unausweichlich auf dem absteigenden Ast war.
Also stand er hier am fünfzehnten Loch, zusammen mit
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