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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
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eigenen Kopf!
    »Okay, schon klar«, nickte Tabori. »Natürlich dieser Jonschoneck oder -nick, den Lepcke mir heute Morgen präsentiert hat. Folter mit Todesfolge. Ich hätte in der Pathologie schon drauf kommen müssen. Aber wahrscheinlich war ich zu beschäftigt damit, Lepcke meine Geschichte aus Dänemark wenigstens halbwegs glaubhaft zu verkaufen …«
    »Ich glaube übrigens, er ist mir zwei- oder dreimal über den Weg gelaufen«, sagte Lisa einen Augenblick später. »Joschonick, meine ich. So viele Ausbilder haben sie da ja nicht.«
    »Und?«
    »Unangenehmer Typ. Seine Hunde haben immer nur aus Angst gearbeitet, nie aus Vertrauen.«
    Tabori nickte. Jemanden danach einzuschätzen, wie er mit seinen Hunden umging, war typisch für Lisa. Aber in diesem speziellen Fall war ihr Urteil zweifellos nicht nur begründet, sondern auch von Bedeutung.
    »Dabei fällt mir gerade ein, dass ich Joschonick wenigstens bei dem einen Mal zusammen mit einem Typen von der Drogenfahndung gesehen habe, der ihn irgendwie besser zu kennen schien als nur so von Kollege zu Kollege. Ganz nett eigentlich, Hans, glaube ich, Nachnamen weiß ich nicht mehr, aber irgendjemand von den Rauschgifthunden müsste eigentlich wissen, wo man ihn erreichen kann.«
    »Könnte einen Versuch wert sein«, stimmte Tabori ihr zu.
    Sie hatten das triste Gewerbegebiet und die Neubausiedlungen von Altwarmbüchen passiert und hingen jetzt hinter einem Trecker, der Lisas Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Als sie in einer lang gezogenen Kurve endlich die Gegenfahrbahn übersehen konnte, stemmte sie die Hand auf die Hupe und setzte zum Überholen an. Tabori machte schnell die Augen zu, um nicht den Motorradfahrer sehen zu müssen, der ihnen unerwartet mit viel zu hohem Tempo entgegenkam.
    »Du wolltest wissen, in welcher Zeitung der Artikel erschienen ist«, nahm Lisa gleich darauf ihr Gespräch wieder auf.
    »Hier steht nichts«, sagte Tabori. »Das ist keine Kopie von einer Zeitungsseite, das ist nur der Artikel.«
    »Weil er nie gedruckt wurde«, bestätigte Lisa. »Er war schon im Stehsatz und ist im letzten Moment zurückgezogen worden. Erschienen ist nur die verstümmelte Meldung, dass die Staatsanwaltschaft wegen Tierquälerei ermittelt.«
    »Und woher …«
    »Meine alten Kontakte funktionieren manchmal noch. Es gibt da einen Redakteur, der ein bisschen angepisst war, weil sie ihm wieder mal seinen Text zusammengestrichen haben. Und zumindest kam es ihm in diesem Fall merkwürdig genug vor, um den vollständigen Artikel aufzuheben. In der gleichen Ausgabe wie die Kurzmeldung war dann übrigens ein großes Interview mit dem neuen Polizeipräsidenten, dass er eine seiner vordringlichen Aufgaben darin sieht, das Image der Polizei bei der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern. Da hätte ein Bericht über sexuelle Nötigungen innerhalb des Polizeiapparates wahrscheinlich nicht besonders gut gepasst.«
    »Darum geht es nicht«, murmelte Tabori vor sich hin.
    »Was?«, fragte Lisa mit einem irritierten Seitenblick.
    »Der Artikel, der an mich geschickt wurde. Von der Anwärterin, die sich vor den Zug geworfen hat. Und da hing ein Zettel an dem Artikel, hat Lepcke gesagt: Darum geht es nicht. – Das Ganze fängt langsam an, einen Sinn zu ergeben. Wenn sie mir sagen wollte, dass es eben gar nicht um die Tierquälerei geht, wegen der ermittelt worden war, sondern …«
    »Aber warum hat sie den Brief ausgerechnet an dich geschickt? Bist du dir sicher, dass ihr euch nie kennen gelernt habt?«
    »Jetzt fang du nicht auch noch an!«
    Tabori fuhr sich mit der Hand durch die Haare, bis sie noch wirrer nach allen Seiten abstanden als üblich.
    »Ich weiß es nicht! Nein, ich meine, ich bin mir sicher, dass ich sie nicht kannte, aber ich weiß nicht, warum sie mir den Brief geschickt hat. Und aller Wahrscheinlichkeit nach ist sie mir ja sogar nachgefahren. Verdammt!«, setzte er gleich daraufhinzu, »wenn wenigstens dieser zweite Brief nicht plötzlich verschwunden gewesen wäre! Vielleicht …«
    »Es ist nicht deine Schuld, also hör auf, dir irgendwelche Vorwürfe zu machen.«
    Tabori schüttelte den Kopf. »Das hilft mir nichts. Und das muss noch nicht mal stimmen, das ist das Schlimmste daran. Nehmen wir mal an, sie hat den Kontakt zu mir gesucht, aus welchen Gründen auch immer, und auf den ersten Brief habe ich nicht reagiert. Und sie hat keine Ahnung, dass ich schon längst nicht mehr zu dem Verein gehöre. Aber dann kriegt sie raus, dass ich im Urlaub bin, und

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