Kein Entkommen

gegenseitig mit Torte fütterten.
    ***
    Als er sich hinters Steuer seines Wagens gesetzt hatte, kramte Duckworth sein Handy hervor und wartete, bis sich jemand am anderen Ende meldete.
    »Gunner?«
    »Ja. Hallo, Detective.«
    »Bist du noch draußen im Five Mountains?«
    »Schon den ganzen Tag. Aber wir machen jetzt Feierabend.«
    »Wie ist es gelaufen?«
    »Hmm. Zuallererst haben wir versucht, der dritten Eintrittskarte auf die Spur zu kommen. Der Ehemann hat doch ausgesagt, seine Frau hätte drei Tickets online gekauft.«
    »Und?«
    »Wir dachten, es handele sich vielleicht um einen Systemfehler, aber das können wir mit ziemlicher Sicherheit ausschließen. Wenn sie den Park betreten hat, dann jedenfalls nicht mit einem online gekauften Ticket.«
    »Okay«, sagte Duckworth.
    »Dann haben wir uns die Videoaufnahmen angesehen und die Vermisste anhand der Fotos gesucht, die der Ehemann zur Verfügung gestellt hat. Alles innerhalb des angegebenen Zeitrahmens, versteht sich.«
    »Klar.«
    »Die Auswertung war schwierig. Auf den Bildern sind Hunderte von Besuchern zu sehen. Manche tragen Hüte oder Kappen, so dass ihre Gesichter nicht zu erkennen sind – gut möglich also, dass wir sie übersehen haben.«
    »Also Fehlanzeige.«
    »Ja. Wir konnten sie nicht ausfindig machen.«
    »Okay, danke erst mal. Und jetzt macht Schluss für heute.«
    »Nichts lieber als das.«
    »Ist Campion noch da?«
    »Klar. Ich sehe sie von hier.«
    »Gibst du sie mir mal?«
    Duckworth hörte, wie Gunner die Hand über die Sprechmuschel hielt und nach Didi Campion rief. Zwanzig Sekunden später war sie am Apparat.
    »Campion.«
    »Didi, hier spricht Barry. War ein langer Tag, was?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Du hast doch heute Morgen mit dem Jungen gesprochen. Dem kleinen Harwood.«
    »Worum geht’s denn?«
    »Hat er irgendwas davon gesagt, dass seine Mutter mit ihnen im Park war?«
    »Was meinst du?«
    »Hat er bestätigt, dass seine Mutter dabei war?«
    »Er hat gefragt, wo sie ist. Also, ich hatte definitiv den Eindruck, dass seine Mutter sie begleitet hat.«
    »Hmm … aber wäre es vielleicht möglich, dass ihm das jemand bloß eingeredet hat? Dass sie das Five Mountains in Wahrheit nie betreten hat?«
    »Du meinst, sein Vater hat ihn manipuliert? Ihm erzählt, seine Mom wartet irgendwo auf sie?«
    »Genau«, erwiderte Duckworth.
    »Ich weiß nicht«, sagte Didi Campion.
    »Der Junge ist gerade mal vier. Erzähle einem Vierjährigen oft genug, dass er unsichtbar ist, und er fängt an, dir zu glauben. Vielleicht hat ihm sein Vater bloß weisgemacht, seine Mutter würde in ein paar Minuten zu ihnen stoßen.«
    »Na schön, der Kleine war müde«, sagte Didi. »Aber ich glaube nicht, dass er sich für dumm verkaufen lassen würde.«
    »Denk mal nach. Dieser Harwood behauptet, sie hätten zusammen einen Tag im Five Mountains verbringen wollen, aber de facto existieren nur zwei Eintrittskarten für den Park. Er behauptet, seine Frau hätte wegen ihrer Depressionen ihren Hausarzt aufgesucht, aufgekreuzt ist sie dort aber nie.«
    »Was?«
    »Alles Lüge. Ich habe heute mit Dr. Samuels gesprochen. Jan Harwood war nicht bei ihm. Und ihr Chef hat ausgesagt, er hätte keinerlei Anzeichen einer Depression feststellen können. Sie hätte eher so gewirkt, als würde sie auf etwas warten. Irgendwie gespannt.«
    »Seltsam.«
    »Ihr Arzt sagt, sie hätte ihn nicht aufgesucht. Ihr Boss meint, mit ihr wäre alles in bester Ordnung gewesen. Nur der Ehemann versucht mir einzureden, sie hätte Selbstmordabsichten gehegt.«
    »Du meinst, da stimmt etwas nicht.«
    »Jan Harwoods Boss – Bertram heißt er – hat ausgesagt, sie hätte ihren Mann am Freitag irgendwo hinbegleiten wollen. Bertram hat nachgefragt, aber sie wollte nichts Genaueres sagen.«
    »Und wie wollen wir jetzt weiter vorgehen?«
    »Bist du noch im Dienst?«
    Campion seufzte. »Eigentlich ist es schon eine Doppelschicht. Soll ich eine dreifache draus machen? Allmählich gewöhne ich mich dran, kein Privatleben mehr zu haben.«
    »Mit Presseerklärungen kennst du dich doch aus, oder?«
    »Jedenfalls wäre es nicht meine erste.«
    »Wir müssen Nägel mit Köpfen machen. Mal ein bisschen auf den Busch klopfen, verstehst du? Mit ein bisschen Glück schaffen wir es noch in die Elf-Uhr-Nachrichten. Mach es kurz und knapp. Eine junge Frau, die seit heute Morgen vermisst wird und zuletzt in der Nähe des Five-Mountains-Parks gesehen wurde. Foto nicht vergessen, klar. Die Polizei bittet um