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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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bloß nicht, was ich sagen soll. Ich bringe Ethan jetzt erst mal nach Hause und kümmere mich um das Foto.«
    »Danke«, sagte er und trat beiseite, um uns zur Tür zu lassen.
    ***
    Der Anblick, der sich uns beim Verlassen des Parks bot, hatte etwas beinahe Surreales.
    Sobald ich Ethan in seinen Buggy verfrachtet hatte, verließen wir das Gebäude und befanden uns wieder im Park, unweit des Eingangs. Überall um uns herum lachten Erwachsene, quiekten Kinder vor Vergnügen. Ballons hüpften in der Luft auf und ab oder segelten gen Himmel. Aus Imbissbuden und Souvenirläden dröhnte laute Musik. Von den Achterbahnen drang wildes Kreischen herüber.
    Spaß und Ausgelassenheit, so weit das Auge reichte.
    Ich schob den Buggy durch die Menschenmenge. Unterwegs erspähte ich zwei uniformierte Cops, die aber eher gemütlich herumschlenderten und sich unterhielten, statt nach einer Vermissten Ausschau zu halten. Aber wahrscheinlich hatten sie längst alles abgesucht.
    Ethan wandte sich zu mir um. »Ist Mommy zu Hause?« Das hatte er schon mindestens fünf Mal gefragt.
    Ich schwieg, weil ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte. Meine Hoffnungen schwanden mit jeder Sekunde. Mehr und mehr verfestigte sich das dumpfe Gefühl, dass Jan etwas Schlimmes zugestoßen war. Dass sie sich selbst etwas Schlimmes angetan hatte.
    Ein kalter Schauder jagte über meinen Rücken.
    Als wir am Auto waren, setzte ich Ethan in seinen Kindersitz, schnallte ihn an und reichte ihm ein paar Spielzeuge.
    »Ich hab Hunger«, sagte er. »Kann ich ein Sandwich haben?«
    »Tja, also …«
    »Mom hat doch Sandwiches eingepackt. Sie sind in dem Rucksack.«
    Nur war kein Rucksack mehr da.
    »Ich hole uns was, wenn wir nach Hause kommen«, versprach ich. »Dauert nicht mehr lange, okay?«
    »Wo ist Batman?«
    »Was?«
    Ethan ging seine Spielzeugfiguren durch. Spider-Man, Robin, der Joker, Wolverine – allesamt Actionhelden aus den Comic-Welten von Marvel und DC . »Batman!«
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Er muss hier irgendwo sein.«
    »Er ist weg!«
    Ich warf einen Blick in den Fußraum und tastete unter den Sitzen.
    Ethan warf einen Blick zur Tür. »Vielleicht ist er rausgefallen.« Er sah mich an, als wäre ich schuld an seiner Misere.
    Ich tastete gerade unter dem Fahrersitz, als er zu heulen begann.
    »Schluss jetzt!«, schnauzte ich. »Glaubst du, wir haben noch nicht genug Probleme?«
    Im selben Augenblick ertastete ich etwas. Ein winziges Bein. Ich zog Batman unter dem Fahrersitz hervor und reichte ihn Ethan, der den dunklen Ritter huldvoll entgegennahm und ihn einen Moment betrachtete, ehe er ihn achtlos neben sich warf.
    Vor dem Parkplatzausgang staute sich eine endlose Schlange. Jeder einzelne Wagen wurde angehalten, und die Cops spähten ins Innere wie an der mexikanischen Grenze. Es dauerte zwanzig Minuten, bis wir an der Reihe waren.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte der Polizist, der an mein geöffnetes Fenster trat. »Wenn wir kurz einen Blick in Ihren Wagen werfen dürften …«
    Weitere Erklärungen gab er nicht ab.
    »Ich weiß Bescheid«, sagte ich.
    »Wie?«
    »Meine Frau ist Jan Harwood. Die Vermisste, nach der Sie suchen. Ich muss dringend nach Hause, um Detective Duckworth ein Foto von ihr zu schicken.«
    Er nickte und winkte uns durch.
    »Die Frau von der Polizei hat mir einen Witz erzählt«, sagte Ethan vom Rücksitz.
    »Was denn für einen?«
    »Sie meinte, er gefällt dir bestimmt, weil du Reporter bist.«
    »Dann leg mal los.«
    »Warum tragen Bauarbeiter auch beim Zeitungslesen Sturzhelme?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich.
    »Weil sie Angst vor den Schlagzeilen haben«, sagte Ethan und gackerte. Er schwieg eine Sekunde. »Kapiere ich nicht«, sagte er dann. »Macht Mom was zu essen?«
    ***
    »Mom!«, rief Ethan laut, als wir unser Haus betraten.
    Am liebsten hätte ich zusammen mit ihm nach Jan gerufen, beschloss aber, erst einmal abzuwarten.
    »Mom!«, rief er erneut.
    »Ich glaube, Mom ist nicht da«, sagte ich. »Geh ins Wohnzimmer und mach den Fernseher an. Ich sehe mich mal kurz um.«
    Gehorsam marschierte er ins Wohnzimmer, während ich den Rest des Hauses in Augenschein nahm. Ich lief nach oben in unser Schlafzimmer, warf einen Blick ins Bad und sah in Ethans Zimmer nach. Dann ging ich wieder nach unten und die Kellertreppe hinunter, doch auch dort war keine Spur von Jan zu finden. Blieb nur noch die Garage.
    Ich betrat die Küche und ging zur an die Garage angrenzenden Tür, zögerte aber einen Moment, eine

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