Kein Entkommen
Ihre Mithilfe bei der Aufklärung, das übliche Blabla – okay?«
»Alles klar.«
Duckworth bedankte sich bei ihr und klappte sein Handy zu. Allmählich fragte er sich, ob Jan Harwood je auch nur in die Nähe des Vergnügungsparks gekommen war. Er fragte sich, was ihr Ehemann mit ihr angestellt haben mochte.
Er hatte keine Ahnung, was Leanne Kowalski mit der Sache zu tun hatte. Und trotzdem. Zwei Arbeitskolleginnen, die zur selben Zeit spurlos verschwanden – da ging irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu. Er beschloss, sich zunächst auf Jan Harwood zu konzentrieren. Vielleicht gelang es ihm ja so, auch Leanne Kowalski zu finden.
16
Ich befand mich eine halbe Stunde von Rochester entfernt, als mein Handy klingelte.
Mom war dran. »Ich hab’s in den Nachrichten gesehen«, sagte sie atemlos.
»Was?«, fragte ich.
»Sie haben Jans Foto gezeigt und die Bürger um Mithilfe bei der Suche gebeten. Das ist doch gut, oder?«
»Ja.« Ich überlegte. »Obwohl der Detective meinte, dass er erst morgen entscheiden will. Wieso ist er schon jetzt an die Öffentlichkeit gegangen? Was haben sie noch gesagt?«
»Nicht viel«, erwiderte meine Mutter. »Sie haben eine Personenbeschreibung von ihr durchgegeben – Name, Alter, Größe …«
»Augenfarbe!«, rief mein Vater aus dem Hintergrund.
»Genau. Und was sie anhatte, als sie verschwunden ist.« Sie hielt einen Moment inne. »Ich verstehe bloß nicht, warum sie den Mann nicht erwähnt haben, der Ethan entführen wollte. Das ist doch wichtig, oder etwa nicht?«
»Und ich verstehe nicht, wieso Detective Duckworth mir nicht Bescheid gegeben hat«, sagte ich. »Warum hat er mich nicht informiert?«
Ich fragte mich, wie lange es dauern würde, bis jemand vom Standard anrief, um nachzuhaken, ob es tatsächlich stimmte, dass die Frau eines Kollegen spurlos verschwunden war. Selbst wenn es die Nachricht nicht mehr in die morgige Ausgabe schaffte, würde sie garantiert auf der Website erscheinen.
Aber ich hatte keine Zeit, mir jetzt auch noch darüber den Kopf zu zerbrechen.
»Bist du schon da?«, fragte Mom.
»Sag ihm, er soll den Kaffee nicht vergessen!«, rief Dad.
»Fast«, erwiderte ich. »Eigentlich wollte ich mir ein Hotelzimmer nehmen und erst morgen bei Jans Eltern vorbeisehen, aber das werde ich wohl noch heute machen. Ich würde sowieso kein Auge zubekommen. Ich muss irgendwas tun, sonst werde ich noch verrückt.«
Am anderen Ende herrschte plötzlich Schweigen.
»Mom?«
»Oh, tut mir leid. Ich habe bloß genickt.« Sie gab ein erschöpftes Lachen von sich. »Ich habe einen Moment lang gedacht, du könntest mich sehen.«
»Wie geht’s Ethan?«
»Er schläft auf der Couch. Wir wollten ihn nicht wecken. Dein Vater und ich gehen jetzt auch ins Bett. Aber ruf sofort an, wenn du etwas herauskriegst, okay?«
»Ja, Mom. Gute Nacht.«
Bevor ich das Handy in meine Jacke zurücksteckte, überlegte ich, ob ich Detective Duckworth anrufen sollte; schließlich war er mir eine Erklärung schuldig. Aber ich war fast da und musste mich auf meine bevorstehende Begegnung mit Jans Eltern konzentrieren.
Ich konnte mir Schöneres vorstellen, nicht zuletzt nach allem, was Jan mir über sie erzählt hatte. Aber ich war nicht hergekommen, um ihre Erziehungsmethoden zu kritisieren oder ihnen Vorwürfe zu machen.
Ich wollte lediglich wissen, ob Jan sich bei ihnen gemeldet hatte. So einfach war das. War sie aufgetaucht? Hatte sie angerufen? Hatten sie irgendeine Idee, wo Jan stecken könnte?
Kurz nach Mitternacht fuhr ich vom Highway ab und auf der Landstraße weiter in nördlicher Richtung. Bald darauf war ich in Pittsford und im Nu in der Lincoln Avenue.
Nur die Straßenlaternen warfen ihren matten Schein über die Straße. Obwohl Samstagabend war, brannte in keinem einzigen Haus Licht. Möglich, dass hier ausschließlich ältere Menschen wohnten, die früh zu Bett gingen.
Langsam fuhr ich die Straße entlang, ehe ich vor dem Haus der Richlers anhielt. Der Oldsmobile stand in der Einfahrt. Das Haus war dunkel. Nur über der Eingangstür brannte eine trübe Funzel.
Ich stellte den Motor ab und lauschte einen Moment lang dem leisen Ticken, während er abkühlte.
Ich fragte mich, ob sich Jan im Haus befand.
Möglich, dass sie tatsächlich ihre Eltern aufgesucht hatte, doch bei der Vorgeschichte war es nur schwer vorstellbar, dass sie die Nacht unter diesem Dach verbrachte.
»Also los«, sagte ich leise.
Ich stieg aus und schloss die Wagentür so behutsam wie
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