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Kein Fall fuer Wilsberg

Kein Fall fuer Wilsberg

Titel: Kein Fall fuer Wilsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kehrer
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fragte ich die Bahnbullen.
    »Hauen Sie ab!« knurrte der Hundehalter. »Hasso, komm!«
    »Hältst du es für möglich, daß dein Schwiegervater mir einen Privatdetektiv auf den Hals hetzt?« fragte ich Kiki. Sie hatte gerade gebadet und trug einen Bademantel und einen Handtuchturban. Ich erzählte ihr von der Begegnung im Hauptbahnhof.
    »Zuzutrauen wäre es ihm. Ich kann ihn ja fragen. Ich muß sowieso mal wieder nach Warenfeld.«
    »Das mache ich lieber selbst. Aber zuerst werde ich mir dieses Gurkengesicht von Kollegen greifen und ausquetschen – wenn keine Zuschauer dabei sind.«
    Ich stopfte eine Pfeife und verzog mich auf die Terrasse in den Schaukelstuhl, der vor Vergnügen aufquietschte. Dann machte ich den Plan für den nächsten Tag.

XI
    »Kannst du mir Koslowski für einen Abend ausleihen?«
    »Natürlich kann ich das.« Sigis Stimme klang honigsüß. Ich ahnte, daß gleich der Haken kommen würde.
    »Ich tue dir einen Gefallen, und du tust mir einen Gefallen.«
    Ich stöhnte. »Charlotte Sonn.«
    »Richtig geraten.« Durchs Telefon perlte ein zufriedenes Lachen.
    »Na gut, ich rede mit ihr. Aber nicht heute. Vielleicht morgen.«
    »Spätestens morgen.«
    Wo hatte sie nur gelernt, so eine gute Geschäftsfrau zu sein? Bei mir sicher nicht.
    Ich hatte ein verspätetes Frühstück zu mir genommen, Kiki war irgendwo in der Stadt, um sich neue Sachen zum Anziehen zu kaufen. Die Ruhe genießend, nahm ich eine letzte Tasse Kaffee mit auf die Terrasse, wo ich mich dem Sportteil der Tageszeitung widmete. Preußen Münster hatte zum wiederholten Male den Aufstieg in die Zweite Bundesliga verpaßt, und das neue Stadion war in weite Ferne gerückt.
    Bis zum Abend hatte ich eigentlich nichts vor. Vielleicht sollte ich das Gespräch mit Charlotte Sonn gleich hinter mich bringen. Andererseits – warum der unnötige Streß? Morgen war auch noch ein Tag.
    Das Telefon klingelte, ich hinkte zurück in die Wohnung.
    »Dschordsch?«
    »Nellie, das ist aber eine Überraschung.«
    Sie gähnte. »Wie spät ist es bei dir?«
    »Zwölf Uhr mittags.«
    »Au verdammt, ich bin extra um fünf Uhr aufgestanden, weil ich dich nicht wecken wollte.«
    »Du mußt einfach sechs Stunden dazuzählen, dann bist du bei meiner Zeit.«
    »Ja.« Sie redete mit jemandem im Zimmer. Ihre Eltern hatten kein Telefon. Vermutlich hatte sie eine Freundin aus dem Bett geholt, die sich jetzt beschwerte.
    »Hast du deinen Fall gelöst?«
    »Noch nicht ganz, aber ich stehe dicht davor. In ein paar Tagen buche ich den Flug über den großen Teich.«
    »Deine Zeit läuft ab, Dschordsch Wilsbörg.«
    »Ich weiß, Nellie. Ich denke an dich.«
    Die Stimme im Hintergrund wurde lauter.
    »Ich muß jetzt aufhören.«
    »Bis bald, Nellie!«
    »Bis bald!«

XII
    Auf dem Weg zum Hauptbahnhof achtete ich auf Verfolger, insbesondere auf einen bestimmten alten Mann. Ich konnte ihn nicht entdecken. Sollte ihn mein Auftritt vom Vortag tatsächlich abgeschreckt haben?
    Ich traf Hjalmar Koslowski in einem alternativen Café in der Nähe des Bahnhofs. Statt Tischdecken und Kellnerinnen in schwarzen Kleidern und weißen Schürzen gab es naturbelassene Kiefernholzmöbel und gemischtgeschlechtliches Bedienungspersonal in hautengen Lederhosen und Ringelpullis.
    Hjalmar stocherte lustlos in einem Naturkostsalat. »Ich habe nach Cocktaildressing gefragt«, berichtete er mit gesenkter Stimme und vorgehaltener Hand, »da hat mich die Kellnerin angeguckt, als würde ich Babies frühstücken.«
    Hjalmar war ein muskelbepackter Riese und nicht ganz so zart besaitet, wie sein Vorname vermuten ließ. Genau genommen war er überhaupt nicht zart besaitet. Seiner unehrenhaften Entlassung aus dem Polizeidienst war er nur durch eine freiwillige Kündigung entgangen, und seitdem schlug er sich als Privatdetektiv durchs Leben. Seit seiner Festanstellung in Sigis Detektei hatte er offensichtlich ein paar Kilos zugelegt.
    »Das gute Leben bekommt dir wohl nicht«, sagte ich und deutete auf das wuchernde Fettgewebe oberhalb des Gürtels.
    »Eine Sehnenscheidenentzündung.« Er griff sich theatralisch an den linken Unterarm. »Ich konnte nicht in den Kraftraum.«
    Ich orderte einen Möhrenkuchen und einen Rhabarbersaft und machte Koslowski mit der Sachlage vertraut.
    »Ich soll also den Jungen verfolgen, bis ich weiß, wo er wohnt, und dann zurückkommen«, faßte er zusammen.
    Ich nickte.
    Er schüttelte den Kopf. »Hoffentlich wird es mit mir nie so weit kommen.«
    »Was meinst du?«
    »Deine

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