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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
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hätten?«
    »Wenn dem so wäre, würdet ihr jetzt schon mit Kabelbindernan den Händen im Verhörzimmer hocken«, spielte Tabori das Spiel mit.
    »Mit anderen Worten«, sagte Carlos, »wir sind nicht hier, du bist nicht hier, und ich sehe auch niemanden, der anderer Meinung wäre. Also, was willst du wissen?«
    »Am besten alles, was ihr wisst. Meine Kontakte sind nicht mehr die besten.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, meinte Ulrike trocken. »Aber was hier los ist, hast du ja offensichtlich mitgekriegt …«
    »Zumindest habe ich mir heute Morgen in der Pathologie einen ehemaligen Oberkommissar angucken dürfen. Oder vielmehr das, was von ihm noch übrig war.«
    »Und die große Frage ist, ob die Szene damit was zu tun hat!«, warf Carlos ein.
    »Was? Das verstehe ich nicht. Wieso …«
    »Wir verstehen es auch nicht. Aber der Sache muss natürlich nachgegangen werden! Stell dir mal vor, wo wir hinkämen, wenn die linken Kapuzen plötzlich nicht mehr nur mit Steinen auf die Bullen schmeißen würden, sondern …«
    »Aber das ist doch völliger Quatsch!«, unterbrach ihn Tabori. »Da fehlt doch jeder Zusammenhang.«
    »Wem sagst du das?«, kam es von Ulrike. »Aber wir müssen erstmal abwarten, bis die Spurensicherung ein vorläufiges Ergebnis hat. Sie sind immer noch da unten in dem Heizungskeller …« Sie zeigte zu den beiden weißen Lieferwagen hinüber, die vor einem der Maschinenhäuser parkten.
    »Bisher haben sie leider keine Spuren gefunden, die irgendwelche Rückschlüsse auf linke Stadtguerillas erlauben«, sagte Carlos mit deutlich ironischem Unterton. »Keine Kippen von Joints, kein schwarzer Schal, den vielleicht einer verloren hat,keine Sonnenbrille, nichts. Noch nicht mal ein Flugblatt mit einer ordentlich linken Parole.«
    »Bisher haben sie gar nichts gefunden«, präzisierte Ulrike. »Das macht sie ja so fertig. Was meinst du, was da drüben los ist? Die einzigen Spuren, die es gibt, stammen von dem gefolterten Oberkommissar. Da war irgendjemand zugange, der genau wusste, was er tat. Und der das verdammt gut geplant hatte.«
    »Einer von uns, zum Beispiel«, sprach Carlos aus, was Tabori im gleichen Moment durch den Kopf schoß. »Aber das vergiss mal ganz schnell wieder, ich habe nichts gesagt.«
    Tabori hörte die Tür des Ducatos zufallen.
    Lisa kam mit einem fragenden Blick zu ihnen herüber. Tabori stellte sie den beiden Ex-Kollegen vor, dabei benutzte er die Formulierung »eine alte Freundin von mir« und fand selber, dass das zu indifferent klang, sein dann noch hastig hinzugefügtes »wir wohnen zusammen«, machte es nicht unbedingt besser.
    »Aber wir vögeln nicht zusammen«, kam es prompt von Lisa.
    Carlos täuschte einen Hustenanfall vor, Ulrike lächelte, Tabori verdrehte die Augen.
    Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Ein Streifenwagen kam schlingernd zwischen den Hundezwingern hervorgeschossen und pflügte quer über den Rasen vor den Wohncontainern. Zwei Beamte sprangen aus dem Wagen und rannten in das Verwaltungsgebäude.
    Zwei weitere Beamte stürmten aus dem Gebäude und rasten mit einem anderen Streifenwagen da hin, wo eben erst die Kollegen hergekommen waren, während sich gleichzeitigein grauer Zivilpassat mit aufgesetztem Magnetblaulicht quer vor die Einfahrt stellte. Ein Beamter mit Tarnfleckschutzweste und schwarzer Baseballkappe kam mit der Hand am geöffneten Koppel auf den Ducato zugerannt. Als er Carlos in seinem Bulli erkannte, drehte er ab und rannte zurück zu seinem Fahrzeug. Im nächsten Moment wimmelte es auf dem Gelände nur so von Polizisten, die Beamten der Spurensicherung wirkten in ihrer weißen Schutzkleidung seltsam fehl am Platz. Die Unruhe hatte sich auch auf die Hunde in den Zwingern übertragen, die jetzt ohne Pause jaulten und bellten. Rinty und Beago gaben umgehend Antwort, dann wurde ihnen die Sache eindeutig zu wichtig, um sich mit einem Bellen zu begnügen, und sie sprangen mit gespitzten Ohren auf die Vordersitze.
    Knatternd und rauschend meldete sich jetzt das Funkgerät in Carlos’ Bulli, verzerrt hörte Tabori eine sich überschlagende Stimme: »Wir haben einen 2-3-1 hier! In der Polizeihundeschule in Bennemühlen, ein … Kollege ist beteiligt, also … verdammt, ich kenne den Code nicht dafür, ein Kollege ist entführt worden! Alle Beamten vor Ort sollen sofort ins Besprechungszimmer und …nein, falsch, alle Anwärter gehen bitte auf ihre Zimmer, nur die Ausbilder ins Besprechungszimmer und die …«
    Die Verbindung brach

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