Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
Vom Netzwerk:
sagte sie nach einem langen Schweigen: »Du hast soeben gegen Bundesgesetze verstoßen, indem du mir das alles erzählt hast!«
    Er lächelte und küsste sie.
    »Ich hab dir gesagt, dass du mir viel bedeutest.«
    Sie unterdrückte nur mit Mühe ein nervöses Lachen.
    »Ich weiß nicht, wo du das größere Risiko eingehst. Mit dem FBI oder mit meiner Mutter, wenn sie erfährt, dass ich mich binnen weniger Wochen von einem Unbekannten habe verführen lassen. Ob er nun Professor ist oder nicht!«
    Sie lächelten sich an. Nun wollte Mary ihm etwas gestehen. Mit sechzehn Jahren hatte sie sich in einen Drogendealer von Concord verknallt, der dreizehn Jahre älter als sie war; eine Revolte gegen ihre Mutter. Ein paar Tage auf dem Revier hatten genügt, um sie wieder auf den rechten Weg zu bringen und Agatha Emerson vor Wut durchdrehen zu lassen. Punkt.
    Ihre Akte beim FBI war aus gutem Grund nur dünn …
    »Und jetzt?«, fragte sie.
    Auch in diesem Punkt erläuterte ihr Frank genau, was er vorhatte.

13
    Er stand um 6 Uhr 30 auf und verließ geräuschlos das Zimmer. An der Rezeption hatte ein junger Mann den verzweifelten Alten vom Vortag abgelöst. Es war ein achtzehn bis zwanzig Jahre alter Hispano mit einem Kruzifix-Piercing in einem Nasenflügel und Rastazöpfen mit eingeflochtenen bunten Perlen. Aus einem kleinen Radio ertönte Ronnie James Dio. Trotzdem hielt der Junge eine Ausgabe der Geschichte zweier Städte von Charles Dickens in Händen, wodurch sich Frank ihm plötzlich auf seltsame Weise sehr nahe fühlte. Er hob die Augen von seinem Buch.
    »Ja?«
    »Haben Sie ein Branchentelefonbuch?«
    »Neben dem Münzfernsprecher da hinten.«
    Er machte eine Kopfbewegung und seine Zöpfe klimperten leise.
    »Danke.«
    Der junge Mann wandte sich wieder seinem Dickens zu. Frank ging bis ans Ende der Eingangshalle, nahm das Telefonverzeichnis, schlug gut zehn Minuten darin nach und machte sich dabei Notizen.
    Anschließend verließ er das Montego Hotel. Der Tag brach an. Er entdeckte, dass das Viertel fest in jamaikanischer Hand war. Man konnte keinen Schritt tun, ohne einem Abziehbild von Bob Marley zu begegnen oder der Fahne mit dem gelben Kreuz auf grünschwarzem Hintergrund. Doch wie so oft beschränkte sich die Gemeinde in Wirklichkeit auf zwei Straßenzüge. Schnell war er wieder zurück in New Hampshire.
    Da er seit dem Vorabend nichts gegessen hatte, hielt er an einem Snack an, um zu frühstücken. Dort wartete er, bis es acht Uhr wurde, trank dabei einen Kaffe nach dem anderen und aß ein klebriges Muffin, das ihm in den Fingern zerbröselte.
    Dann hielt er ein Taxi an. Er stattete einem halben Dutzend Waffenhändlern einen Besuch ab. Überall wanderte er an Regalen entlang, die nichts als Jagdwaffen enthielten. Jagdgewehre, Büchsen mit einem Lauf, Hinterlader mit nebeneinander oder übereinander liegendem Lauf, Munition für Großwild … und der ganze Kram, der dazugehörte.
    Jedenfalls verkaufte kein Einziger davon eine Handfeuerwaffe.
    Erst der sechste Verkäufer sprach ihn an, als er ihn enttäuscht seinen Laden verlassen sah.
    »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
    Franklin drehte sich um. Der Mann war wie aus dem Ei gepellt, eine großväterliche Gestalt mit weißer Haarpracht und lachenden Augen.
    »Eine Feuerwaffe …«
    »Eine Faustfeuerwaffe, nicht wahr?«
    Frank bejahte schüchtern. Der Alte schenkte ihm ein Lächeln und erklärte ihm sodann wohlwollend die Situation.
    »Der Verkauf von Pistolen und Revolvern ist heute mit zu vielen Problemen verbunden. Wegen der polizeilichen Ermittlungen. Sobald ein Mord passiert, hat man die Polizei am Hals, die antanzt, um zu überprüfen, ob man nicht zufällig die Waffe geliefert hat. Und dann gibt es diese Verkaufslisten mit Seriennummern und Fotokopie des Personalausweises, die man jede Woche an die Behörden weiterleiten muss. Was glauben Sie, was los ist, wenn die Angaben nicht korrekt sind, wenn der Käufer uns hereingelegt hat! Kurzum, am Ende wird man beinahe selbst für alles verantwortlich gemacht. Es geht einfach nicht mehr. Deshalb haben wir uns auf Jagdwaffen verlegt. Und außerdem ist es mit dem Waffenmarkt so wie mit dem Markt für Drucker. Die Hersteller verdienen ihr Geld nicht mit den Geräten, sondern mit den Tintenpatronen. Bei uns ist es das Gleiche. Wir verdienen nicht an den Waffen, sondern eher …«
    Er drehte sich um und zeigte mit dem Finger auf seine riesige Wand voller Munition.
    »Bis zum Beweis des Gegenteils wird bei Ermittlungen

Weitere Kostenlose Bücher