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Kein Fall fuer Wilsberg

Kein Fall fuer Wilsberg

Titel: Kein Fall fuer Wilsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kehrer
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soviel Wohnungen ausgestattetes neues Haus bauen konnte.
    »Er wohnt unten«, sagte Koslowski, als ich den Wagen ausrollen ließ. »Im ersten Raum auf der linken Seite ging das Licht an.«
    Wir stiegen aus und gingen zur Haustür, die sich an der Seitenfront befand. Das Klingelbrett war herausgerissen und hing an einigen bunten Drähten. Darüber klebte eine Zettelsammlung mit verwaschenen Namen. Ich drückte gegen die Tür, sie war nur angelehnt.
    Wir kamen in einen Flur, in dem sich gelbe Säcke, zum Teil aufgeplatzt und Raviolidosen und Joghurtbecher ausspuckend, stapelten. Links führte eine Treppe nach oben, rechts und geradeaus waren zwei Wohnungstüren. Kosloswki zeigte nach rechts. Ich rüttelte vorsichtig an dem Messingknopf. Verschlossen.
    Koslowski hatte schon einen großen Schraubenzieher in der Hand. Er setzte ihn in der Höhe des Türschlosses an, ruckte kurz, und die Tür gab mit einem lauten Knacken nach.
    Drinnen bewegte sich jemand. »Wer ist da?« Eine jugendliche, ängstliche Stimme, noch schlaftrunken.
    Bevor er anfing zu schreien, waren wir bei ihm. Ich sagte: »Ganz ruhig, Junge! Wir wollen dir nichts tun. Wir haben nur ein paar Fragen.«
    »Wer seid ihr? Was wollt ihr?« Er knipste eine Lampe an, die neben der Matratze stand, auf der er lag. Weit aufgerissene Augen in einem angstverzerrten Gesicht starrten mich an. »Der Typ vom Bahnhof. Seid ihr Bullen, oder was?«
    Ich überging die Frage und sah mich um. Gottseidank, er war allein. Dann hockte ich mich neben ihn und hielt ihm das Foto von Jochen Große-Hülskamp vor die Nase. »Du kennst ihn, nicht wahr?«
    Er rechnete seine Chancen aus, an Koslowski vorbeizukommen. »Wenn ihr keine Bullen seid, wer seid ihr dann?«
    »Leute, die Fragen stellen. Guck dir das Foto an!«
    »Nein.« Er wandte den Kopf ab. »Verschwindet endlich!«
    Koslowski baute sich am Fußende der Matratze auf und schob die Daumen unter den Gürtel. Er kann ziemlich brutal aussehen, wenn er das macht.
    »Wir verschwinden, wenn du uns erzählt hast, was du weißt«, zischte ich.
    »Ich kenne ihn nur vom Sehen. Fragt doch Tom!«
    »Wer ist Tom?«
    »Ein Freund von mir, arbeitet auch auf dem Bahnhof. Der Typ auf dem Foto war zwei- oder dreimal Kunde von Tom.«
    »Wo finde ich diesen Tom?«
    »Weiß ich nicht. Der wohnt mal hier, mal da, wo sich gerade ein Platz findet.«
    »Das reicht nicht. Bring uns zu ihm!«
    »Scheiße.« Der Junge wischte sich durch das schweißfeuchte Gesicht. »Das Haus ist voll von Leuten, die euch fertigmachen können.«
    »Mag sein. Aber die schlafen alle. Oder sie sind so vollgedröhnt, daß sie nichts merken.« Ich schlug die Bettdecke zurück. »Und jetzt zieh dich an! Wir fahren.«
    »Shit!« Er setzte sich auf und preßte die nackten Beine an den Körper. Er sah aus wie ein frierendes kleines Kind. »Tom wohnt oben, unter dem Dach.«
    »Du lügst«, sagte ich. »Siehst du meinen Freund? Kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn er richtig sauer wird?«
    Manchmal bin ich selbst erstaunt, wie eklig ich sein kann.

    Ich fuhr, der Junge saß auf der Rückbank neben Koslowski.
    »Wie heißt du eigentlich?« fragte ich.
    »Philipp. Und du?«
    »Ist nicht so wichtig.«
    »Wißt ihr überhaupt, was ihr hier macht? Das nennt man Freiheitsberaubung. Dafür könnt ihr in den Knast gehen.«
    »Hast du einen Zeugen?« meldete sich Koslowski. »Du bist freiwillig mitgekommen, weil wir dich höflich gebeten haben.«
    »Ihr Wichser!«
    Ein trockenes Klatschen, Philipp jaulte auf.
    »Laß das, Hjalmar!« sagte ich mit Blick in den Rückspiegel. »Sonst bekommt er noch ein schlechtes Bild von uns.«
    »Dieses Monster soll mich in Ruhe lassen«, jammerte Philipp.
    »Philipp, hör mir zu! Es ist wirklich ganz easy. Wir unterhalten uns kurz mit Tom, dann bringen wir dich wieder nach Hause, und du kriegst einen Hunderter obendrein. Ist das ein Angebot?«
    »Fi…« Er verschluckte den Rest.
    Wir fuhren stadtauswärts über die Kanalbrücke, kreuzten die Umgehungsstraße und kamen in das dünnbesiedelte Gebiet zwischen Innenstadt und Gremmendorf.
    »Jetzt nach links!« kommandierte Philipp. »Da drüben die Kleingartenanlage, da ist es.«
    Vor der Kleingartenanlage gab es einen großen Parkplatz. Mehrere Autos standen herum. Vermutlich Leute, die ihre teuren Wohnungen nicht mehr bezahlen konnten und in ihre Gartenlauben gezogen waren.
    »Es gibt ein Loch im Zaun«, sagte Philipp, als wir vor dem verrammelten Gittertor standen. »Kommt mit!«
    »Versuch nicht

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