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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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beantworte.«
    »Ich habe mit Ted geredet.«
    »Ach ja? Und anschließend machen Sie einen kleinen Spaziergang am Highway? Wozu? Hier oben gibt’s doch so gut wie nichts zu sehen.«
    Einen Moment lang überlegte ich, ob ich ihm von meinem Zusammentreffen mit Sebastian erzählen sollte. Aber der Gefängnisboss hatte mich so eingeschüchtert, dass ich lieber den Mund hielt. Abgesehen davon würde Duckworth wahrscheinlich sowieso kein Wort glauben.
    »Ich habe bloß nachgedacht.«
    »Über das, was Ted Ihnen erzählt hat?«
    »Sie haben also schon mit ihm gesprochen.«
    »Nur ganz kurz«, gab Duckworth zurück. »Wollten Sie einen Zeugen beeinflussen?«
    »Ich wollte einfach mit eigenen Ohren hören, was er ausgesagt hat. Für mich klang das alles ziemlich absurd.«
    »Und? Hat es Ihnen etwas gebracht?«
    »Ja.«
    »Glauben Sie immer noch, dass er lügt?«
    »Er sagt, sein Gespräch mit Jan wäre von der Sicherheitskamera aufgenommen worden.«
    »Das stimmt«, sagte Duckworth. »Der Ton ist ziemlich schlecht, aber das kriegen unsere Techniker locker hin. Aber man kann auch so genug verstehen. Fest steht, dass der Mann die Wahrheit erzählt hat.«
    »Ich kapier’s einfach nicht«, sagte ich.
    »Ich schon«, meinte Duckworth.
    »Weil Sie glauben, ich wüsste, was mit meiner Frau passiert ist. Aber ich weiß es nicht.«
    »Mit wem sind Sie vorhin weggefahren?«
    Aha. Darüber wusste er also auch Bescheid. Anscheinend hatte Ted ihm von meinem kleinen Zusammenstoß mit Welland erzählt.
    »Mit Elmont Sebastian«, sagte ich. »Und seinem Chauffeur.«
    »Dem Gefängnisboss?«
    »Ja.«
    »Was macht der denn hier oben?«
    »Er wollte mit mir sprechen. Ich habe ihn schon seit längerem um eine persönliche Stellungnahme gebeten.«
    »Und er fährt extra hierher, um sich mit Ihnen zu treffen?«
    »Hören Sie«, gab ich zurück. »Ich muss dringend zurück nach Promise Falls. Bei meinen Eltern ist die Hölle los.«
    »Habe ich gehört«, sagte Duckworth. »Aber ich habe Ihnen die Presse nicht auf den Hals gehetzt, falls Sie das glauben sollten. Das war Ihr alter Freund Reeves, wenn Sie mich fragen. Und als die ersten Reporter bei uns anriefen, blieb uns nichts anderes übrig, als ihre Fragen zu beantworten. Mein Stil ist es jedenfalls nicht, den Medien jemanden zum Fraß vorzuwerfen.«
    »Danke«, sagte ich. »Sie sind mir also hierher gefolgt.«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Duckworth.
    »Was machen Sie dann hier?«
    »Ich war unterwegs und dachte mir, ich rede noch mal kurz mit Ted. Einer meiner Kollegen hat das Überwachungsvideo heute Morgen abgeholt, aber ich wollte noch ein paar Kleinigkeiten klären. Jedenfalls erwähnte Ted, Sie wären gerade vor ein paar Minuten da gewesen, und dass Ihr Wagen noch draußen stünde.«
    »Und Sie haben beschlossen, auf mich zu warten.«
    Duckworth nickte bedächtig.
    »Und wohin waren Sie unterwegs?«, fragte ich.
    Duckworths Handy klingelte. Er kramte es heraus, lauschte einen Moment und sagte: »Okay … Ist der Gerichtsmediziner schon da? … Nein, ich bin nicht mehr weit entfernt … Bis gleich.«
    Er beendete das Gespräch und steckte das Handy wieder ein.
    »Was ist passiert?«, fragte ich. »Wozu brauchen Sie einen Gerichtsmediziner?«
    »Das wissen wir noch nicht. Aber es scheint, als hätten wir ein Grab entdeckt, Mr Harwood.«
    »Ein Grab?«
    »Ganz in der Nähe, ein Stück abseits der Straße. Jedenfalls sieht es ganz danach aus, als sei dort eine Leiche verscharrt worden.«
    »Was?« Unwillkürlich streckte ich die Hand aus, um mich am Wagen festzuhalten. In meinen Schläfen pochte es, und mir schnürte sich die Kehle zu. »Ist … Ist es Jan?«
    »Das wissen wir noch nicht«, sagte Duckworth.
    Ich schloss die Augen.
    O nein. Das darf nicht sein.
    »Nehmen wir doch meinen Wagen«, sagte Duckworth.
    ***
    Wir folgten der Straße in nördlicher Richtung, doch bereits nach einer knappen Meile setzte Duckworth den Blinker und bog auf eine Schotterstraße ab, die sich erst abwärts, dann aufwärts durch den Wald schlängelte. In Duckworths Wagen roch es durchdringend nach Pommes frites. Mein Magen rebellierte.
    Hinter einer weiteren Biegung blockierten mehrere Streifenwagen die Straße.
    Duckworth ging vom Gas, ließ den Wagen ausrollen und hielt an. »Den Rest gehen wir zu Fuß.«
    »Wer hat das Grab entdeckt?«, fragte ich. Meine Hände zitterten so sehr, dass ich mit der Rechten den Türgriff umklammerte und die Linke unter meinen Oberschenkel schob, in der Hoffnung, dass

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